Früherkennung des Typ-1-Diabetes

Früherkennung des Typ-1-Diabetes

Beim Diabetes mellitus handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Bereits in den ersten Lebensjahren kommt es bei Kindern, die später auch an Typ-1-Diabetes erkranken, zu einer Fehlentwicklung des Immunsystems mit der Bildung von Autoantikörpern gegen insulinproduzierende Inselzellen. Die Erkenntnisse der BABYDIAB-Studie lassen vermuten, dass vor allem Umweltfaktoren und die Lebensweise, die in den ersten beiden Lebensjahren einwirken, für den Defekt des Immunsystems und die Entstehung von Diabetes verantwortlich sind. Eine Bestimmung von Insel-Antikörpern im Blut ermöglicht somit, schon im frühen Kindesalter, Diabetes noch vor dem Auftreten von Beschwerden und klinischen Symptomen einer Überzuckerung nachzuweisen. Sind bei Kindern im Alter von zwei Jahren bereits zwei oder alle drei Inselautoantikörper vorhanden, so ist mit einer sicheren Diabetesentwicklung noch vor dem zehnten Lebensjahr zu rechnen. Gegen Insulin gerichtete Antikörper treten zuerst auf. Die Ausweitung der Immunantwort auf die Antigene Glutamatdecarboxylase und Tyrosinphosphatase IA-2 ist eine wichtige Voraussetzung für das Fortschreiten der Erkrankung. Auch genetische Faktoren beeinflussen die Entstehung von Inselautoimmunität. So haben Kinder mit bestimmten Vererbungsmerkmalen etwa zehnmal häufiger positive Inselautoantikörper bereits vor dem dritten Lebensjahr als Kinder ohne solche Genotypen. Die Erkenntnis über den frühen Beginn des Autoimmungeschehens ist entscheidend für die zeitliche Planung zukünftiger Präventionsstudien und die Erforschung von Umweltfaktoren, die den Beginn einer fehlerhaften Immunreaktion initiieren.

 

Ziel der BABYDIAB-Langzeitbeobachtung von mehr als 2000 Neugeborenen von Eltern mit Typ 1 Diabetes ist die Erfassung immunologischer, genetischer und umweltbezogener Daten, um die Entstehung dieser Autoimmunkrankheit besser zu verstehen und neue prognostische Risikofaktoren für die Entstehung der Krankheit zu identifizieren. Damit steht nun ein leistungsfähiger diagnostischer Test zur Verfügung, um das Diabetesrisiko abschätzen und eine Diabetesentwicklung frühzeitig erkennen zu können. Die Ergebnisse eröffnen auch Möglichkeiten für neue Präventions- und Behandlungsansätze, die teilweise bereits in Nachfolgeuntersuchungen geprüft werden sollen. So wird heute versucht, eine Impfung für das früheste Kindesalter zu entwickeln, um Diabetes zu verhindern.

 

Ein Antikörperscreening (Suchtest auf Antikörper im Blut) sollte bei Kindern alle 3 bis 5 Jahre, bei Erwachsenen etwa alle 10 Jahre wiederholt werden, um die Entstehung von Insel-Antikörpern rechtzeitig zu erfassen. Eine Erstuntersuchung zur Früherkennung des Kindheitsdiabetes ist um das 2. Lebensjahr sinnvoll. Werden Verwandte von Personen mit Typ-1-Diabetes auf Insel-Autoantikörper untersucht, kann das Diabetesrisiko näher präzisiert werden und hängt bei einem positiven Testergebnis im wesentlichen von der Anzahl der positiven Insel-Autoantikörper ab. Kinder mit einem positiven Antikörperbefund bei einer müssen demnach zur Abschätzung des Diabetesrisikos auf alle weiteren Antikörper getestet werden.

Der Nutzen eines Suchtests zur Früherkennung von Diabetes-Typ-1 für den Betroffenen mit erhöhtem Diabetesrisiko liegt in der Möglichkeit, an Studien und Therapiemaßnahmen teilzunehmen, die das Fortschreiten der Inselentzündungen aufhalten und den Ausbruch des Typ-1-Diabetes verhindern. Er liegt auch darin, durch das Wissen um ein erhöhtes Risiko Frühsymptome einer Diabetesmanifestation richtig einschätzen und erkennen zu können.