Magenkrebs (Magenkarzinom)

Magenkrebs (Magenkarzinom)

"Ein Punkt ist es, kaum ein Schmerz, nur ein Gefühl empfunden eben; und dennoch spricht es stets darein und dennoch stört es dich zu leben." So beschrieb Theodor Storm (*1817), der 1888 an Magenkrebs verstarb, seine Beschwerden. Mit insgesamt rund 20.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist das Magenkarzinom beim Mann der fünfthäufigste, bei der Frau der vierthäufigste bösartige Tumor. Männer sind etwa zweimal häufiger betroffen. Die meisten Magenkarzinome entstehen bei über Fünfzigjährigen, allerdings treten etwa 10% aller Magenkrebsfälle bereits zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf. Die Zahl der Neuerkrankungen hat in den letzten beiden Jahrzehnten in Deutschland wie auch den anderen westlichen Industrieländern um etwa die Hälfte abgenommen. Nur in Südostasien, Finnland und China ist das Magenkarzinom immer noch die häufigste Krebsart.

 

Ernährungsgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Magenkrebs. So stellen häufiger Verzehr stark gesalzener Speisen und geringer Konsum von frischem Gemüse und Obst gut belegte er­näh­rungsbedingte Risikofaktoren dar.


Riskant könnte auch der häu­fige Verzehr von gegrillten, geräucherten und gepökelten Speisen sein. Beim Räuchern und Grillen entstehen krebserregende Substanzen (Kanzerogene) durch unvoll­ständige Verbrennung. Beim Pökeln von Fleischwaren hingegen werden Nitrat- oder Nitritsalze verwendet, die zusammen mit Nahrungsbestandteilen beim Erwärmen oder im Magen Nitrosamine bilden – ihrerseits ebenfalls sehr starke Kanzerogene. Nitrosamine können auch bei Verunreinigung der Nahrung mit Bakterien und Pilzen entstehen.

 

Der erwähnte Rückgang der Erkrankungszahlen des Magenkarzinoms in der westlichen Welt ist wahrscheinlich auf die allgemeine Verbreitung von Kühl- und Gefrierschränken und die verbesserte Versorgung mit frischem Obst und Gemüse zurückzuführen. Konservierungsmethoden wie das Einsalzen traten in den letzten Jahrzehnten zugunsten von Gefrieren, Kühlen und/oder steriler Verpackung unter Luftabschluss in den Hintergrund.

 

Aber auch ein erhöhter Alkohol- und Nikotinkonsum geht mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Magenkrebses einher. Neben genetischen Faktoren und der Blutgruppe (Blutgruppe A bevorzugt) gibt es aber auch eine Reihe von Erkrankungen die mit einem erhöhten Risiko für eine Magenkrebsentwicklung einhergehen: neben der Besiedelung des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori und die dadurch verursachte chronische Magenschleimhautentzündung, gelten auch die seltenere so genannte atrophische Autoimmungastritis, Magenpolypen (Adenome) und der so genannte Morbus Ménétrier (Riesenfalten des Magens) als Risikoerkrankungen. Auch ein voroperierter Magen mit Magenteilresektion stellt nach ca. 10 Jahren ein deutliches Risiko für die Entstehung eines Magenkarzinoms dar.

 

 

Ein Magenkrebs geht meist von Drüsenzellen aus (über 95%) (man spricht vom Adenokarzinom). Bei der mikroskopischen Untersuchung des entnommenen Gewebes kann der Pathologe die biologischen Eigenschaften des Tumors genauer bestimmen und Hinweise auf die Bösartigkeit des Tumors gewinnen. Es wird zwischen drei Typen von Magenkarzinomen unterschieden, dem so genannten Intestinaltyp, der zunächst klar begrenzt wächst, dem diffusen Typ, der bösartiger ist und rasch das umgebende Gewebe durchsetzt und einem Mischtyp.

Wie bei vielen anderen Krebsarten gibt es keine typischen Frühsymptome: Das Magenkarzinom wächst lange Zeit, ohne charakteristische Krankheitserscheinungen, die sofort den Verdacht auf einen Tumor wecken würden. Verdächtig ist ein "empfindlicher Magen" mit ausgeprägten Abneigungen gegen verschiedene Speisen oder neu aufgetretenen Unverträglichkeiten. Druck- und Völlegefühl, Übelkeit, Aufstoßen, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Schmerzen können Anzeichen eines Magenkrebses sein. Magenbeschwerden, die sich trotz medikamentöser Therapie nach längstens drei Wochen nicht bessern, müssen weiter abgeklärt werden.

Die sichere Erkennung von frühen Krebsstadien ist nur durch eine Magenspiegelung mit dem Endoskop (Gastroskopie) möglich. Dabei werden Gewebeproben aus dem verdächtigen Areal entnommen (Biopsie) und mikroskopisch untersucht. Beim Magenkrebs hängen die Heilungschancen wesentlich davon ab, ob das Tumorgewebe bei einer Operation wirklich vollständig entfernt werden kann. Die Behandlungsergebnisse sind am besten, wenn das Karzinom noch klein und vor allem noch nicht in die Muskelschichten der Magenwand eingewachsen ist. Wenn feststeht, dass es sich um ein Karzinom handelt, sind weitere Untersuchungen erforderlich, die Hinweise auf die Ausdehnung der Krankheit geben: Wichtig ist hierbei unter anderem die Tiefenausdehnung des Tumors, das heißt welche Wandschichten des Magens das Krebsgewebe bereits durchdrungen hat.

Bei der endoskopischen Ultraschalluntersuchung wird ein Schallkopf direkt in den Magen vorgeschoben. Dadurch können Magenwand und benachbarte Lymphknoten beurteilt werden. Informationen über einen Krebsbefall der lokalen und entfernten Lymphknoten sind wichtig, weil die Entscheidung über die geeignete Therapie wesentlich von der Ausbreitung des Karzinoms auf Lymphknoten und entferntere Organe (Metastasierung) abhängt.

Die Operation ist beim Magenkarzinom die wichtigste und entscheidende Behandlungsmaßnahme. Je nach Tumorausdehnung und -lokalisation kann die komplette Entfernung des Magens nötig werden. Zusätzlich kommen Chemotherapie und in manchen Situationen auch Bestrahlung zur Anwendung. Mit zellwachstumshemmenden Medikamenten, den Zytostatika, alleine kann ein Magenkarzinom zwar nicht geheilt werden. Dennoch hat die Chemotherapie einen wichtigen Platz in der Behandlung ausgedehnter Tumoren. Es gibt eine Reihe von wirksamen Medikamenten, die oft in Kombinationen eingesetzt werden. In den letzten Jahren kamen neue wirksame Substanzen hinzu, die in klinischen Studien geprüft werden.

Das Überleben betroffener Patienten hängt entscheidend vom Ausmaß der Tumorerkrankung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ab, das heißt die Prognose ist umso günstiger, je früher das Karzinom entdeckt wurde. Daraus folgt, dass unklare Magenbeschwerden, die trotz medikamentöser Therapie andauern, frühzeitig weiter abgeklärt werden müssen, ebenso sollten sich Patienten mit Risikoerkrankungen für die Entstehung eines Magenkarzinoms regelmäßigen Kontrollen unterziehen

<//font>