Gähnen - Klimaanlage fürs Gehirn

Gähnen - Klimaanlage fürs Gehirn

Gähnen ist universell und eigentlich eine ziemlich unspektakuläre alltägliche Angelegenheit. Föten im Alter von drei Monaten tun es bereits im Mutterleib und selbst viele Tiere gähnen. Im Tierreich hat Gähnen eine soziale Funktion: Es übt eine Signalwirkung auf andere aus und steuert das Verhalten einer Gruppe.

Gähnen ist zuerst nur ein Gefühl, das tief hinten zwischen Rachen und Ohren zu sitzen scheint. Dann öffnet sich der Mund ein wenig und die Lungen saugen Luft ein. Immer stärker weitet sich der Mund der Länge nach, die Augen schließen sich und manchmal schießen dabei Tränen ein, weil die Gesichtsmuskeln beim Gähnen auf die Tränendrüsen drücken. Gähnen ist ein Reflex, demnach eine immer wiederkehrende gleiche Reaktion auf einen bestimmten Reiz. Was der Reiz ist und warum die Menschen gähnen, darüber sind sich die Wissenschaftler bislang nicht im Klaren. Lange Zeit galt das Gähnen als ein Reflex auf einen Sauerstoffmangel im Blut und wurde als ein Anzeichen von Müdigkeit oder Langeweile interpretiert. Studien zeigen jedoch: Gähnen macht munter und dient vielmehr dazu, unsere Aufmerksamkeit zu steigern. Gähnen hat eine Wärmeaustausch-Funktion. Durch das Einatmen von kühler Luft beim Gähnen wird der Temperaturhaushalt im Gehirn reguliert und somit die Bedingungen für optimale Leistungsfähigkeit geschaffen.

Durch das Gähnen streckt sich die Kiefermuskulatur und entspannt sich wieder, der Herzschlag beschleunigt sich, unser Gehirn wird besser durchblutet. Desweiteren werden durch das Gähnen der Blutdruck sowie die Anzahl der Herzschläge erhöht, was zu einem gesteigerten Blutfluss in die Schädelhöhle führt, der wiederum einen erhöhten Wärmeaustausch zur Folge hat. Das Blut zirkuliert durch den Schädel und kühlt dadurch das Gehirn und hilft, aufmerksam zu bleiben. Kräftiges Gähnen ist zugleich eine wirkungsvolle Methode, sich zu entspannen.

Die ansteckende Wirkung des Gähnens dient zudem dazu, die Aufmerksamkeit einer kompletten Gruppe zu steigern. Warum Gähnen allerdings ansteckend ist, bleibt wohl ein ewiges Rätsel. Studien haben allerdings gezeigt, dass sich jeder Zweite anstecken lässt. Einige reagieren schon in den ersten Sekunden, andere erst nach fünf Minuten. Dieses veranlasst Wissenschaftler zu der Vermutung, Gähnen habe eine zwischenmenschliche Funktion. Forschern zufolge werden jedoch nur verständnisvolle und mitfühlende Personen durch gähnende Mitmenschen zum Mitgähnen animiert.

Psychologen vermuten, dass die Umgebungstemperatur das Gähnen ebenso beeinflusst wie komplizierte Denkaufgaben. Allerdings beim Atmen durch die Nase wird das Blut im Inneren des Organs abgekühlt und fließt anschließend durch das Gehirn, so dass keine zusätzliche Kühlung durch das Gähnen notwendig ist. Wir gähnen immer dann, wenn sich die Aktivität unseres Körpers verändert, zum Beispiel nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen.

Allerdings ist das Phänomen "Gähnen" noch immer nicht restlos geklärt.