Wenn Schwitzen zum Lebensproblem wird
Jeder Händedruck ist peinlich und wird nach Möglichkeit vermieden. Ständiger Achselschweiß durchnässt die Kleidung und ist oft sichtbar. Auch bei äußerster Sauberkeit fürchtet der Betroffene eine mögliche Geruchsbildung. Die Folge dieser Belastung: Unsicherheit im Umgang mit den Mitmenschen bis hin zur deutlichen Einschränkung der Persönlichkeitsentfaltung in Privatleben und Beruf.
Nur sehr selten liegen dem lokalen übermäßigen Schwitzen organische Krankheiten zugrunde. In der überwiegenden Zahl der Fälle besteht eine veranlagte Überfunktion der Schweißdrüsen an Achseln, Handflächen oder Fußsohlen. Schweißhemmende Deos versagen hier ihren Dienst. Spezielle, ärztlich verordnete aluminiumchloridhaltige Lösungen können bei geringem Ausprägungsgrad hilfreich sein. Bei verstärkter Schweißbildung an Händen oder Füßen ist die in vielen Hautarztpraxen angebotene Leitungswasser-Iontophorese oft sehr wirkungsvoll. In schweren Fällen können die Schweißdrüsen der Achsel oder bestimmte Nervenknoten operativ entfernt werden. Allerdings können diese operativen Verfahren von teils erheblichen Nebenwirkungen und Funktionsstörungen der Haut begleitet sein. Eine neuartige Behandlung des übermäßigen Schwitzens ist die Injektion von Botulinumtoxin in die Haut. Botulinumtoxin ist ein natürlich vorkommendes Bakterieneiweiß, dessen Wirkung auf der Blockade von bestimmten Nervenimpulsen zu den Schweißdrüsen beruht. Nach einer einmaligen Injektion in die Haut tritt etwa am 3. Tag eine chemische Blockade der Schweißdrüsen ein. Das übermäßige Schwitzen in der jeweiligen Region hört für die Dauer von etwa 6 – 12 Monaten auf.
Ein Beispiel aus der Praxis
Eine 18 Jahre junge Frau, die seit mehreren Jahren unter ganzjährigem übermäßigen Schwitzen in der Achselhöhle leidet, soll behandelt werden. Bisherige Therapieversuche mit verschiedenen Deos und zentral nervenwirksamen Substanzen brachten keine Besserung. Vor Beginn einer Therapie kann die Zone des verstärkten Schwitzens durch einen Jod-Stärke-Test sichtbar gemacht werden. Dabei färben sich die aktiven Schweißzonen schwarz. Bei einem Kontrolltest, der 2 Wochen nach der Therapie durchgeführt werden sollte, wird anhand des jetzt weiß gebliebenen Stärkepulvers sichtbar, dass die Schweißproduktion deutlich abgenommen hat. Eine erwünschte Restfunktion der Schweißdrüsen bleibt in der Regel erhalten. Die Vorteile der Botulinumtoxin-Therapie liegen in der langen Wirkdauer, der Sicherheit und Verträglichkeit sowie dem insgesamt geringen Zeitaufwand, der dem Patienten hierbei entsteht. Nachteilig ist, dass die Therapie wiederholt werden muss, da die Wirkung nach circa 6 – 12 Monaten nachlässt. Allerdings berichten viele Patienten, dass die Behandlungsintervalle länger werden, je öfter sie sich dieser Therapie unterziehen. Bereits einen Tag nach der Behandlung geht es in der Regel mit der Stimmung bergauf und evenutell vorher aufgetretene Berührungsängste sind verschwunden.