Knochenschonender Gelenkersatz für jüngere Menschen

Knochenschonender Gelenkersatz für jüngere Menschen

In Deutschland leidet jeder Vierte über dem 65. Lebensjahr unter ständigen Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates und ist dadurch in seiner Mobilität erheblich eingeschränkt. Die Arthrose, d. h. der krankhafte Verschleiß des Gelenkknorpels, nimmt dabei eine immer größere Bedeutung ein. Wenn sich der Gelenkknorpel abnutzt, ist dies ein Prozess, den man nicht rückgängig machen kann. Der hyaline Knorpel, der am Gelenkkopf den Knochen schützt, ist bei Schädigung nicht in der Lage sich selbst zu heilen. Durch den zunehmenden Verschleiß kommt es zum direkten Kontakt von Knochen auf Knochen. Die Folgen der Arthrose sind starke Schmerzen bei Belastung. Die schmerzfreien Gehstrecken werden immer kürzer. Zuletzt entstehen auch im Ruhezustand starke Schmerzen. Wenn die konservativen Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind, kann meist nur noch ein künstlicher Gelenkersatz helfen.

Arthrose und künstlicher Gelenkersatz sind nicht mehr ausschließlich ein Problem des höheren Lebensalters. Zunehmend wird die Implantation von künstlichen Gelenken bei Menschen vorgenommen, die jünger als 50 Jahre sind. Das Anspruchsdenken an Gesundheit ist deutlich gewachsen: Jüngere Patienten sind nicht bereit, Einschränkungen ihrer Lebensqualität und Beweglichkeit hinzunehmen. Sie möchten sich mit dem neuen Gelenk in allen Lebenssituationen so gut und sicher bewegen als wären sie gesund. Sie wollen sich aktiv an Sport- und Freizeitvergnügungen beteiligen, vielleicht sogar Skifahren und Tennisspielen.

Auch die Materialien, aus denen der künstliche Gelenkersatz besteht, sind einem Verschleißprozess unterworfen. Endoprothesen müssen in der Regel nach ca. 10 bis 15 Jahren ausgetauscht werden. Gerade bei jungen Menschen gilt daher die Regel: Es wird nur ersetzt, was krank ist. Bei jeder Gelenkoperation geht weitere Knochensubstanz verloren.

Es gibt eine Reihe von knochensparenden Endoprothesen, die speziell für junge und aktive Patienten entwickelt wurden, um die Reoperabilität zu verbessern. "Durom Hip Resurfacing" ist ein reiner Oberflächenersatz für die Hüfte und wurde von Prof. Dr. med. Wolfgang Rüther, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, mitentwickelt.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Hüftschaft-Systemen wird hier der Hüftkopf weitgehend erhalten: Wie eine Kappe wird er mit Knochenzement auf dem Hüftkopf verankert. Das Implantat besteht aus der verschleiß- und abriebresistenten Kobaltchromlegierung "Metasul". Dieser Werkstoff ermöglicht einen größeren Kopfdurchmesser als bei herkömmlichen Hüftschaftsystemen. Der große Kopf steht tiefer in der Pfanne als ein kleiner und gibt dem Gelenk mehr Stabilität und einen größeren Bewegungsumfang. Implantate wie der Oberflächenersatz für die Hüfte machen es heute möglich, auch jüngere Menschen mit künstlichen Gelenken zu versorgen, die knochenschonend sind und größeren Bewegungsansprüchen entsprechen.

Dasselbe gilt heute auch für Knieprothesen, mit denen nach der OP genauso viel Sport möglich ist wie vorher - meist sogar mehr, denn aufgrund der durch Schmerzen verursachten Bewegungseinschränkung war die Operation ja indiziert. Seit einigen Jahren wird in der Weiterentwicklung der Prothesen auch der erst spät zur Kenntnis genommen Tatsache Rechnung getragen, dass ein Frauenknie eine etwas andere Form hat als ein Männerknie. Seitdem gibt es für die Frauen das so genannte Gender-Knee.