Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom, kolorektales Karzinom)

Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom, kolorektales Karzinom)

Weltweit stellt das Dickdarmkarzinom mit mehr als 600.000 Neuerkrankungen die dritthäufigste Krebsart dar. In Deutschland erkranken pro Jahr noch immer mehr als 50.000 Menschen neu an einem Dickdarmkrebs, fast 30.000 versterben an den Folgen. Dies ist deshalb besonders tragisch, da das Dickdarmkarzinom in fast allen Fällen vermeidbar ist. Trotz entsprechender Vorsorgemaßnahmen ist die Bereitschaft der Bevölkerung noch nicht ausreichend groß, diese auch wahrzunehmen.

Insbesondere jenseits des 50. Lebensjahres steigt das Risiko an einem Dickdarmkrebs zu erkranken oder zu versterben erheblich an. Etwa 75% aller Dickdarmkrebse treten spontan auf. Bei den anderen 25% liegen genetische Faktoren, dass heißt Veränderungen am Erbgut der Zellen (zum Beispiel die so genannten familiären Polyposis-Syndrome oder das so genannte hereditäre Kolonkarzinom (HNPCC)) oder andere Erkrankungen vor, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Dickdarmkrebses einhergehen (wie zum Beispiel die Colitis ulcerosa, eine chronisch-entzündliche Dickdarmerkrankung).

Der Monat März ist seit 2002 sogenannter "Darmkrebsmonat", in dem, von verschiedenen Organisationen wie z.B. "Deutsche Krebshilfe", der Aktion "LebensBlicke - Stiftung Früherkennung Darmkrebs" sowie Facharztzentren und Krankenhäusern Informationsveranstaltungen, "Tag der offenen Tür" und ähnliches angeboten werden. Leider ist die Akzeptanz zur Vorsorge in der Bevölkerung noch immer zu gering.

Erste Symptome für das Vorliegen eines Dickdarmkrebses ist der Nachweis von Blut im Stuhl. Bei plötzlichem Auftreten von Stuhlunregelmäßigkeiten, das heißt der Wechsel von Durchfall und Verstopfung, sowie zusätzlich Müdigkeit, Schmerzen und Gewichtsverlust liegt meist schon ein fortgeschritteneres Tumorstadium vor.

In frühen Tumorstadien kann der Tumor manchmal allein endoskopisch ohne Operation im Rahmen einer Darmspiegelung abgetragen werden. Sollte es sich schon um ein fortgeschritteneres Stadium handeln, so ist eine Operation mit Entfernung des betroffenen Darmabschnitts und der angrenzenden Lymphknoten nötig Je nach Ausmaß der Tumorerkankung begleitet oder gefolgt von einer anschließenden Chemotherapie. Je später der Tumor erkannt wird, desto wahrscheinlicher sind Fernabsiedelungen in andere Organe wie beispielsweise der Leber oder Lunge mit entsprechend ungünstiger Prognose für den betroffenen Patienten.

Gewisse Ernährungs- und Lebensgewohnheiten (so genannte "Lifestyle Faktoren") beeinflussen das Risiko an einem Dickdarmkrebs zu erkranken. So erweist sich eine ausgewogene Ernährung, insbesondere fleisch- und fettarm sowie faserreich als günstig. Eindeutige Risikofaktoren stellen starkes Übergewicht, Rauchen und ein Alkoholkonsum von mehr als 20g/Tag dar. Körperliche Bewegung scheint das Risiko hingegen zu senken.

Die Patienten mit genetischer Belastung (vererbbare Formen) oder prädisponierenden Erkrankungen für die Entwicklung eines Dickdarmkrebses unterliegen speziellen Vorsorge- und Screening-Programmen.

Für die Mehrzahl der Patienten (etwa 75%) - die ja spontan an einem Dickdarmkrebs erkranken können - muss es entsprechend das Ziel sein, möglichst frühzeitig den möglichen Tumor zu entdecken, um dauerhaft von diesem geheilt werden zu können. Hierbei erweist sich als günstig, dass der Dickdarmkrebs bei all diesen Patienten aus noch nicht bösartigen Vorstufen, den so genannten Polypen oder Adenomen im Laufe von mehreren Jahren entsteht. Im Rahmen des langsamen Wachstums der Polypen kommt es nach bekannten Mustern zu Veränderungen im Erbgut der Polypenzellen, die aufgrund fehlender Reparaturmechanismen nicht mehr korrigiert werden können, so dass aus einem zunächst komplett gutartigen Polypen letztlich ein bösartiger, invasiv wachsender Tumor entsteht (sog. Adenom-Karzinom-Sequenz).

Im Gegensatz zu vielen anderen Krebsarten kann die Entstehung eines Dickdarmkrebses in diesen Fällen fast immer vermieden werden. Durch die konsequente Anwendung von etablierten Screeningmaßnahmen können adenomatöse Polypen frühzeitig erkannt und abgetragen (Polypektomie) oder zumindest der Dickdarmkrebs in einem prognostisch günstigen Frühstadium erkannt werden, daher stehen folgende Methoden zur Früherkennung des kolorektalen Karzinoms heute zur Verfügung:

1). Die Stuhluntersuchung auf verstecktes (okkultes) Blut, die prinzipiell von allen ärztlichen Kollegen (wie beispielsweise vom Hausarzt, Gynäkologe oder Urologe) veranlasst werden kann.

2). Die Darmspiegelung, entweder als teilweise oder (besser) als komplette Koloskopie. Letztere steht allen gesetzlich Versicherten seit dem 01.10.2002 mit Vollendung des 55. Lebensjahres als Screeninguntersuchung zur Verfügung. Sollte der Befund unauffällig sein, so muß sie erst nach 10 Jahren wiederholt werden. Die Untersuchung kann bei niedergelassenen Internistischen Fachärzten (meist Gastroenterologen) in der Praxis sowie an den Endoskopieabteilungen vieler Krankenhäuser durchgeführt werden. Von den Untersuchern werden dabei gewisse Anforderungen an Qualität und Erfahrung in der Koloskopie, technische Ausstattung und hygienischen Standard gefordert, die überprüft werden.

Für die Koloskopie (Darmspiegelung) ist eine entsprechende Vorbereitung des Darmes notwendig, dass heißt, der Darm muss durch abführende Maßnahmen am Vortag der Untersuchung komplett gereinigt werden. Die Untersuchung selbst ist für den Patienten - da im Falle von Schmerzen die Möglichkeit der Gabe einer entsprechenden "Schlafspritze" besteht - völlig schmerzfrei. Der Vorteil der klassischen endoskopischen Koloskopie im Vergleich zu neu auf den Markt drängenden Verfahren, wie der so genannten virtuellen Koloskopie, die mittels Computertomographie oder Magnetresonanzuntersuchung von vielen Radiologen angeboten werden, ist die Möglichkeit der Probenentnahme im Falle von auffälligen Befunden. Auch können Polypen direkt während der Untersuchung abgetragen und entfernt werden, und damit - wie bereits oben ausgeführt - das Entstehen eines Darmkrebses verhindert werden.

Die Dickdarmspiegelung stellt also eine wirkliche Krebsvorsorge dar, anders als beispielsweise die Mammographie (Röntgen der Brust) der Frau, bei der es um die Früherkennung eines bereits entstandenen Brustkrebses geht.