Medizin­lexikon

Eitrige Mandelentzündung

Die eitrige Mandelentzündung (=Angina tonsillaris =akute Tonsillitis) ist eine bakterielle Infektion der Gaumenmandeln (=Gaumentonsillen). Die Bakterien (meist Streptokokken) bilden weiß-gelbliche Eiterherde auf den hochroten und geschwollenen Mandeln (=Tonsillen =Tonsilla palatina). Zumeist sind Kinder betroffen. Die Ausbreitung erfolgt häufig in Kindergärten und Schulen durch Kontakt mit bakterienhaltigem Sekret (z.B. aus Nase und Mund) von Kind zu Kind (sog. Tröpfcheninfektion).

Die Patienten klagen über Kopf- und Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber zwischen 38 und 40 Grad Celsius, Mundgeruch (=Foetor ex ore) sowie geschwollene Lymphknoten im Kiefer- und Halsbereich.

Der behandelnde Arzt schaut (=inspiziert) die Gaumenmandeln, indem er mit einem flachen Stab (=Spatel) die Zunge nach unten drückt und den Patienten "A" sagen läßt. Dadurch wird der Blick auf die beidseits seitlich vom Zäpfchen (=Uvula) stehenden, oval erscheinenden Tonsillen freigegeben. Wenn eine exakte Klärung des Erregers notwendig ist, wird ein Abstrich durchgeführt. In manchen Fällen veranlaßt der behandelnde Arzt eine Blutuntersuchung auf Entzündungszeichen (z. B. Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozytenzahl, C-reaktives Protein, Antikörper).

Die Behandlung (=Therapie) der Angina tonsillaris erfolgt mit einem Antibiotikum (z.B. Penicillin) über 8 - 10 Tage. Der Patient sollte die Körpertemperatur bereits vor dem Arztbesuch unter dem Arm (=axillär) messen. Definitionsgemäß besteht ab 37,5 Grad Celsius Fieber. Nach dem Beginn der Therapie wird zumindest 3 mal täglich die Temperatur gemessen, aufgeschrieben und beim nächsten Arztbesuch mit Datum vorgelegt. Das Fieber sollte unter Antibiotikatherapie innerhalb von 2 - 3 Tagen abklingen, ansonsten muß der behandelnde Arzt erneut aufgesucht werden. Die Fiebersenkung erfolgt bei Temperaturen oberhalb von 39 Grad Celsius mit Fieberzäpfchen (enthalten z.B. Paracetamol) oder Fiebersaft. Eine Senkung ohne Medikamente ist durch kalte Wadenwickel möglich (siehe Mittelohrentzündung). Die Fieberbehandlung tötet keine Bakterien ab; sie muß deshalb stets mit einem Antibiotikum kombiniert werden. Gegen Halsschmerzen können warme Leinsamenkompressen helfen.

Besondere, allerdings seltene Sonderformen der eitrigen Mandelentzündung sind Scharlach und rheumatisches Fieber. Sie bedürfen einer speziellen Behandlung. Die unkomplizierte Angina tonsillaris kann mehrfach in kurzen Zeitabständen auftreten und heilt zumeist folgenlos aus. Manchmal kann eine chirurgische Entfernung (=Tonsillektomie) der Gaumenmandeln sinnvoll sein.

WARME LEINSAMENKOMPRESSE

Für Halsschmerzen (z.B. bei eitriger Mandelentzündung) hat sich eine warme Kompresse mit Leinsamenkörnern bewährt. Der Leinsamen kann in Apotheken und Drogerien gekauft werden. Für eine Kompresse reichen 100 Gramm. Die Körner sollten nicht zerkleinert werden.

Der Leinsamen wird in das Fußteil eines Leinenstrumpfes gefüllt. Danach wird der Strumpf an der Öffnung verknotet. Anschließend wird er mitsamt den Leinsamenkörnern für etwa 10 bis 15 Minuten in gut handwarmes Leitungswasser gelegt, welches in einem Kochtopf bei kleiner Hitze erwärmt wird. Die Temperatur ist gut, wenn ein Finger ohne Verbrennungen in das Wasser eingetaucht werden kann (bitte vorsichtig testen!). Der Leinsamen quillt im Wasser auf und sondert Schleim ab. Nach der kompletten Erwärmung zieht man den Strumpf mit Inhalt heraus, läßt ihn abtropfen und drückt ihn aus. An der Wange des eigenen Gesichtes wird dann geprüft, ob die Temperatur angenehm ist. Falls der Leinsamen zu heiß wurde, kann er an der Luft abkühlen, falls er zu kalt ist, muß er noch einmal im Wasser erwärmt werden. Der gefüllte Strumpf wird ringförmig um den Hals gelegt und außen mit einem normalen Handtuch bedeckt, damit die Wärme erhalten bleibt und die Umgebung nicht naß wird. Der Leinsamenstrumpf bleibt solange am Hals, bis das er vom Patienten als kühl empfunden wird. Danach kann er im Wasser erneut aufgewärmt und wieder aufgelegt werden. Die Behandlung wird solange wiederholt, wie sie der Patient als angenehm empfindet. Die Leinsamen können über mehrere Tage verwendet werden. Das Ausquellen von Schleim ist ungefährlich.

Synonyme: Eitrige Mandelentzündung, Angina tonsillaris, akute Tonsillitis, Gaumentonsillen, Streptokokken
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