Kranke Kinder homöopathisch behandeln

Kranke Kinder homöopathisch behandeln?

Bei drei- bis fünfjährigen Kindern lohnt es sich kaum, die Taschentücher wegzupacken. Im Schnitt plagt sich jedes Kind in diesem Alter jährlich 10 - 12 Mal mit einem Infekt herum, der zwischen sieben und zehn Tagen dauert.

Husten, Schnupfen, Heiserkeit - und oft auch Fieber - gehören fast schon zur Normalität, bis auf die Sommermonate, dann kann die ganze Familie mal befreit durchatmen.

Diese sogenannten banalen Infekte rauben nicht nur den Eltern den Schlaf, sie bauen vor allem einen Schutz vor allergischen Erkrankungen auf. Eine Münchner Forschergruppe konnte nachweisen, dass Kinder, die in den ersten Lebensjahren sehr häufig an Atemwegsinfekten litten, im späteren Leben nur ein geringes Risiko haben, an Asthma zu erkranken. Diesen natürlichen Schutz erwerben sich vor allem Geschwisterkinder, die sich laufend gegenseitig anstecken. Dass zuerst geborene Kinder überdurchschnittlich oft an Allergien erkranken, wird mit den fehlenden oder eher seltenen Luftwegsinfekten in Zusammenhang gebracht.

Kinder werden anders krank als Erwachsene

Die meisten Kinderkrankheiten können mit Hilfe der Homöopathie behandelt - und bei sachgerechter Anwendung - auch schnell und nebenwirkungsfrei geheilt werden. Das liegt mit daran, dass bei Kindern die Krankheitssymptome viel klarer auftreten und das sie noch nicht mit so vielen Arzneimitteln und schädlichen Umwelteinflüssen in Kontakt gekommen sind wie Erwachsene.

Kinder sind bei einer akuten Infektion plötzlich sehr krank, haben hohes Fieber und es geht ihnen wirklich schlecht. Nach zwei Tagen aber sind sie wieder putzmunter. Das zeugt von einem sehr starken Immunsystem, dass von der passenden homöopathischen Arznei unterstützt wird. Aber nicht alle Kinder verfügen über eine solch ausgezeichnete Konstitution. Ihnen kann die Homöopathie auch helfen, allerdings nicht von heute auf morgen und nur mit Hilfe einer homöopathischen Ärztin oder Arztes.

Wer seine Kinder selber behandelt, sollte nicht nur einen guten Ratgeber zum Nachschlagen und eine sinnvoll sortierte Hausapotheke haben, sondern auch einen kurzen Draht zu einer homöopathischen Ärztin oder einem homöopathischen Arzt. Denn oft ist es nicht leicht dass eine passende Mittel zu finden, da zwei oder drei Arzneien in die engere Wahl kommen – aber man sich halt nicht 100prozentig sicher ist.

Die klassischen Kinderkrankheiten

Masern, Röteln, Mumps, Windpocken, Keuchhusten oder andere durch Viren oder Bakterien verursachte Erkrankungen können im Gegensatz zur Schulmedizin mit Hilfe der Homöopathie sehr gut behandelt werden. Die durch die homöopathische Arznei angeregten Selbstheilungskräfte des Kindes werden den Krankheitsverlauf beschleunigen und die Symptome abschwächen. Nach zehn Tagen ist die Krankheit in der Regel überstanden und die natürlich erworbene Immunität schützt ein Leben lang vor einer erneuten Ansteckung.

Können die klassischen Kinderkrankheiten homöopathisch behandelt werden?

Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und das Dreitagefieber sind Viruserkrankungen. Antibiotika wären nutzlos. Die Medizin setzt in der Regel auf die Selbstheilungskräfte, die im Kindesalter groß sind. Die Optionen sind Abwarten und Fieber Senken. Das zweite schwächt allerdings die Abwehr und sollte unterbleiben. Für jede dieser Viruskrankheiten gibt es eine überschaubare Anzahl homöopathischer Arzneimittel, die je nach Symptombild vom kundigen Arzt ausgewählt werden.

Keuchhusten und Scharlach sind bakterielle Erkrankungen, die schulmedizinisch mit Antibiotika behandelt werden. Der Keuchhusten spricht allerdings nur im ersten Stadium darauf an, später bleibt der Verlauf unverändert, und im ersten Stadium wird der Keuchhusten oft nicht erkannt. Der Scharlach verläuft seit vielen Jahren in der Regel sehr harmlos, oft ohne hohes Fieber. Allerdings kann er mehrfach wieder auftreten, was besonders beobachtet wird, wenn ein Antibiotikum gegeben wurde.

Auch für diese Krankheiten stehen bestimmte homöopathische Mittel zur Verfügung, die bei richtiger Wahl den Krankheitsverlauf um viele Tage abkürzen können und Komplikationen vermeiden helfen.

Gibt es für Kinder homöopathische Arzneimittel?

Eigentlich sind alle homöopathischen Mittel im Einzelfall auch für Kinder geeignet. Aber in den 200 Jahren Erfahrung, auf die die Homöopathie zurückblicken kann, haben sich eine Anzahl von Arzneimitteln als besonders geeignet herausgestellt. Das sollte allerdings nicht dazu verleitet, diese Mittel auf die Schnelle und unüberlegt anzuwenden. Immer gehört zur Mittelwahl das genaue Erfassen des individuellen Symptombildes.

Bekommen Kinder immer eine andere Potenz als Erwachsene?

Weder die Potenzwahl noch die Häufigkeit und Größe der Gabe ist bei Kindern anders. Für Akutfälle eignen sich, gerade für den Hausgebrauch, besonders die Potenzen D12 oder C12. In chronischen Fällen wird vom Arzt oder der Ärztin oft eine höhere Potenz gewählt.

Was passiert, wenn das kranke Kind eine falsche homöopathische Arznei erhält?

In der Regel passiert gar nichts, so als wären nur Zuckerkügelchen gegeben worden. Eine einmalige oder ein- bis zweimal wiederholte Gabe hat praktisch keine Nebenwirkungen. Nur die anhaltende Gabe einer falschen Arznei kann zu so genannten Arzneisymptomen wie bei einer Arzneiprüfung führen.

Für den Hausgebrauch gilt: Ein Versuch im akuten Fall ist immer erlaubt. Wenn sich nicht in kurzer Zeit eine Besserung einstellt, muss das Mittel gewechselt werden. Dann sollte der Arzt oder die Ärztin befragt werden.

Homöopathie in der Selbstbehandlung

Der Ähnlichkeit auf der Spur

Die Homöopathie in der Selbstbehandlung kommt ohne einer sehr aufwendigen Fallanalyse aus. Aber auch eine bewährte Indikation muss nach individuellen Gesichtspunkten verordnet werden. Denn nur die Arznei, die dem Gesamtbild der Symptome am ähnlichsten ist, wird auch helfen. Eine gute Beobachtungsgabe und ein wenig medizinischer Sachverstand sind Voraussetzungen dafür, dass das Nachschlagen in einem entsprechenden Buch auch vom Erfolg - der Heilung - gekrönt ist. Denn bevor eine Arznei gegeben wird, muss erstens feststehen, was überhaupt behandelt werden soll und zweitens müssen die Symptome und Modalitäten sehr genau erfragt werden.

Zum Beispiel: Kopfschmerzen bei Fieber

Diese Fragen führen zur Arznei:

  • Wo befindet sich der Schmerz? Ist er in der Stirn, an den Schläfen oder im Hinterkopf und Strahlt er in eine Richtung aus?
  • Wie fühlt sich der Schmerz an? Ist er drückend, ziehend, stechend oder bohrend und wie sieht der Patient aus, ist zum Beispiel sein Gesicht blass oder gerötet?
  • Wann leidet der Patient an den Schmerzen? Morgens oder abends, im Schlaf oder bei einem Wetterwechsel?
  • Wodurch werden die Schmerzen besser, wodurch schlimmer? Zum Beispiel durch frische Luft, kalte Umschläge oder Lärm?
  • Was hat die Kopfschmerzen ausgelöst? War es Angst vor einer Prüfung, Ärger oder Durchzug?
  • Welche Beschwerden sind außerdem noch vorhanden?

Diese Arzneien kommen in Frage:

Aconitum napellus - Sturmhut

Dies ist in erster Linie ein Fiebermittel, das zu Beginn einer Erkrankung seine Hauptindikation hat. Nach spätestens 2 Stunden sollte eine Besserung eingetreten sein. Die Symptome treten plötzlich auf, oft als Folge von kaltem Wind oder Schock. Die Haut ist trocken, rot, brennend. Das Kind ist unruhig und ängstlich, sein Rachen ist rot, der Mund trocken und es hat Durst auf kaltes Wasser. << nachts, im warmen Zimmer, kalter, trockener Wind; >> im Freien

Belladonna - Tollkirsche

Die Beschwerden kommen plötzlich und heftig und enden oft genauso schnell wieder. Zusammen mit Aconitum das Hauptfiebermittel: Die Röte ist dunkler, die Schmerzen mehr pulsierend. Das Kind schwitzt stark, ist weniger ängstlich und unruhig als bei Aconitum, eher wie betäubt und hat glasige Augen. << Bewegung, Berührung, Lärm, Licht, Kälte >> Ruhe

Bryonia alba - Zaunrübe, Gichtrübe

Dieses Mittel hilft bei vielen schmerzhaften Erkrankungen, die sich langsam entwickeln, der Schmerz ist stechend. Das Kind hat großen Durst, trockene Schleimhäute, die kleinste Bewegung, Berührung, absolute körperliche und geistige Ruhe, im warmen Zimmer, Druck, Ruhe.

Gelsemium sempervirens - Gelber wilder Jasmin

Mittel bei einer sogenannten Kopfgrippe, die Beschwerden entwickeln sich nur langsam, dumpfe Schmerzen steigen vom Nacken über den Kopf bis zur Stirn. Auslöser ist häufig feuchtes Wetter, Aufregung oder Lampenfieber. Typisch sind allgemeine Schwäche, Zittern, Benommenheit.  Aufregung, schlechte Nachrichten, vormittags, Sonne; Hochlagerung des Kopfes, Schießen der Augen, Wasserlassen

Phosphor - Gelber Phosphor

Der Patient, der Phosphor benötigt, ist sehr empfindsam und erschöpft. Er reagiert auf Reize leicht über. Brennende Schmerzen, großer Durst auf kalte Getränke. Auf der linken Seite liegen, abends, Anstrengung; Schlaf, Essen

Bessern sich die Kopfschmerzen nicht, muss Ihr homöopathische Arzt informiert werden. Chronische Kopfschmerzen können nur ärztlich therapiert werden; nie während der Behandlung einer chronischen Erkrankung ohne Absprache mit dem Arzt Arzneimittel einnehmen!

Einnahme homöopathischer Arzneien bei akuten Beschwerden

Schon nach 15 Minuten sollte in akuten Fällen eine Verbesserung eintreten. Erst wenn sich nach anfänglicher Besserung kein weiterer Fortschritt zeigt, sollte das Mittel frühestens nach 15 Minuten wiederholt werden, beim dritten Mal frühestens nach 30 Minuten. Bei Bedarf bis zu viermal am Tag zu wiederholen. Die Wirkung jeder Gabe muss abgewartet werden. Die Globuli im Mund zergehen lassen. 15 Minuten vor und 15 Minuten nach der Gabe möglichst nichts essen und trinken. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) empfiehlt bei der Selbstbehandlung für alle homöopathischen Medikamente die Potenz C12. Eine Gabe sind 2-3 Globuli. Homöopathische Arzneimittel gibt es nur in Apotheken.