Homöopathie am Lebensende

Homöopathie am Lebensende

Die Diskussion über aktive Sterbehilfe und Patientenverfügungen ist in den letzten Jahren neu entflammt. Die Bundesärztekammer hat Richtlinien zur ärztlichen Sterbebegleitung erstellt und der Nationale Ethikrat debattiert über den Umgang mit dem Sterbenden.

Die letzte Lebensphase des Menschen würdig zu gestalten ist das Ziel, von dem unsere Gesellschaft noch weit entfernt ist. Die Homöopathie kann auch hier Alternative sein, da sie den ganzen Menschen im Blick hat und nicht nur den versagenden Teil eines Mechanismus. Die meisten Menschen möchten zu Hause sterben, doch die Realität sieht anders aus. Gestorben wird in Deutschland in Krankenhäusern und in Alten- und Pflegeheimen, nicht in der familiären Umgebung. Diese Einrichtungen sind in der Regel nicht auf die Bedürfnisse sterbender Menschen eingerichtet, im Gegenteil, ein gestorbener Patient wird häufig als Niederlage angesehen. Niemand möchte sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht alles getan zu haben, im Wettlauf gegen den Tod. Auf der Strecke aber bleibt dabei oft genug die Würde des sterbenden Menschen, wenn der Zeitpunkt des Todes ein größeres Gewicht hat als die Umstände des Sterbens. Deshalb setzt sich Deutsche Hospiz Stiftung seit Anfang der 80er sehr erfolgreich für einen anderen Umgang mit Sterben und Tod ein, und vor allem für die flächendeckende Versorgung mit Palliativstationen.

Der schützende Mantel

Der Begriff Pallium kommt aus dem Lateinischen und heißt Mantel. Entsprechend wird in der Palliativmedizin dem unheilbar kranken Menschen ein schützender Mantel umgelegt. Lindern steht in der Therapie vor Heilen. Ein selbstbestimmtes, beschwerdefreies und bewusstes Leben bis zum Tod wird angestrebt. Die Palliativmedizin hat nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Hauptziel die bestmögliche Lebensqualität des Patienten und seiner Angehörigen. Das setzt eine fundierte Ausbildung des gesamten Teams voraus, denn die ärztlichen und pflegerischen Aufgaben sind komplex und menschlich nicht einfach, dazu zählen: Schmerztherapie, Symptomkontrolle, psychosoziale Begleitung, ärztliche Aufklärung und Seelsorge.

Homöopathie in der Sterbebegleitung

Wenn Ärzte nicht mehr heilen, sondern nur noch lindernd begleiten können, kann die Homöopathie eine gute Alternative sein. Sie entdeckt nicht erst in diesem Krankheitsstadium, dass ein Mensch aus Körper, Geist und Seele besteht. Eine zentrale Rolle in der Therapie todkranker Menschen ist die Schmerzlinderung. Hier kann die Homöopathie wesentliches tun, da sie "hervorragend Schmerzen lindern kann. Homöopathische Mittel haben vor allem den Vorteil, dass sie den geschwächten Patient nicht mit Nebenwirkungen belasten und ihn nicht in einen Dämmerzustand versetzen. Macht es im bestimmten Fall keinen Sinn, das allopathische Schmerzmittel abzusetzen, können Begleiterscheinungen wie Übelkeit oder Durchfall auch homöopathisch behandelt werden. Die Kontrolle aller auftretenden körperlichen und psychischen Symptome gehört zur lindernden Behandlung und zur homöopathischen Standardtherapie. Wurde der Patient bereits in einem früheren Stadium der Krankheit homöopathisch behandelt, hat der behandelnde Arzt einen guten Überblick über die Gesamtheit der Symptome, da in der Homöopathie auch schon während der kurativen oder heilenden Therapie körperliche und psychische Symptome für die Mittelwahl wichtig sind. Arzt und Patient sind während der gesamten homöopathischen Behandlung im Gespräch, auch über den ernsthaften Verlauf der Krankheit und die Ängste des Patienten. Auch werden in der Homöopathie - vor allem bei sehr schwachen Patienten - die Angehörigen frühzeitig mit in die Behandlung einbezogen. Sie können immer wieder hilfreiche Beobachtungen bei der Mittelwahl beisteuern und stehen nicht hilflos am Rande. Und stirbt der Mensch, kann das passende homöopathische Mittel das Sterben erleichtern, ohne die letzte Augenblicke abzukürzen. Im Gegenteil, Unruhe, Angst und Spannung können nachlassen, so dass die letzten Stunden noch bewusst erlebt werden können.

Was sind die grundlegenden Elemente der homöopathischen Behandlung in der Sterbebegleitung?

In den letzten Stadien einer unheilbaren Krankheit ist das Behandlungsziel eine Besserung der Gemütslage, des Allgemeinbefindens und wesentlicher körperlicher Beschwerden, vor allem eine Schmerzlinderung. Die homöopathische Behandlung richtet sich auf diese Ziele. Die ausführliche Anamnese kann insofern etwas abgekürzt werden, die Arzneimittelwahl ist allerdings auch hier individuell, das heißt, nur nach Bestimmung der charakteristischen Symptome im Einzelfall möglich.

Häufig leiden sterbende Patienten an sehr großen Schmerzen. Ist Schmerzlinderung allein mit homöopathischen Mitteln möglich oder wird hierbei mit der Schulmedizin kombiniert?

Homöopathische Mittel können, wenn sie im Einzelfall passend gewählt sind, auch Schmerzen hervorragend lindern. Ist die Wirkung unzureichend, kann jederzeit mit allopathischen Schmerzmitteln kombiniert werden. Oft ist es umgekehrt: Bei späterem Einsatz der Homöopathie können die bisher eingenommenen Schmerzmittel nach und nach reduziert werden.

Können mittels der Homöopathie die Nebenwirkungen starker schulmedizinischer Arzneien, wie Verdauungsstörungen, Atemnot und Übelkeit, gelindert werden?

Ja, es ist zwar meistens schwerer, Nebenwirkungen von Medikamenten zu behandeln als "natürliche" Krankheiten, aber auch dazu liegen viele Erfahrungswerte vor. Wesentlicher ist die Möglichkeit, solche Arzneimittel mit starken Nebenwirkungen zu reduzieren oder abzusetzen, wenn die homöopathische Therapie die Grundkrankheit bessert. Immer aber bestimmt der Einzelfall das Vorgehen.

Gibt es Medikamente, die besonders oft verschrieben werden?

Es gibt Arzneien, die sich in den letzten Lebensstadien besonders bewährt haben, zum Beispiel Arsenicum album, Carbo animalis, Phosphorus und viele andere. Sie müssen, wie immer in der Homöopathie, nach der Symptomatik des Einzelfalls gewählt werden.

Um das richtige homöopathische Medikament zu finden, ist eine umfangreiche Anamnese nötig. Dies ist bei sehr schwachen Patienten nicht immer möglich. Wie finden Sie in solch einem Fall das Mittel?

Hier ist das Vorgehen ähnlich wie bei kleinen Kindern oder auch in der Tiermedizin: Wesentlich für die Mittelwahl sind dann körperliche Symptome, die Beobachtung von Verhalten und Stimmung und die Aussagen der Menschen, mit denen der Patient zusammenlebt.