Heuschnupfen rechtzeitig zu Leibe rücken

Heuschnupfen rechtzeitig zu Leibe rücken

Allergien gehören wie Bluthochdruck und Diabetes zu den häufigsten Krankheiten in Deutschland. Mehr als 24 Millionen Menschen sind inzwischen hierzulande betroffen. Allergien beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich und neigen dazu, sich immer weiter zu verschlechtern. So hat ein Heuschnupfenpatient ein Risiko von etwa 40 Prozent, dass er nach einigen Jahren zusätzlich an Asthma erkrankt.

Viele Betroffene gehen mit einer allergischen Erkrankung jedoch nicht zum Arzt, erst recht nicht zum Facharzt.1 "Die Bedeutung allergischer Krankheiten wird in der Öffentlichkeit nicht richtig eingeschätzt, und Allergien werden noch immer bagatellisiert", sagt Dr. Josef Wenning vom Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA). Dabei kann die fachärztliche Behandlung gerade im Anfangsstadium einer Allergie sehr gut helfen und die Erkrankung im besten Fall sogar heilen. Die pollenfreie Zeit im Herbst ist der ideale Zeitpunkt, um eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) zu beginnen und so der Ursache der Pollenallergie zu Leibe zu rücken. Je eher mit dieser einzigen heilenden Allergietherapie begonnen wird, desto besser sind die Ergebnisse. Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung ist eine fachärztliche Allergiediagnostik: Je genauer der Facharzt die auslösenden Allergene festgestellt, desto besser wird die Allergen-spezifische Therapie auch wirken.

 

Rechtzeitig zum Allergologen

Die spezifische Immuntherapie ist die einzige Behandlung gegen Heuschnupfen, die kausal in das Krankheitsgeschehen eingreift und die Erkrankung langfristig bessern sowie einem Asthma vorbeugen kann. Es ist durch wissenschaftliche Untersuchungen gesichert, dass eine solche Behandlung die Entstehung oder Verschlechterung allergischer Symptome verhindert. 2002 wurde Rahmen der so genannten PAT-Studie (Preventive Allergy Treatment) über mehrere Jahre der Krankheitsverlauf von 205 Kindern mit einer Allergie auf Gräser- oder Birkenpollen untersucht. Bereits nach drei Jahren war das Asthmarisiko der mit einer Immuntherapie behandelten Kinder deutlich reduziert im Vergleich zu den Kindern, die nur symptomlindernde Medikamente erhalten hatten. Bei jedem zweiten Kind konnte mit der Therapie die Ausweitung der Erkrankung zum Asthma verhindert werden. Bei Kindern, die zu Beginn der Untersuchung bereits unter leichtem Asthma litten, traten nach der Immuntherapie deutlich weniger Symptome während der Pollensaison auf.2,3 Allergologe Dr. Josef Wenning: "Die Immuntherapie muss in einem frühen Krankheitsstadium begonnen und konsequent über mehrere Jahre durchgeführt werden, dann wirkt sie langfristig. Eine Besserung der Symptome ist schon im ersten Jahr nach Behandlungsbeginn deutlich spürbar."

Empfohlen wird die spezifische Immuntherapie schon bei Kindern ab fünf Jahren. Gerade in diesem Alter sind die Allergieraten bei Kindern alarmierend hoch. "Kinder, die im Alter von sechs bis acht Jahren spezifisch immuntherapiert wurden, leiden deutlich seltener unter Neusensibilisierungen. Es kann also verhindert werden, dass die Anzahl der Auslöser, die zu Beschwerden führen, immer mehr zunimmt", sagt der Kinderarzt und Allergologe Dr. Ernst Rietschel, Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA). Er empfiehlt eine Immuntherapie bei Kindern mit Heuschnupfen bereits, wenn sie milde bis moderate Krankheitszeichen haben. Die Erfolgsraten der spezifischen Immuntherapie liegen bei über 90 Prozent, wenn molekular standardisierte Allergen-Präparate verwendet werden.

     

  1. DAAU, ÄDA, DGAKI, GPA: Allergien – Volkskrankheiten des 21. Jahrhunderts. Ein berufspolitisches Spitzengespräch über Probleme der Patientenversorgung. MasterMedia 2005, Hamburg.
  2. Jacobsen, L. et al.: Prevention of asthma by specific immunotherapy (the PAT-Study). Five year follow up. Allergy 53(Suppl.):168, 1998
  3. Moeller, C. et al.: Pollen immunotherapy reduces the developement of asthma in children with seasonal rhinoconjuncitivis (the PAT-Study). J Allergy Clin
    Immunol 109:251-6, 2002

Pollenfreie Zeit für spezifische Immuntherapie nutzen