Die medikamentöse Therapie des Asthma bronchiale

In den vorhergehenden Artikeln über das Asthma bronchiale wurde gezeigt, dass das Asthma bronchiale eine Entzündungskrankheit der Bronchialschleimhaut ist. Die Ursache der Entzündung ist ein immunologischer Prozess.

Leider sind wir heute noch weit entfernt von einer ursächlichen Therapie, die uns in die Lage versetzen würde, diesen immunologischen Prozess zu blockieren, beziehungsweise nicht wirksam werden zu lassen. Erste Ansätze sind schon mit der Entwicklung von so genannten IGE-Antikörpern erzielt worden. Diese Medikamente stehen leider noch weit vor der Einführung.

Das Ziel der Behandlung muss vorläufig bleiben, die bronchiale Entzündung zurückzudrängen oder vollständig auszulöschen. Die Umsetzung dieses Zieles ist weitgehend gelungen. Die Behandlung des Asthma bronchiale - vorausgesetzt dass diese Behandlung auch frühzeitig eingesetzt wurde - ermöglicht heute bei mindestens 80% der Betroffenen eine sehr gute Krankheitskontrolle und eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität mit relativ kleinem Aufwand - unabhängig von der Form des Asthma bronchiale.

An erster Stelle der Therapie stehen daher heute die Medikamente, die durch ihren entzüngshemmenden Effekt die beste Wirkung auf das Asthma haben, nämlich die inhalierbaren oder inhalativen Corticosteroide, also die Cortisonpräparate. Diese unterscheiden sich in ihren pharmakologischen Eigenschaften wesentlich von den Cortisonsubstanzen, die in Tablettenform eingesetzt werden. Dadurch können sie heute großzügig eingesetzt werden. Wesentliche und schwerwiegende Nebenwirkungen sind auch bei einer lebenslangen Therapie kaum zu befürchten. Nebenwirkungsfreie Substanzen gibt es nicht.

Aktuell verwendete inhalative Corticosteroide sind z. B. die Wirkstoffe: Beclometason, Budesonid und Fluticason.

Die inhalativen Corticosteroide werden bei allen Formen des Asthma bronchiale und bei allen Schweregraden als Basistherapie eingesetzt, auch bei Kindern! Eine Ausnahme bildet das nur sporadisch auftretende Asthma bronchiale, bei dem eine Basistherapie zunächst nicht erforderlich ist.

Die 2. Säule der Asthmatherapie sind die Bronchien erweiternden Medikamente.

Sie werden auch als Bronchospasmolytika oder Betamimetika bezeichnet. In dieser Gruppe unterscheidet man die kurzwirksamen Formen und die langwirksamen Formen. Die langwirksamen Betamimetika bedeuten einen wesentlich Fortschritt in der Behandlung des Asthma bronchiale. Sie werden ähnlich wie die inhalativen Corticosteroide als Basistherapie in Kombination den Steroiden eingesetzt - natürlich in Abhängigkeit vom Schweregrad des Asthma bronchiale. Der Grund liegt in der langen, über ca. 10 bis 12 Stunden anhaltenden Bronchien erweiternden Wirkung, die insbesondere eine gute Kontrolle von nächtlichen Asthmabeschwerden gewährleistet. Zudem verbessern die langwirksamen Betamimetika die Wirkung der inhalativen Cortisone. Dieser Synergismus ermöglicht oft eine Reduzierung der Cortisondosis bei gleicher Wirksamkeit und trägt somit auch zur Verminderung vieler möglicher Nebenwirkungen der Behandlung bei.

Typische Wirkstoffe dieser Gruppe sind: Salmeterol und Formoterol. Kombination aus inhalativen Corticosteroiden und langwirksamen Betamimetika sind beispielsweise: Wirkstoffkombination von Salmeterol mit Fluticason oder Kombiantion von Formoterol mit Budesonid.

Die 3. Säule der Therapie sind die kurzwirksamen Betamimetika.

Auf Grund der kurzen Wirkung werden diese Medikamente heute vorwiegend für die Bedarfstherapie angewendet, wenn trotz der oben genannten Therapie Beschwerden auftreten.

Diese Substanzen sind in der Regel heute allen Betroffenen bekannt: Salbuamtol, Fenoterol, Terbutalin, Ipratropiumbromid (wird bevorzugt in der Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit eingesetzt, weil dort besser wirksam).

Theophyllin:

Diese Substanz hat heute an Bedeutung verloren und wird nur noch in der Kombination eingesetzt, wenn durch die inhalativen Medikamente alleine keine hinreichende Besserung erreicht werden kann. Die Substanz ist "schwächer" wirksam als die heutigen inhalierbaren Substanzen und hat wesentlich mehr Nebenwirkungen. Dies liegt einerseits daran, dass die Substanz nur oral als Tablette oder Kapsel, also systemisch, angewendet werden kann, um an den Bronchien wirksam zu werden. Andererseits haben die Medikamente eine der Substanz eigene, höhere und teils schwerere Nebenwirkungsrate, die auch dosisabhängig ist.

Leukotrienantagonisten:

In der Bundesrepublik ist nur der Wirkstoff Montekulast zugelassen. Es hat beim mittelschweren bis schweren Asthma bronchiale als Kombinationspräparat eine Bedeutung. Einen besonderer Stellenwert besitzt es in der Behandlung von Kindern und Kleinkindern. Auf diese Besonderheiten kann hier allerdings nicht eingegangen werden.

Cortison in Tablettenform:

ist für die Behandlung der akuten Verschlechterung des Asthma bronchiale als Kurzzeit-Therapie erforderlich oder als Langzeit-Therapie bei schweren Verlaufsformen. Das ist aber heute fast chon eine Ausnahme.

Die inhalativen Medikamente stehen in verschiedenen Applikationsformen zur Verfügung.

  1. die Sprays: Die FCKW-haltigen Sprays sind seit 01.01.2003 nicht mehr im Handel, weil sie die Ozonschicht zerstören. Heute wird als Treibgas HFA verwendet. Die Sprays werden als klassische Dosieraerosole angeboten oder als Dosieraerosole mit automatischem Auslösemechanismus.
  2. die Pulverinhalatoren: hier gibt es verschieden Formen, als Patrone zum Auswechseln, als Einmal-Dosierspender in Kapselform oder als Pulverinhalatoren in verschiedenen Dosierspendern mit und ohne Zählwerk.
  3. die Inhalationslösungen: dienen als Therapie bei schweren Atemwegserkrankungen, wenn durch die üblichen Dosierspender eine ausreichende Lungendeposition nicht erreicht werden kann oder die Kooperation (Kleinkinder) nicht vorhanden ist. (Die lang wirksamen Betamimetika gibt es bisher nicht als Inhalationslösung) Die grundsätzliche Behandlung des Asthma bronchiale mit Hilfe elektrischer Inhalationsgeräte ist heute nicht mehr zeitgemäß, medizinisch nicht mehr begründet und auch wegen der heute zur Verfügung stehenden Medikamente nur noch in Ausnahmefällen gerechtfertigt. Obwohl wir für eine optimale Asthmatherapie nur wenige Substanzen benötigen, ist das Angebot unter den Medikamenten durch die Vielzahl der Hersteller für den Laien fast nicht durchschaubar. Ein "Notfallspray" wird beispielsweise nicht nur unter vielen verschiedenen Handelsnamen verkauft, sondern wird zudem in sehr verschiedenen Dosierspendern angeboten wie als klassisches Dosieraerosol mit Treibgas, als Pulverinhalationskapseln, als Pulverinhalator mit Zählwerk oder als Dosieraerosol mit selbstauslösbarer Freisetzung usw.. Das führt nicht selten dazu, dass Patienten glauben, von ihrem Arzt nicht das "modernste" Präparat erhalten zu haben, so dass die Medikamente in Unkenntnis der Inhaltsstoffe als neuer oder moderner oder sogar als Neuheit untereinander gehandelt werden.

 

Wie bedeutsam sind die Applikationsformen für den Patienten und die Therapie?

Die unterschiedlichen Applikationsformen sind für die Patienten wenig relevant. Viel wichtiger ist, dass ein Patient mit "seinem" System umzugehen lernt und durch die richtige Anwendung eine wirksame Therapie hat. Die verschiedenen Systeme sollten dem persönlichen Bedürfnis der Patienten und der schwere seiner Krankheit angepasst sein. Dann stimmt auch die Therapie. Dies ist Aufgabe des Arztes. Die weitere Unterscheidung, die sich aus der Wahl eines Applikationssystems ergeben, obliegt der Kenntnis des beratenden Facharztes. Eine frühzeitige und adäquate Therapie trägt nicht nur zur Verhinderung von Spätschäden und Verbesserung der Lebensqualität bei, sondern führt auch sehr häufig zu einem reduzierten Bedarf an Medikamenten.