Antiallergische Gartengestaltung

Antiallergische Gartengestaltung

Die Birke nebenan ist nicht der Übeltäter bei Heuschnupfen.

Eine Patientin mit einer Allergie gegen Birkenpollen wollte ihren Nachbarn per Gerichtsbeschluss zum Abholzen des Übeltäters verpflichten, bekam aber vor Gericht kein Recht, da es sich bei der Allergie um eine "lästige Störung" handele, aber nicht um eine wesentliche Beeinträchtigung - zumal die Bepflanzung mit Birken aus ökologischen Gesichtspunkten zu begrüßen sei. Allergien sind natürlich keine lästige Befindlichkeitsstörung, obwohl das gelegentlich sogar von ärztlicher Seite behauptet wird. Vielmehr schränken Allergien die Lebensqualität der Patienten erheblich ein. Sie können sogar lebensgefährlich werden.

Doch auch für Allergologen ist das Abholzen von Bäumen in Nachbars Garten keine Lösung bei einer Allergie gegen Baumpollen. Birken verbreiten ihre Pollen nämlich über eine recht große Distanz. Die unmittelbare Umgebung bekommt allerdings nur wenige Pollen ab. Die Pollenfreisetzung bei Birken ähnelt der Rauchentwicklung eines Lagerfeuers. Die Pollen steigen zunächst nach oben, verteilen sich dann in höheren Luftschichten und sinken schließlich in einem weiten Umkreis langsam wieder nieder. Am schlimmsten für den Allergiker ist deshalb nicht die Birke in Nachbars Garten, sondern der Baum, der etwa 500 Meter weiter weg steht - und gegen den ist man oft machtlos. Hilfreich wäre es aber, wenn in Städten nicht gerade Birken als Alleebäume gepflanzt würden. Auch Roggenpollen kann man nicht aus dem Wege gehen. Roggen setzt große Pollenmengen frei, die bis zu 100 Kilometer weit fliegen können.

Heuschnupfen-Patienten haben kaum eine Chance, den allergieauslösenden Pollen zu entgehen. Eine Umgestaltung des eigenen Gartens macht nur zu einem gewissen Grad Sinn. Allergieauslösende Kräuter wie Beifuß und Wegerich gehören möglichst nicht in den Garten von Heuschnupfen-Patienten, da die Pollen dieser Kräuter vorwiegend in höheren Konzentrationen in Bodennähe vorkommen. Auf Hecken aus Liguster oder Hainbuchen sollten Allergiker verzichten oder diese Pflanzen zumindest nicht in der Blütezeit schneiden. Auch Thuja und Scheinzypressen, die als windbestäubte Pflanzen ihre Pollen durch die Luft wirbeln lassen, sind in Europa zunehmend Ursache für Allergien. Geeignet für den Allergiker-Garten sind dagegen meistens Pflanzen, die mit attraktiven Blüten Insekten anlocken. Solche Pflanzen werden fast immer von Insekten bestäubt, der klebrige Pollen wird nicht vom Wind verbreitet. Es kann dem Hobbygärtner aber auch eine Allergie auf Insektengifte oder eine Kontaktallergie auf bestimmte Pflanzeninhaltstoffe das Leben schwer machen.

Letztlich ist bei Heuschnupfen und anderen Allergien der Besuch bei einem allergologisch ausgebildeten Facharzt unumgänglich. Der Allergologe testet dann, welches die Auslöser der Beschwerden sind und verordnet eine antiallergische Therapie. Kurzfristig helfen so genannte Antihistaminika gegen die Beschwerden. Langfristig erfolgreich ist eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) mit modernen, molekular standardisierten Allergen-Präparaten. 

Wer sich dennoch genau über das Allergierisiko verschiedener Pflanzen informieren möchte, erhält einen sehr guten Überblick in den allergologischen Gärten in Bad Lippspringe. Unterhalb des Prinzenpalais geben sechs Themengärten mit mehr als 250 Pflanzenarten einen Überblick über die allergieauslösende Wirkung von Blumen, Kräutern und Sträuchern. Mit Hilfe von fünf modernen Informationsterminals können sich Interessierte zudem in der Fußgängerzone von Bad Lippspringe auf allergologische Spurensuche begeben, zusammen mit dem berühmten Detektiv Sherlock Holmes einen Allergiefall lösen und sich anschließend im Allergie-Dokumentations- und Informationszentrum (ADIZ) beraten lassen.