Die Tanz- und Bewegungstherapie
Tanz war zu allen Zeiten für den Menschen eine grundlegende Ausdrucksform der Gefühle, diente als Medium für Heilungsprozesse, ist die Sprache des Körpers und zeigt die innere Welt des Menschen. Auch eine Kontaktaufnahme mit anderen Personen ist nirgends so leicht und zugleich persönlich möglich wie beim tanzen, denn hier werden auch Bereiche und Themen zugänglich, die verbal schwer oder gar nicht bearbeitbar sind. Veränderte Bewegungsmuster weisen auf Veränderungen der Lebens- und Beziehungsmuster hin. Die Tanztherapie verbindet nicht nur Heilungstanzritualen mit den Methoden der modernen Psychologie, sondern sie unterstützt Menschen in ihrem persönlichen und kreativen Wachstumsprozess und öffnet den Zugang zum eigenen Lebenspotenzial.
Eingesetzt wird die Tanztherapie als Gruppen-, Einzel- und Paartherapie als eigenständige oder begleitende Therapieform im klinisch-therapeutischen, pädagogischen sowie krankengymnastischen Bereich, in der Prävention, Behandlung und Rehabilitation Erwachsener, stationären, teilstationären und ambulanten psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken mit Kindern und Jugendlichen sowie in sozialpädagogischen und sozialtherapeutischen Einrichtungen mit Behinderten, Suchtkranken, alten Menschen und zu guter Letzt in freier Praxis.
Das wichtigste Auswahlkriterium dieser Therapie ist das Klientel. Psychotische Patienten zum Beispiel benötigen angeleitete Bewegungsstrukturen, um ihre innere Strukturlosigkeit mit Hilfe der Bewegung überwinden zu können, neurotische Patienten hingegen müssen eher durch schöpferische Improvisation die authentischen inneren Impulse wieder entdecken. Dabei bedient sich die Tanztherapie einfachster Bewegungselemente des Ausdrucktanzes, meist ohne Verwendung spezifischer Tanztechniken.
Die Offenheit systemischen Denkens beim Tanzen veranlasst dazu, sich auf die Komplexität und Dynamik von Situationen einzulassen und das kreative Potential der Tanztherapie auszuschöpfen. Die Bewegung und der Tanz ermöglichen das Wahrnehmen anderer Sichtweisen, so daß gewohnte Konstruktionen aufgehoben werden und das Erfinden neuer Wirklichkeiten möglich wird. Sie kann dem Menschen helfen, dort wieder handlungsfähig zu werden, wo er untätig war, um eine gesteigerte Lebenszufriedenheit zu erzielen.