Gesichtsmissbildungen, Kieferfehlstellungen

Gesichtsmissbildungen, Kieferfehlstellungen

Erkrankungen des Alltags
Gesichtsmissbildungen begegnen uns in unterschiedlichen Ausprägungsgraden fast täglich. Manchmal erkennen wir, worum es sich handelt, manchmal denkt man nur: „Der sieht aber komisch aus“. Oftmals wird schon im Schulalter eine zu große Nase, ein vorstehender Kiefer, ein schiefes Gesicht oder ein Zahnfleischlächeln zum Stigma – verunglimpfende Bezeichnungen wie „Pferdegebiss“, „Hasenscharte“, „Haken- oder Papageiennase“ werden gerade in der Pubertät zu einer Belastung und prägen dann oft das Leben ihrer Träger.

Der Kiefer- und Gesichtschirurg ist der Arzt, der sich mit der Therapie all dieser Fehlbildungen beschäftigt und die Therapie auch unter Hinzuziehung anderer Fachbereiche koordiniert. Beteiligt werden: Der Zahnarzt/Kieferorthopäde (Zahnfehlstellungen), der HNO-Arzt (Gehörschäden), der Augenarzt (Sehstörungen), oder der Allgemein-plastische Chirurg (Fußmissbildungen). Die Therapie beginnt oft schon im Babyalter (Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten) und setzt sich dann über das Kindes- und Jugendalter (Ohranlegeplastiken) bis zum Wachstumsabschluss fort (Nasenkorrekturen, kieferverlagernde Eingriffe). Während bei den Spaltbildungen meist schon unmittelbar nach der Geburt eine suffiziente Therapie (Trinkplatte, Latham-Apparatur, Lippenadhäsion) eingeleitet wird, vergehen gerade bei den Fehlstellungen von Ober- und Unterkiefer oftmals Jahrzehnte bis eine Behandlung oder auch nur die Diagnostik beginnt. Frühzeitiger Zahnverlust, Knackgeräusche und Schmerzen im Kiefergelenk, Schnarchen, Nasenatmungsbehinderungen und Sprachstörungen sind Symptome, die viele Patienten erst zum Aufsuchen eines Arztes veranlassen. Dieses obwohl die Behandlung fast immer weitestgehend auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Leider wird oft an Symptomen wie einzelnen schiefen Zähnen, Nasenpolypen, Mandelentzündung, sich wiederholenden Mittelohrentzündungen, Allergien oder auch einem vorstehenden Kinn „herumgedoktert“ ohne das eigentliche Problem zu erkennen. Die rechtzeitige Einschaltung eines Facharztes für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gewährleistet eine sachgerechte, konsequente und erfolgreiche Therapie. Daher sollte jeder, der bei sich selbst oder bei Freunden und Bekannten derartige Fehlbildungen erkennt, diese Thematik ansprechen und zumindest ein Beratungsgespräch terminieren. Die Therapie ist heute unter Nutzung von minimalinvasiven Techniken, neuen Anästhesieverfahren und CT-gestützten Navigations-/ Operationsverfahren nur noch eine geringe Belastung und wird selbst von älteren Patienten und kleinen Kindern problemlos toleriert. Umso früher aber eine Therapie eingeleitet wird, umso mehr hat man davon. Denn warum sollte man erst 20 Jahre lang mit einem schiefen Gesicht herumlaufen bis das Kiefergelenk Schaden nimmt, ganz abgesehen von der Psyche, wenn die Möglichkeit besteht, derartige Probleme bereits im Schulalter zu korrigieren.

 

Dr. med. Dr. med. dent. Michael Th. Stepke

Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Ärztlicher Direktor der

EURION-Klinik Frankfurt/Main