Mit neuer Technik gegen Krebs - Tomotherapie

Mit neuer Technik gegen Krebs - Tomotherapie

 

Pro Jahr erkranken in Deutschland ca. 400.000 Menschen an Krebs, etwa 210.000 sterben daran.

 

Trotz neuer und vielversprechender Formen der Krebstherapie sind die wesentlichen Eckpfeiler der Krebsbehandlung auch heute noch die Chemotherapie, die Bestrahlung und die chirurgisch-operative Krebsentfernung.

Man unterscheidet die kurative, adjuvanter und palliative Krebsbehandlung.

Eine kurative Therapie versucht, Krebs zu heilen. Häufig angewandte Methoden der kurativen Therapie sind die Chirurgie, die Chemotherapie und die Strahlentherapie. Auch die Knochenmark-Transplantation gehört zu den Methoden der kurativen Krebsbehandlung.

 

Unter adjuvanter Therapie versteht man eine zusätzliche Chemo- oder Strahlentherapie bei Krebspatienten, deren Tumor bereits operativ entfernt wurde. Die adjuvante Therapie kann idealerweise das Wiederauftreten bzw. die Metastasenbildung eines Tumors verhindern oder aber die Zeit bis zu einem Rückfall, auch Rezidiv genannt, verlängern. Die adjuvante Therapie wird oft bei Patienten angewandt, bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, daß nach der Erstbehandlung ein Rückfall auftritt.

Die palliative Krebsbehandlung hat zum Ziel, die Lebensqualität des Krebspatienten zu verbessern, nicht jedoch den Krebs zu heilen. Damit unterscheidet sie sich vom kurativen Behandlungsansatz. Ein Beispiel für eine palliative Behandlung ist eine wirksame Schmerzbehandlung.

Im Kampf um die Verbesserung der Heilungsraten bei Krebs kommt jedoch der Strahlentherapie ein immer höherer Stellenwert zu. Schon heute werden etwa 60 Prozent aller Krebspatienten strahlentherapeutisch behandelt. Zwar sind in der Strahlentherapie eine Reihe neuer Techniken wie die Schwerionentherapie oder die Protonentherapie in der Entwicklung. Diese werden nach heutiger Kenntnis jedoch nur für einen kleinen Teil der Patienten relevant werden, während für den größten Teil der Behandlungen die weitere "Verfeinerung" der Bestrahlung mit Photonen das Mittel der Wahl bleiben wird. So ist auch zukünftig die weitere Verbesserung des Verhältnisses zwischen Wirkung und Nebenwirkungen durch die Fortführung der Entwicklung erforderlich.

 

Durch die Tomotherapie, eine innovative Weiterentwicklung der Tumorbestrahlung mit Photonen (Röntgenstrahlen), könnten die Risiken von Nebenwirkungen für Krebspatienten deutlich minimiert und die Heilungschancen verbessert werden. Die Entwicklung der Tomotherapie als direkte Kopplung von bildgebenden Verfahren und Bestrahlung mit identischer Geometrie in einem Gerät stellt eine interessante Option auf dem Weg der Weiterentwicklung der Präzisionsstrahlentherapie mit Photonen dar. Geräte vom Typ "Tomotherapy" sind jetzt erstmals für den europäischen Raum verfügbar. In Deutschland gibt es mehrere universitäre Strahlentherapieeinrichtungen mit dem Schwerpunkt Hochpräzsisionsstrahlentherapie, die das Potenzial haben, wesentliche Forschungsbeiträge zu Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes dieser neuen Technik zu leisten. Um die gerätetechnischen Voraussetzungen für eine Evaluierung der Methode in Deutschland zu schaffen, werden Tomotherapiegeräte für die Forschung zur Verfügung gestellt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat vier Tomotherapiegeräte zur strahlentherapeutischen Behandlung von Tumoren bewilligt. Die Geräte gehen an die Charité Universitätsmedizin Berlin, die Universitätskliniken von Essen und Heidelberg sowie an das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG in seiner Sitzung am 20. Oktober 2005. Damit wird diese viel versprechende, aber noch wenig erforschte neue Technik erstmals in Deutschland zur Anwendung gebracht und konkret evaluiert. Bei dieser neuen Generation von Strahlentherapiegeräten handelt es sich um die direkte Kombination eines Linearbeschleunigers mit einem Computertomographen (CT) in einem Gerät. Der Linearbeschleuniger läuft ähnlich wie die Röntgenröhre in einem CT um den Patienten herum und wird hier zusätzlich für die medizinische Bildgebung genutzt, so dass die Überprüfung der Tumorposition und die nachfolgende Behandlung ohne aufwändige Umrechnungs- und Anpassungsprozesse erfolgen können. Durch die mit dieser Technik erreichte bessere Verteilung der Strahlendosis wird eine weitere Reduzierung der Nebenwirkungen erwartet, also eine Zerstörung des Tumors bei noch besserer Schonung von den Tumor umgebendem gesunden Gewebe und Risikoorganen. Bei dieser Art Bestrahlung richtet sich nur ein schmales Strahlenfeld auf den Tumor, wobei das gesunde Gewebe im Umfeld von den Strahlen verschont wird. Durch die innovative Bestrahlungsanlage lassen sich auch größere Tumorvolumen schichtweise bestrahlen. Für den Patienten bedeutet die neue Tomotherapie-Technik eine wesentlich verringerte Bestrahlungszeit.

 

Allerdings steht die Tomotherapie in ihrer Entwicklung noch am Anfang. Mit den bewilligten Geräten soll den Wissenschaftlern an den vier Standorten ermöglicht werden, im internationalen Maßstab wesentliche Forschungsbeiträge zur Evaluierung der Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes der Tomotherapie sowohl aus medizinischer als auch aus medizin-physikalischer und radiobiologischer Sicht zu leisten. Die Anträge der Kliniken in Berlin, Essen, Heidelberg und München wurden durch eine internationale Gutachtergruppe auf Basis der vorgelegten, qualitativ hochwertigen Forschungsprogramme ausgewählt. Entsprechend dem Anliegen der DFG, neue Techniken gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Krebstherapie genau zu evaluieren, müssen die vier Zentren im Rahmen aufeinander abgestimmter Forschungsprogramme die Frage beantworten, welchen Stellenwert die Tomotherapie im Gesamtspektrum der Strahlentherapie in Zukunft haben wird. Mit ihrer Großgeräte-Initiative trägt die DFG der Tatsache Rechnung, dass der Strahlentherapie bei der Behandlung von Tumorerkrankungen auch in Zukunft ein sehr hoher Stellenwert zukommen wird. Für die Mehrzahl der Patienten wird trotz der Entwicklung neuer strahlentherapeutischer Techniken, wie Bestrahlung mit Protonen oder Schwerionen, auch in Zukunft die Präzisionsbestrahlung mit Photonen das Mittel der Wahl sein, zumal die Möglichkeiten dieses Ansatzes bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind.