Chinesische Heilkräuter in der Krebstherapie

Chinesische Heilkräuter in der Krebstherapie

In Deutschland erkranken nach Schätzungen jährlich rund 400.000 Menschen neu an einem bösartigen Tumor und damit ist Krebs nach Herz- und Kreislauferkrankungen weiterhin die zweithäufigste Todesursache.

Wenn Krebszellen unempfindlich gegenüber der Therapie werden, hat das fatale Folgen: Die Medikamente wirken nicht mehr und die bösartigen Zellen wachsen ungehemmt weiter.

Chinesische Heilkräuter könnten künftig in der Krebs-Therapie eine Rolle spielen: Substanzen aus diesen Kräutern sind in der Lage, Resistenzen von Tumorzellen gegen eine Chemotherapie zu überwinden. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) zeigten, dass die Moleküle Wogonin und Rocaglamid bösartige Zellen schädigen können.

Wirkstoffe, die aus den chinesischen Heilkräutern isoliert wurden, könnten in solchen Fällen neue Hoffnung geben: Sie machen die Krebszellen wieder empfindlich für das Zelltod-Signal." Die pflanzlichen Substanzen greifen in andere Signalwege ein als herkömmliche Chemotherapeutika. So könnten sie auch Tumoren zerstören, bei denen eine klassische Chemotherapie versagt.

Eine Chemotherapie zerstört Krebszellen unter anderem, indem sie im Tumor den programmierten Zelltod, die Apoptose, auslöst. Allerdings können sich Tumorzellen während der Therapie verändern und resistent werden. Wirkstoffe aus chinesischen Heilkräutern sollen helfen, dass Krebszellen, die durch eine langwierige Behandlung gegen Chemotherapie resistent geworden sind, wieder reagieren. Diese Wirkstoffe könnten die Krebszellen wieder für das Zelltod-Signal sensibilisieren, so dass auch diese veränderten Krebszellen wirkungsvoll bekämpft werden können.

Die Forscher zeigten im Labor, dass die Pflanzenwirkstoffe Wogonin und Rocaglamid entartete Zellen des Blutes und des Abwehrsystems zerstören. Bösartige Tumore in Mäusen schrumpften durch Behandlung mit den Wirkstoffen stark. Gesunde Zellen wurden dagegen nicht oder nur geringfügig geschädigt.

Nun wollen die Wissenschaftler den Wirkmechanismus der Kräuterextrakte genau aufklären und sie als Medikamente für die Krebstherapie weiterentwickeln. Sie untersuchen vor allem entartete Zellen des Abwehrsystems, die Leukämien und bösartige Tumoren des Lymphsystems verursachen. Die Wirkstoffe sind aber auch bei anderen Tumoren anwendbar.

Die chinesische Medizin ist schon mehrere Tausend Jahre alt. Im Mittelpunkt der Behandlungsmethoden steht die Kräuterheilkunde. In der westlichen Welt wird die chinesische Medizin vorwiegend in Ergänzung zur klassischen Schulmedizin angewandt. Grundsätzlich stellen chinesische Heilkräuter und die in ihnen enthaltenen Substanzen eine viel versprechende Quelle für neue Krebs-Medikamente dar. Bis die Substanzen in der Therapie angewendet werden können, ist jedoch noch intensive Forschungsarbeit notwendig

Info: Apoptose

Der programmierte Zelltod ist ein "Selbstmordprogramm", das auf bestimmte Signale hin ausgelöst wird. Dieser Prozess, in der Fachsprache Apoptose genannt, ist ein zentrales Entwicklungsprinzip des Lebens: Er bewirkt, dass kranke, alte und nutzlose Zellen absterben. In Krebszellen ist das Apoptose-Programm gestört; die Tumorzellen reagieren nicht oder nur schlecht auf die Zelltod-Signale und teilen sich ungehindert weiter. Die Deutsche Krebshilfe fördert ein Forschungsschwerpunktprogramm "Apoptose", an dem bundesweit mehrere Institute und Kliniken beteiligt sind. Das Ziel dieses Förderschwerpunkts ist es, die molekularen Ursachen für die Störung der Apoptose in Krebszellen weiter aufzuklären und den Zelltod in bösartigen Tumoren wieder anzuschalten.