Diabetiker und Wein – darf das sein?

Diabetiker und Wein – darf das sein?

Die Diagnose Diabetes-mellitus bedeutete früher für die meisten ein verzichtreiches Leben ohne jeden Genuss. Heute hat sich vieles zum Besseren gewandelt. Die Ernährung soll nicht nur die aktuelle Stoffwechsellage verbessern, sondern vor allem die Langzeitfolgen einer Diabetes verhindern. Dies sind in erster Linie Schäden an Blutgefäßen und Nerven. So weisen z. B. Diabetiker eine 4-fach erhöhte Herzinfarkt und 6-mal erhöhte Schlaganfallrate im Vergleich zu gesunden Menschen auf. Die vorbeugende Wirkung von Wein hinsichtlich des Herzinfarktes ist bekannt. Dass die diabetischen Gefäße möglicherweise von einem Glas Wein profitieren, ist ebenfalls nachvollziehbar. Aber ob Wein in moderater Dosis auch Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf der Stoffwechselkrankheit haben kann, wird zur Zeit verstärkt diskutiert. Zahlreiche internationale Studienergebnisse belegen, dass bei geringem bis moderatem Weinkonsum ein gewisser Diabetesschutz besteht. In Deutschland beschäftigte sich nun erstmals eine Studie der Deutschen Weinakademie (DWA) in Bad Neuenahr mit diesem Thema: Unter der Leitung von Chefarzt Dr. Kreuter und des Diabetologen Dr. Hauser genossen 80 Altersdiabetiker sechs Wochen lang täglich 300 ml Wein zum Essen.

Die Ergebnisse:

Der Blutzuckerstoffwechsel wurde – wie erhofft – durch den regelmäßigen Weinkonsum nicht beeinflusst. Darüber hinaus, konnten weitere positive Veränderungen wichtiger Blutwerte nachgewiesen werden, die vor allem für die diabetologischen Folgeerkrankungen eine Rolle spielen. So verbesserten sich die Blutfettwerte dahingehend, dass das „gute“ herzschützende HDL deutlich zunahm und das schädigende LDL erniedrigt wurde. Ebenso veränderten sich wichtige Indikatoren im Blutgerinnungsgeschehen zum Positiven hin, wie z. B. die Senkung des Gerinnungsstoffes Fibrinogen. Dadurch bleibt das Blut „flüssiger“ und thromboseähnliche Ereignisse werden weniger wahrscheinlich. Auch hinsichtlich des Blutdrucks konnte Entwarnung gegeben werden: sowohl systolischer als auch diastolischer Blutdruck blieben konstant. Insgesamt bestätigte die Untersuchung die positive Wirkung von moderatem Weingenuss auf den Stoffwechsel. Nichts spricht also aus ärztlicher Sicht gegen das tägliche Glas Wein. Das bedeutet Lebensqualität, Genuss und auch ein Stück Gesundheit für die Patienten.

Ob die Wahl auf Rot- oder Weißwein fällt, spielt übrigens keine Rolle – jeder trockene Wein kann bedenkenlos genossen werden. Wer lieber weniger herbe Weine trinkt, sollte auf den Zusatz „für Diabetiker geeignet“ achten. Nach dem deutschen Weingesetz enthalten diese Weine höchstens 4 g Glukose, aber bis zu 20 g Gesamtzucker (Glukose und Fruktose). Mit moderner Kellertechnik kann man die Gärung so steuern, dass Weine mit weniger Glukose, dafür aber mit mehr diabetikerfreundlicher Fruktose entstehen. So sind halbtrockene und sogar liebliche Diabetikerweine erhältlich. Das schonende Herstellungsverfahren bringt zudem besonders aromatische, bukettreiche Tropfen hervor, die auch für Nicht-Diabetiker ein Genuss sind.