Schwerhörigkeit bei Kindern

Schwerhörigkeit bei Kindern

Etwa 16 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Hörstörungen. Kindliche Hörstörungen können vielfältige Ursachen haben. Während der Schwangerschaft spielen Infektionskrankheiten wie Röteln, Masern und andere Viruskrankheiten der Mutter eine Rolle, aber auch die Einnahme bestimmter Medikamente, Alkohol- und Drogenmissbrauch.

Seltener sind erbliche Vorbelastungen oder eine frühkindliche Hirnhautentzündung verantwortlich. Weitere Risikofaktoren für Hörstörungen ist ein Sauerstoffmangel während oder nach der Geburt. Im Säuglings- und Kleinkindalter können Infektionskrankheiten wie Scharlach, Keuchhusten oder Mumps zur Hörbehinderung führen.

Die häufigste Ursache von Schwerhörigkeit im Kindes- und Jugendalter sind jedoch akute Mittelohrentzündungen. Sie werden meist durch Infekte des Nasenrachenraums verursacht, die über die Ohrtrompete in die Paukenhöhle übergreifen. Oft unterschätzt und dennoch für einen Großteil der Schwerhörigkeit im Kleinkind- und Jugendalter verantwortlich ist die stetige Lärmbelastung. In den ersten Lebensjahren spielen hierbei überlaute Spielzeuge eine entscheidende Rolle. In der Jugendzeit ist die permanente Beschallung über Kopfhörer ausschlaggebend - außerdem überlaute Musik in der Disco und bei Konzerten. Experten empfehlen Ohrstöpsel, um das Gehör bei lauten Veranstaltungen zu schonen, denn mittlerweile ist bereits jeder 4. Jugendliche von Schwerhörigkeit bedroht.

Gerade damit ein Kind richtig sprechen lernt und sich geistig gut entwickeln kann, ist ein normales Gehör Voraussetzung und nur so können die kindlichen Hörbahnen reifen. Bei Kindern im Schulalter kann der sogenannte Flüstertest eine Hörminderung aufdecken. Eine Schwerhörigkeit ist wahrscheinlich, wenn das Geflüsterte aus 4 Meter Entfernung nicht verstanden wird. Bei Säuglingen und Kleinkindern wird eine Hörminderung meist erst sehr spät erkannt. Ein wichtiger Hinweis ist, wenn Eltern beobachten, dass ein Baby auf akustische Reize unangemessen oder überhaupt nicht reagiert. Wenn dem Kind der Hörsinn fehlt, verliert es das Interesse, eigene Laute auszuprobieren und verstummt in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres. Später fallen betroffene Kleinkinder auf, wenn sich ihr Sprachvermögen nur zögerlich entwickelt. Spätestens dann sollte ein Hörtest beim Spezialisten durchgeführt werden. Denn die nicht erkannte Hörstörung führt bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen zu erheblichen Sprach- und Kommunikationsstörungen sowie zu Entwicklungsdefiziten. Darüber hinaus drohen soziale Isolation und psychische Auffälligkeiten.

Wenn irgendwelche Zweifel an der Hörfälligkeit eines Kindes bestehen, sollte man das Gehör überprüfen lassen. Liegt eine Hörminderung vor, so hängt das weitere Vorgehen von den Ursachen ab. Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit kann das Hörvermögen in vielen Fällen durch Operationen oder Medikamente gebessert werden. Ansonsten sind Hörgeräte eine unverzichtbare Hilfe. Neben einer Anzahl verschiedener Hörgeräte stehen auch Hilfsmittel für zuhause, die dem Schwerhörigen das normale Alltagsleben erleichtern, zur Verfügung. Kinder, die so schlecht hören, dass ihnen auch mit Hörgeräten kaum zu helfen ist, können meist mit einem durch eine Operation eingesetztes künstliches Innenohr, dem Cochlea Implantat versorgt werden. Selbst, wenn nur ein Ohr betroffen ist, sollte auch dieses unbedingt versorgt werden, denn für das Hören bei Störgeräuschen und das Richtungshören, also in ganz alltäglichen Hörsituationen, werden beide Ohren benötigt.

Wichtig ist jedoch: Ein Kind lernt nur selbstbewußt mit seiner Hörminderung umzugehen und die Hörgeräte anzunehmen, wenn auch die Eltern dies tun.