Neurodermitis / Der Neurodermitistest

Neurodermitis - Der Neurodermitistest

Mehr als 4 Millionen, vor allem junge Menschen in Deutschland leiden unter dem Krankheitsbild der Neurodermitis. Kaum eine andere Hauterkrankung kann bereits in den ersten Lebensjahren durch den oft sehr starken, manchmal sogar bestialischen Juckreiz so viel Leiden an Körper und Seele auslösen.

Oft sind Zeichen einer möglichen Veranlagung bereits nach der Geburt zu sehen, wenn sich die als Milchschorf bezeichnete gelbliche Krustenbildung an der Kopfhaut zeigt.

Der eigentliche Juckreiz beginnt meistens im 3. Lebensmonat und kann so stark sein, dass sich der Säugling bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Haut aufkratzt. Zwar wird von den Eltern oft eine Nahrungsmittelallergie als Auslöser vermutet, doch reichen zufällige Beobachtungen oder auffällige erhöhte Allergiewerte im Blut (sog. spezifisches IgE) auf Nahrungsmittel alleine nicht aus, um diesen Verdacht zu bestätigen.

Auch gesunde Kinder können hohe Allergiewerte im Blut haben, ohne an den Symptomen einer Nahrungsmittelallergie zu leiden. Erst der Verzicht und gegebenenfalls die erneute Gabe eines verdächtigten Nahrungsmittels können die Diagnose einer Nahrungsmittelallergie bei Neurodermitis bestätigen.

Typisch ist der Befall der Wangen und Augenlider, aber auch die Arme, Beine, die Brustwarzen und der vordere Oberkörper können Papeln, Rötungen, Nässen und Krustenbildung aufweisen. Ab dem Kleinkindalter sind oft die Ellenbeugen, Kniekehlen, Hände und Handgelenke betroffen. Bei nicht ausreichender Behandlung oder schicksalhaft schwerem Verlauf droht den Kindern aufgrund von Konzentrationsstörungen und gestörtem Schlafverhalten eine geistige und körperliche Entwicklungsverzögerung. Um dies zu verhindern, ist eine rechtzeitige Erkennung und fachgerechte dermatologische Behandlung notwendig, zumal inzwischen über 10 Prozent der Kinder an Neurodermitis leiden. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen können klassische Zeichen der Neurodermitis fehlen und somit die Diagnosestellung verzögern. Die richtige Behandlung einer Krankheit setzt das Erkennen voraus. Juckreiz an einem Körperareal, z. B. an der Kopfhaut, im Bereich der Achseln oder im Genital- oder Analbereich lassen nicht sofort an eine Form der Neurodermitis denken.

Im Rahmen gutachterlicher Fragestellungen bei berufsbedingten Hauterkrankungen war es wichtig Merkmale herauszufinden, die die Diagnosestellung der Neurodermitis erlauben. Dies wurde durch eine groß angelegte wissenschaftliche Studie mit Neurodermitis-Patienten an der Universitätshautklinik in Erlangen* erreicht. Jedem körperlichen Merkmal wurde daraufhin eine bestimmte Punktzahl zugeordnet. Kommt eine bestimmte Punktzahl zusammen, ergibt sich somit eine höhere Wahrscheinlichkeit oder sogar Sicherheit für die Diagnose der atopischen Hautdiathese, der Veranlagung zur Neurodermitis. Im Zweifelsfall kann gegebenenfalls durch weitergehende Untersuchungen der Haut die Diagnose gestellt werden.

Anhand dieses Neurodermitis-Tests lässt sich feststellen, ob und wie stark eine mögliche Veranlagung zur Neurodermitis vorliegt. Der Test ist für Erwachsene entwickelt worden und kann auf Kinder nur bedingt angewendet werden, da bei Kindern die körperlichen Merkmale erst mit zunehmendem Alter ausgebildet werden.

Der Neurodermitis-Test

Die Veranlagung zur Neurodermitis ist auf dem 3. Menschlichen Chromosom verankert. Mehr als 10 Prozent der Menschen besitzen diese genetische Konstellation. Eine routinemäßige Untersuchung dieses Chromosoms ist nicht möglich und auch nicht erforderlich. Ob eine Veranlagung zur Neurodermitis besteht, kann durch den Neurodermitis-Test herausgefunden weren

 

Merkmal

Wahrscheinliche Ursache

Punktzahl

Persönliche Punkte

Allergisches Asthma

Immunologische Fehl- und Überreaktion

1

 

Allergischer Schnupfen

Immunologische Fehl- und Überreaktion

1

 

Allergische Bindehautentzündung

Immunologische Fehl- und Überreaktion

1

 

Grobe Schuppung an den Fußsohlen im Winter bei Kindern und Jugendlichen

Neurovegetative Funktionsstörung

2

 

Bläschenekzem an Händen und Füßen

Nicht bekannt

2

 

Doppelt angelegte untere Lidfalte

Nicht bekannt

2

 

Juckreiz an der Brustwarze

Erhöhte Irritierbarkeit der Haut

2

 

Juckreiz bei Schwitzen auf unauffälliger Haut

Neurovegetative Funktionsstörung

3

 

Erhöhte Blendbarkeit durch Licht

Nicht bekannt

1

 

Milchschorf als Säugling an der Kopfhaut

Nicht bekannt

1

 

Mundwinkeleinrisse

Erhöhte Irritierbarkeit der Haut, Immunologische Abwehrschwäche auf Bakterien oder Pilze

1

 

Ohrläppchenrisse

Erhöhte Irritierbarkeit der Haut, Immunologische Abwehrschwäche auf Bakterien oder Pilze

2

 

Feine Schuppung an Wangen oder Armen (Pityriasis alba)

Nicht bekannt

2

 

Neurodermitis bei Eltern, Kindern oder Geschwistern

Vererbt auf dem 3. Chromosom

1

 

"Reibeisenhaut" an Oberarmen oder Oberschenkeln

Nicht bekannt

1

 

Trockene, sehr trockene, ausgeprägte trockene Haut

Verminderter Talgfluss und verminderte Wasserbindungsfähigkeit der Haut

1-3

 

Haut wird auf Bestreichen weiß (weißer Dermographismus)

Neurovegetative Funktionsstörung

3

 

Irritation oder Juckreiz der Haut auf bestimmten Textilien

Erhöhte Irritierbarkeit der Haut

3

 

Verstärkte Handlinienzeichnung der Hohlhand – nach Ausprägung

Nicht bekannt

1-2

 

Metallunverträglichkeit – oder Metallallergie

Immunologische Fehl- und Überreaktion

1

 

IgE-Antikörper im Blut von

150 – 399 U/ml

Immunologische Fehl- und Überreaktion

1

 

IgE-Antikörper im Blut über 400 U/ml

Immunologische Fehl- und Überreaktion

2

 

Deutliche Verdünnung der seitlichen Augenbrauen (Herthogesches Zeichen)

Nicht bekannt

1-2

 

Kalte, rötlich-bläuliche Hände im Winter (Akrozyanose)

Neurovegetative Funktionsstörung

1

 

Nahrungsmittelunverträglichkeit bzw. Allergie

Immunologische Fehl- und Überreaktion

1

 

Die Auswertung:

0-6 Punkte: Veranlagung zur Neurodermitis unwahrscheinlich
7-9 Punkte: Veranlagung zur Neurodermitis möglich
 
10-14 Punkte: Veranlagung zur Neurodermitis sicher
 
15-19 Punkte: starke Veranlagung zur Neurodermitis
 
über 19 Punkte: sehr starke Veranlagung zur Neurodermitis

Relativ häufig haben Menschen mit einer atopischen Hautdiathese Dellwarzen oder andere Viruswarzen (Dornwarzen) an der Haut. Der Verlauf der Windpocken ist oft sehr heftig. Auch kann eine erhöhte Anfälligkeit für eine bakterielle Hautbesiedlung durch Staphylokokken bestehen, die sich bei Kindern durch den Hautbefall mit honiggelben Krusen (Impetigo) äußert. Juckreiz durch Stress ist ein häufiges Zeichen bei Neurodermitis. Eine Pilzbesiedlung der Schleimhäute von Mund, Darm und Genitale ist häufiger bei Menschen, die zur Neurodermitis veranlagt sind.