Ayurveda - Das Geist-Körper-Modell

Ayurveda - Das Geist-Körper-Modell

Ganz im Mittelpunkt der ayurvedischen Lehre steht ein ganzheitliches Betrachtungsmodell von Mensch, Natur und Kosmos.

Die drei Instrumente des Lebens

Das Geist-Körper-Modell

Ganz im Mittelpunkt der ayurvedischen Lehre steht ein ganzheitliches Betrachtungsmodell von Mensch, Natur und Kosmos: Die Lehre von den drei Doshas. Diese heißen Vata, Pitta und Kapha und steuern alle körperlich-geistigen Funktionen. Sehr vereinfacht können wir sagen:

Vata ermöglicht Bewegung und Kommunikation und charakterisiert das Ausmaß an Lebendigkeit in unserem Körper-Geist-System. Durch Vata können wir Denken, Sprechen, Handeln, uns Bewegen, Wahrnehmen, geistig rege, körperlich mobil sein. Pitta steuert den Wärmehaushalt und Stoffwechsel, ermöglicht geistige und körperliche Verarbeitung, verleiht Dynamik und Energie und regiert über die Welt der Emotionen. Kapha verleiht uns Form, Gestalt, Struktur und reguliert die Körperflüssigkeiten. Geistig gibt uns dieses Dosha Stabilität, strukturiertes, geordnetes Denken und Ausdauer.

Die drei Doshas bestimmen nicht nur unsere körperliche und geistige Natur, sie passen sich auch in jedem Augenblick des Lebens den aktuellen Erfordernissen an. Es sind einerseits von Geburt beziehungsweise Zeugung an festgelegte, dann aber gleichzeitig auch flexible Regelprinzipien unseres Geist-Körper-Systems. Vata, Pitta und Kapha sind die Instrumente, mit denen die Symphonie des Lebens gespielt wird. Gut gestimmte Instrumente, von guten Musikern gespielt, erzeugen Wohlklang, Harmonie und Melodien, die verzaubern. Aus vedischer Sicht ist die gesamte Schöpfung Ausdruck von Klang und die kosmische Partitur ist der Veda. Als Ur-Klänge in der stillen Ebene unseres Bewusstseins erzeugen Sie die Strukturen unseres Organismus. Wird dieser Wohlklang in perfekter Weise und Ordnung aufrechterhalten, dann erfreuen wir uns perfekter Gesundheit, inneren Glücks, große Energien und eines erfolgreichen Lebens im Einklang mit den Naturgesetzen, den Gesetzen des Lebens selbst, dem der Veda, die stille Intelligenz der Natur, zu Grunde liegt. Die drei Doshas sind wie die drei Klangfarben eines harmonischen Akkordes. Spielen wir mit falschen Tönen oder sind die Instrumente verstimmt, dann entstehen Dissonanz, Unwohlsein und Krankheit.

Welcher Typ bin ich?

Wer sich nur etwas mit Ayur-Veda beschäftigt hat, den bewegt sehr schnell die Frage: Welcher Typ bin ich eigentlich? Denn davon hängt ja ab, so die ayurvedische Lehre, wie ich mich ernähren soll, welche Talente und Eigenheiten ich besitze, welche Farben und Stoffe zu mir passen, wie ich mich in Krisensituationen verhalte, welcher Job für mich der beste wäre oder welcher Partner zur mir passt. Um es gleich vorweg zu sagen: die nachfolgende Charakterisierung der ayurvedischen Konstitutionstypen erscheint, solange es um andere geht, in der Regel einfach. Für sich selbst den Typ zu bestimmen, ist aber meist nicht so leicht, wie es zunächst klingt. Das hängt vor allem damit zusammen, dass immer alle drei Doshas in uns wirken und, je nach Lebenssituation, Tages- oder Jahreszeit, je nach Aufgabe und Verfassung unterschiedlich reagieren. Und: Weil fast jeder von uns auch seine kleineren oder größeren Zipperlein, sprich Störungen von Doshas hat, vermischen sich natürliche und gesunde Anlagen mit den Entgleisungen der Doshas. Was also häufig als Vata-Typ bezeichnet wird ist oft genug nur eine Vata-Störung, während derjenige, wenn er wirklich gesund wäre, vielleicht die klassischen Anzeichen einer Pitta-Kapha-Natur besitzt. Dazu kommt noch, wie soeben angedeutet, dass die meisten Menschen Mischtypen sind, das heißt ihre Natur wird von zwei oder sogar den drei Doshas in vorherrschender Weise bestimmt. Welcher Typ Sie nun wirklich sind, kann der erfahrene Ayur-Veda Arzt erkennen. Er kann das aus bestimmten Körpermerkmalen, Verhalten oder auch mittels Pulsdiagnose bestimmen. Versuchen Sie es aber auch durchaus mit dem abgedruckten Fragebogen. Er wird Ihnen zutreffende Hinweise geben und auch zur Selbsterkenntnis beitragen. Beachten Sie bitte die Unterscheidung zwischen Kennzeichen und Merkmalen Ihres natürlichen und somit gesunden Typs und den Abweichung davon. Das sind, wie gesagt, zwei völlig unterschiedliche Betrachtungsweisen.

Vata ist geistreich und flexibel

Der Vata-Typ ist einfallsreich, empfindsam, spontan, flexibel und heiter. Es sind Menschen, die in der Regel eine zarte Natur besitzen, musisch veranlagt und sehr feinfühlig sind. Sie lieben geistreiche Gespräche, verstehen es, eine Konversation lebendig und ideenreich zu gestalten, lesen gerne und befassen sich eher mit geistigen Dingen, als mit zu bodenständigen Angelegenheiten. Vata-Menschen sind nicht gerade die Leute fürs "Grobe" und oft auch nicht die typischen Handwerker, obwohl sie geschickte und flinke Hände besitzen. Dagegen sind sie die Ideengeber in einer Firma, können fast so schnell reden wie denken und erledigen ihre Aufgaben geschwind. Von diesen positiven und wünschenswerten Eigenschaften müssen Sie nun eine Vata-Störung unterscheiden, die ganz unabhängig vom ayurvedischen Konstitutionstyp auftreten kann. Vata, das vor allem mit dem Nervensystem assoziiert ist, wird vor allem durch Zeitdruck, Stress, übermäßige Arbeit, unregelmäßige Mahlzeiten und psychische Problemen erregt. Typische Vata-Störungen sind Nervosität, unruhiger Schlaf, Schmerzen in den Gelenken, Verspannungen in der Muskulatur, Empfindlichkeit gegen Geräusche, trockene Haut, innere Unruhe oder geistig nicht Abschalten können. Eine klassische Vata-Situation, von jedem irgendwann erlebt, ist Lampenfieber: der Schauspieler vor seinem Auftritt, der Redner im Vorraum, draußen das erwartungsvolle Publikum. Da ist diese typische Anspannung und Aufgeregtheit, vielleicht das leise Zittern der Hände, der trockene Mund, durch den Kopf jagende Gedanken, der Drang Herumzugehen, sich zu bewegen, der nicht einlösbare Wunsch nach Flucht. Vata jagt durch den Organismus und weckt die letzte schlafende Zelle. Adrenalin ist hier eines der Hormone, die dieses Dosha in Alarm versetzen. Dann ist Mut gefragt, der Mut den uns Pitta gibt, das Dosha, mit dem wir uns durchsetzen und das unserem Handeln Dynamik, Impulsivität und Zielgerichtetheit verleiht.

Pitta hat viel Humor und Temperament

Der Pitta-Typ zeichnet sich aus durch seinen Scharfsinn, sein Temperament und seinen Humor. Er besitzt großes Durchsetzungsvermögen, geht gerne in Führungspersonen und ist geboren zum Manager. Pitta liebt die Herausforderung. Langweiliger Sport ist nichts für ihn; er mag die waghalsigen Unternehmungen, begeistert sich für Kampfsportarten, tobt sich aus beim Wildwasserrafting oder will den Himalaja erklimmen und die Arktis erforschen. Ausgeprägte Pitta-Menschen scheuen selbst im Winter nicht den Sprung ins kalte Wasser, eine Aktion, die den Vata-Typen schon beim Gedanken daran frösteln und schaudern lässt, während der echte Kapha-Typ sich durch solche Heldentaten nur wenig beeindrucken lässt. Seine Devise lautet "Leben und Leben lassen", nach dem Motto, "Wer daran Spaß hat, der soll das machen". Vom Pitta-Typ gilt es auch hier wiederum eine Pitta-Störung zu unterscheiden. Wenn wir verärgert sind oder provoziert werden, kann uns schon mal die Ader schwellen und die Zornesröte ins Gesicht fahren. Das sind aber noch natürliche Reaktionsmuster und keine wirkliche Störungen. Ernsthafter sind dagegen anhaltende Pittaentgleisungen, wie Entzündungen, Hautausschläge, ein Galle- und Leberleiden oder die Hitzewallungen der Frau im Wechsel. Sie müssen zielgerichtet und Ursachen orientiert ärztlich behandelt werden. Hierfür gibt es zahlreiche bewährte und wirksame Ansätze in der ayurvedischen Medizin.

Kapha bringt so schnell nichts aus der Ruhe

Wir haben gesehen: Was den Pitta-Typen fasziniert, bewegt noch lange nicht den Kapha-Menschen. Kapha ist in der Regel von schwerer und stabiler Natur, hat große, ruhige, Augen und ruhige kräftige Hände. Er lebt bodenständig, denkt langfristig und ist so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen. Seine bevorzugten Sinnesorgane sind der Gaumen und die Nase. Kapha liebt gutes und reichliches Essen, ist ein echter Gourmet. Schon beim Geruch von Speisen läuft im das Wasser im Munde zusammen und er schnalzt genüsslich mit der Zunge. Kaphas können mitunter recht stur sein. Wenn Ihnen ein Kapha-Typ auf dem engen Bürgersteig entgegenkommt, wird er Ihnen nicht ausweichen. Flexibilität ist nicht gerade seine stärkste Eigenschaft. Dafür besitzt er die Fähigkeit zu Ausdauer, langfristigem Denken, einer festen Grundeinstellung zum Leben und er ist ruhig, mitfühlend, loyal und liebevoll. Ist Kapha gestört, dann gibt es dafür typische Anzeichen: Schleimansammlung in Bronchien und Nebenhöhlen, Schweregefühl in den Beinen, Wasseransammlung in den Geweben, erhöhtes Schlafbedürfnis, Gewichtszunahme oder auch Bleichfärbung der Haut. Bei zu viel Kapha werden wir auch geistig schwerfällig, fühlen uns lustlos, sogar faul und träge.

Heilung durch Klang

Vedische Therapien sind auch Therapien des Klanges. Die verschiedenen Verfahren treten immer in Resonanz mit dem Klang unseres Körpers und unterstützen die natürlichen Selbstheilungskräfte, indem sie ihn an seinen kosmische Ursprung erinnern und in Einklang mit diesem bringen. Heilpflanzen, nach ayurvedischen Prinzipien ausgewählt und aufbereitet, enthalten noch die gesamte Intelligenz ihrer Natur und ihr individuelles Frequenzspektrum und helfen so Dissonanzen in unserem Körper zu beseitigen. Gandharva-Veda, die Vedische Musiktherapie, harmonisiert die Rhythmen und Zyklen in unserem Körper, ayurvedische Ölmassagen balancieren die Körperfunktionen, Yoga, Meditation und Atemübungen führen zurück auf die innere Seinsebene. So treten wir in Kontakt mit unserer inneren Intelligenz, um gesund und erfolgreich durchs Leben zu gehen. Durch eine gesunde und natürliche Ernährung nach den ayurvedische Prinzipien erhalten und verbessern nicht nur unsere Gesundheit, sondern erhöhen das Wohlbefinden, das innere Glück und die Zufriedenheit als wichtige Voraussetzungen für Glück und Erfolg im Leben. Durch die Aufsehen erregende Entdeckung von Prof. Nader unter der Anleitung von Maharishi Mahesh Yogi, dass der Veda und die vedische Literatur der Bauplan des menschlichen Körpers sind, scheint es sogar möglich, durch Lesen oder Hören spezifisch ausgewählter vedischer Klänge und Textteile gezielt den Wohlklang und die Gesundheit von Organen, Funktionskreisen, Geweben des Körpers wiederherzustellen. Diese Ur-Klangtherapie wird derzeit an der Harvard University unter wissenschaftlichen Bedingungen untersucht.