Refluxkrankheit der Speiseröhre

Refluxkrankheit der Speiseröhre

Eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) liegt immer dann vor, wenn in der Speiseröhre durch Rückfluß von saurem Mageninhalt organische Manifestationen hervorgerufen werden (z.B. Refluxösophagitis = Entzündung der Speiseröhre) oder Symptome mit Beeinträchtigung der Lebensqualität resultieren.

Die Refluxerkrankung ist in der Gesellschaft der westlichen Welt außerordentlich häufig und nimmt in den letzten Jahren noch an Häufigkeit zu. In Deutschland klagen etwa 30% der erwachsenen Bevölkerung über Symptome der Refluxkrankheit. Häufigste Symptome sind wiederkehrendes Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein oder Aufstoßen. Bis zu 7% der Betroffenen leiden sogar dauerhaft an refluxbedingten Symptomen, die sich auch durch Heiserkeit, Bronchitiden oder Asthma manifestieren können. Patienten mit chronischer gastroösophagealer Refluxerkrankung sind aber auch von Komplikationen wie Blutungen, Ulcerationen (Geschwüre) und der Entwicklung von narbigen Strikturen im Bereich der Speiserröhre bedroht. Etwa 10% aller Patienten entwickeln ein spezialisiertes Schleimhautgewebe, das sogenannte Barrett-Epithel, welches in einigen Fällen eine mögliche Vorstufe für die Entstehung einer Form des Speiseröhrenkrebses darstellt.

Ursächlich für die Entstehung der Refluxerkrankung ist ein muskuläres Versagen des normalerweise bestehenden Verschlußmechanismus im Übergangsbereich zwischen Speiseröhre und Magen. Oft weisen die betroffenen Patienten zusätzlich einen sogenannten Zwerchfellbruch (Hiatushernie) auf.

Nach Erfassung der bestehenden Symptome stellt die Endoskopie die entscheidende diagnostische Maßnahme dar, da hierbei auch kleinste Schleimhautveränderungen im gastroösophagealen Übergangsbereich erkannt werden können. Zusätzlich kann durch eine 24stündige Säuremessung (pH-Metrie) die Zuordnung von Symptomen und Refluxepisoden erfolgen.

Neben allgemeinen Maßnahmen wie zum Beispiel die Erhöhung des Kopfendes des Bettes, Gewichtsreduktion oder Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist bei schwereren Fällen der Refluxösophagitis eine oft dauerhafte medikamentöse Therapie indiziert. Protonenpumpenblocker gehören heute zu den Medikamenten der ersten Wahl. In etwa 10% ist aber auch hier keine Symptomfreiheit zu erreichen, so dass die sogenannte laparoskopische Fundoplikation als chirurgisches Verfahren zum Einsatz kommt, bei der eine künstlich angelegte Muskelmanschette den Übergang von Magen und Speiseröhre einengt und so einen fortdauernden sauren Rückfluß verhindert.

Die bisherigen Ergebnisse der seit 2000 zur Verfügung stehenden neuen endoskopischen Verfahren wie zum Beispiel Nahttechniken (gastroösophagealer Übergang wird durch Faltenbildung eingeengt), Injektions- und Implantationstechniken (Substanzen werden in die Muskelschicht bzw. unter die Schleimhaut des Übergangsbereiches platziert) und die Radiofrequenzablation (durch punktuelle Energieapplikation werden Narben gesetzt, die den sauren Rückfluss verhindern) sind überwiegend enttäuschend, weshalb diese Techniken weiterhin nur in ausgewählten Zentren unter kontrollierten Studienbedingungen angeboten werden.