Körperliche Beschwerden durch Depressionen
Wenn der behandelnde Arzt zum Beispiel für häufige Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Bauchschmerzen keinen organischen Auslöser finden kann, ist es sehr gut möglich, dass eine depressive Erkrankung vorliegt. Depressionen äußern sich häufig auch durch Symptome wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme, Verspannungen und verlangsamte Bewegungen. Auch verstärkte Infektionsanfälligkeit ist ab und zu beobachtet worden. Eine genaue Diagnose der einer Erkrankung zugrunde liegenden Depression kann aufgrund der vielfältigen und komplexen Auslösefaktoren eigentlich nur vom psychologischen Psychotherapeuten oder vom Psychiater gestellt werden. Er sollte in allen Zweifelsfällen unbedingt aufgesucht werden!
In Fachkreisen ist man sich heute vor allem über die drei folgenden Aspekte der Depression einig:
- Die Depression hat ein bestimmtes psychomotorisches Erscheinungsbild. Die durch die willkürliche Muskulatur verursachte Mimik, Gestik und Haltung ist durch Einschränkungen und Starrheit geprägt.
- Die durch das vegetative Nervensystem beeinflusste Hautdurchblutung ist herabgesetzt. Die Haut erscheint blass, schlaff und kalt.
- Durch eine verminderte Aktivität des Dickdarms kommt es zu regelmäßigen Verstopfungen, häufig auch zu Appetitstörungen.
Im Hintergrund dieser drei Gruppen von Erscheinungen ist ein Mangel der für die Informationsübertragung im Nervensystem verantwortlichen Botenstoffe (Neurotransmitter) Serotonin und Noradrenalin zu beobachten. Zahlreiche Untersuchungen haben diesen Mangel immer wieder nachgewiesen, und so zielt auch die Behandlung mit modernen, antidepressiv wirksamen Medikamenten darauf ab, diesem Mangel entgegenzuwirken.
Das zentrale Nervensystem besteht aus mehreren Milliarden Nervenzellen, die untereinander vernetzt sind und alle Körperfunktionen, Bewegungen und Wahrnehmungen sowie das Denken und Fühlen und noch einiges mehr steuern und verursachen. Die einzelnen Nervenzellen stehen dabei durch elektrische Impulse und durch die genannten Botenstoffe untereinander in Verbindung. Eine Nervenzelle erzeugt einen elektrischen Impuls und schickt ihn über ihre Fortsätze an eine andere Nervenzelle. An der Nervenendigung wird die elektronische Information in eine chemische Information umgesetzt - aus dem Impuls wird ein Botenstoff. Dieser Botenstoff überträgt die Botschaft auf den Fortsatz einer anderen Nervenzelle und wird dort wieder in einen elektrischen Impuls umgewandelt und weitergeleitet.
Starke oder langandauernde psychische Belastungen, aber auch bestimmte Erkrankungen können die Balance dieser Botenstoffe durcheinanderbringen. Ein Mangel an Serotonin und Noradrenalin zwischen den Nervenendigungen bewirkt Kommunikationsstörungen im Netzwerk des Nervensystems, die sich nach außen fortsetzen, und zeigt sich in den als Depression bekannten körperlichen und psychischen Veränderungen. Es besteht eine sich zwischen den Systemen fortpflanzende Störung, der am besten von zwei Seiten her begegnet werden sollte: Durch ein Medikament von innen nach außen und durch eine Psychotherapie von außen nach innen.