Hodenentzündung (Orchitis)

Hodenentzündung (Orchitis)

Unter einer Hodenentzündung (Orchitis) wird eine meist durch Viren oder Bakterien ausgelöste akute oder chronische Infektionskrankheit verstanden. Die häufigsten Auslöser der Krankheit sind Mumps-Viren, denn jeder dritte erwachsene Mann, der an Mumps mit einer Anschwellung der Ohrspeicheldrüsen erkrankt, entwickelt zusätzlich eine ein- oder beidseitige Mumps-Orchitis. Weitere Erkrankungen sind die Nebenhoden-Orchitis und die granulomatöse Orchitis. Voran gehen vorwiegend virale Erkrankungen, wie Grippe, Pfeiffersches Drüsenfieber, und vor allem Mumps.

 

Weil die Hodenentzündung meist eine Begleiterkrankung ist, machen sich die Symptome erst einige Tage nach dem Beginn der Grundinfektion bemerkbar Das wegweisende Symptom einer Orchitis ist die Hodenschwellung. Je nach vorhergehender bzw. begleitender Erkrankung können unterschiedliche zusätzliche Beschwerden auftreten. Auch brennende Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang oder Blut im Urin sind Anzeichen dieser Erkrankung. Eine Hodenentzündung kann mit sehr hohem Fieber verbunden sein, welches sich aber nicht immer von der Grunderkrankung abgrenzen lässt. Die Symptome halten meist über eine Woche an.

 

Bei ausgeprägter Schwellung besteht die Gefahr eines sogenannten Kompartmentsyndroms. Damit ist eine Einklemmung des Hodens innerhalb seiner eigenen Hüllen gemeint. Dabei kommt es zu einer Druckerhöhung und Abschnürung der Blutzufuhr, die zum Hoden hin führt. Daraus entwickelt sich dann eine Minderversorgung mit Blut. Diese Situation ist ein echter Notfall, der sofortiges Eingreifen erfordert, weil sich sonst eine Hodenrückbildung entwickeln kann.

 

Schmerzen im Hoden bei einer bestehenden Grunderkrankung oder das Auftreten von typischen Symptomen, die auf eine akute Infektion deuten, geben dem Arzt bereits eindeutige Hinweise. Mittels einer Blutuntersuchung kann die Diagnose gesichert werden, wenn diese eine Erhöhung der Entzündungswerte ergibt. Neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung, zu der die Inaugenscheinnahme und die Tastuntersuchung des Hodens gehören, zeigen sich bei den Laboruntersuchungen typische Veränderungen. Bei der Mumps-Orchitis wird die Diagnose gesichert durch den Nachweis von spezifischen IgM-Antikörpern. Bei der granulomatösen Orchitis ist eine Hodenbiopsie notwendig, bei der Hodengewebe genau untersucht wird. Das ist wichtig, um einen Tumor auszuschließen. Weil eine alleinige Untersuchung durch abtasten des Hodens nicht hundertprozentig auf eine Hodenentzündung schließen lässt, wird zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Sehr selten muss der Hoden operativ freigelegt werden, um die Diagnose zu bestätigen.

 

Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Orchitis. Bei der Mumps-Orchitis gibt es bisher keine Standardtherapie. Umstritten ist die Gabe von Mumps-Hyperimmunglobulin. Tritt die Mumps-Orchitis nach der Pubertät auf, so gibt Empfehlungen, mit Alpha-Interferon zu therapieren. Auch die Gabe von Kortison wird kontrovers diskutiert.

 

Bei einer bakteriellen Infektion wird mit Antibiotika behandelt. Als allgemeine Maßnahmen sollte eine Kühlung und Hochlagerung des Hodens und Schmerzmedikamente eingesetzt werden. Kommt es zu einer Stauung der Blutzufuhr und einem daraus resultierenden Druck im Gewebe, muss so schnell wie möglich die Hodenhülle eingeschnitten werden, um eine Druckentlastung zu erreichen. Diese Methode sollte auch erfolgen, wenn sich durch die Entzündung eitrige Abszesse im Hodengewebe gebildet haben.