Chronische Bronchitis und Lungenemphysem (COPD)

Was sind chronische Bronchitis und Lungenemphysem?

Die chronische Bronchitis ist durch nahezu täglich vorhandenen Husten und Auswurf infolge einer dauerhaften (chronischen) Entzündung der Atemwege (Bronchien) gekennzeichnet. Nach Schätzungen leiden etwa 10% der Erwachsenen in Deutschland an einer chronischen Bronchitis. Eine chronisch obstruktive Bronchitis liegt dann vor, wenn zusätzlich die Atemwege eingeengt sind und diese Einengung (Obstruktion) durch Medikamente nicht vollständig beseitigt werden kann.

Beim Lungenemphysem sind die kleinsten Bronchien und die Lungenbläschen dauerhaft erweitert (Überblähung, verbunden mit einer Zerstörung der Lungenstruktur.

Chronisch obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem treten häufig gemeinsam auf. Der englische Begriff für chronisch-obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem heißt COPD (chronic obstructive pulmonary disease) : dauerhafte, fortschreitende Lungenerkrankung mit Einengung der Atemwege). Er hat sich auch in Deutschland eingebürgert.

Woran erkennt man die COPD?

Die chronische Bronchitis beginnt mit dauerhaftem, häufig am Morgen auftretenden Husten mit und ohne Auswurf. Diese Krankheitszeichen können sich im Rahmen von Atemwegsinfektionen oder auch spontan einstellen. Nur ein Teil der Patienten mit dauerhaftem Husten und Auswurf entwickelt im Verlaufe von Jahren eine CQPD, die zusätzlich zu Atemnot unter körperlicher Belastung, in ausgeprägten Fällen auch unter Ruhebedingungen führt. Zeichen der Einengung der Atemwege sind pfeifende Atemgeräusche (Giemen, Pfeifen, Brummen), gelegentlich auch ein Engegefühl in der Brust Durch eine ärztliche Untersuchung können die Obstruktion der Atemwege festgestellt und Hinweise auf eine Lungenüberblähung gewonnen werden. Zur genauen Bestimmung des Schweregrades der COPD ist eine Lungenfunktionsprüfung mit genauer Analyse von Art, Schweregrad und Rückbildungsfähigkeit der Einengung der Atemwege, des Ausmaßes der Überblähung und der Auswirkungen auf die Sauerstoffversorgung des Organismus notwendig (arterielle Blutgasanalyse). Hilfreich sind Untersuchungen zur Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit durch die COPD. Als Belastungsuntersuchungen werden am häufigsten die maximal erreichbare Gehstrecke über 6 Minuten oder die beim Radfahren erzielte Leistung (Fahrradergometrie) eingesetzt.

Was sind die häufigsten Ursachen?

Zigarettenrauchen ist die bei weitem häufigste Ursache der COPD. Morgendlicher Husten und/oder Auswurf sind Alarmzeichen, die zum Einstellen des Rauchens führen sollen. Nur so kann dem raschen Fortschreiten der Erkrankung Einhalt geboten werden. Weitere, weniger häufig anzutreffende Ursachen der COPD können der berufliche Umgang mit Gasen oder Dämpfen sein, die die Atemwege reizen, oder das Arbeiten in staubbelasteter Umgebung. Liegt eine der genannten Ursachen für die Entstehung einer COPD vor und sind dauerhaft Husten und/oder Auswurf vorhanden, sollte mindestens 1 x pro Jahr die Lungenfunktion gemessen werden, um frühzeitig Verschlechterungen erkennen und behandeln zu können.

Welche Schweregrade der COPD gibt es - Risikogruppe?

Dauerhaft bestehen Husten und/oder Auswurf (chronische Bronchitis>. Die Lungenfunktion ist noch normal.

Leichte Form (Schweregrad 1)

Die Patienten mit leichter OOPD haben keine oder nur geringfügige Beschwerden wie morgendlichen Husten und Auswurf oder auch Atemnot bei starker körperlicher Belastung. In der Lungenfunktion läßt sich eine leichte Einengung der Atemwege (Obstruktion) nachweisen.

Mittelschwere Form (Schweregrad II)
Patienten mit mittelschwerer COPD haben meist:

  • täglich Husten und Auswurf
  • Atemnot bei leichter bis mittelschwerer Belastung
  • deutliche Verschlechterungen des Befindens im Rahmen von Atemwegsinfektionen eine mittelgradige Einengung der Atemwege

Schwere Form (Schweregrad III)

Patienten mit hochgradiger COPD zeigen bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe Atemnot. In der Lungenfunktion findet sich neben einer schweren Obstruktion häufig auch ein Sauerstoffmangel im Blut, zunächst bei körperlicher Belastung, mit zunehmender Schwere des Krankheitsbildes auch unter Ruhebedingungen.

Mit zunehmender Schwere des Krankheitsbildes sind ein zunehmender Sauerstoffmangel, ein Anstieg des Kohlendioxyddrucks im Blut als Zeichen einer stark eingeschränkten Lungenfunktion zu erkennen. Hauptkomplikationen sind die Belastung des rechten Herzens (Cor pulmonale), erkennbar an Herzrhythmusstörungen, einer Einschränkung der Belastbarkeit und bei Überlastung des Herzens an einer Schwellung der Beine und der Leber. Akute Infektionen der Atemwege können bei diesem Schweregrad lebensbedrohlich sein.

Achtung:
Häufig werden morgendlicher Husten als Raucherhusten ohne krankheitswert eingestuft und die Atemnot bei körperlicher Belastung auf das fortgeschrittene Alter zurückgeführt, obwohl eine CQPD die Ursache ist. Deshalb sind Husten, der länger als 6 Wochen anhält, und Atemnot bei körperlicher Belastung durch den Arzt abzuklären!

Behandlung der COPD
Ziele der Behandlung der COPD sind:

Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung sind die frühzeitige Erkennung der COPD und die frühzeitige Ausschaltung von Risikofaktoren.

Vorbeugung

Ziele vorbeugender Maßnahmen sind die Verhinderung weiterer Lungenschädigungen sowie des Auftretens von akuten Verschlechterungen sowie von Komplikationen der COPD. Wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die Aufgabe des Nikotinkonsums, insbesondere des Zigaretten rauchens. Es ist bewiesen, dass die Einengung der Atemwege umso stärker ist und umso schneller fortschreitet, je mehr Zigaretten pro Tag geraucht werden. Nach Aufgabe des Rauchens bildet sich zwar die bis dahin verursachte Schädigung der Lunge nicht zurück, sie schreitet aber auch nicht weiter voran. Vielmehr verlangsamt sich die Beeinträchtigung der Lungenfunktion auf das altersbedingte, bei Nichtrauchern übliche Maß.

Raucherentwöhnung

Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch Fehlschläge sollten nicht entmutigen. Mit dem behandelnden Arzt ist ein Datum zu vereinbaren, an dem das Rauchen eingestellt wird. Eine erfolgreiche Entwöhnung gelingt am ehesten dann, wenn von heute auf morgen das Rauchen gestoppt wird. Ein Tagebuch über die Situationen, in denen normalerweise eine Zigarette angezündet wird, kann dazu beitragen, kritische Situationen mit Hunger nach Nikotin zu erkennen und den Nikotinkonsum hierbei zu vermeiden. Falls der Nikotinentzug sehr schwer fällt, können Nikotinkaugummis, Nikotinpflaster oder Nikotinsprays und auch bestimmte Medikamente wie Buproprion die Enlzugssymptome lindern.

Raucherentwöhnungskurse, die an vielen Kliniken wie auch im ambulanten Bereich angeboten werden, können unter Einschluß psychologischer Hilfen zu einer erfolgreichen Aufgabe des Nikotinkonsums beitragen.

Schutzimpfungen

Patienten mit CORD wird die jährliche Grippeschutzimpfung im Herbst empfohlen, die zu einer geringeren Zahl von akuten Verschlechterungen und Atemwegsinfektionen durch den häufigsten Erreger, eine Bakterienart namens Pneumokokken, kann empfohlen werden.

Langzeitbehandlung der COPD mit Medikamenten

Eine dauerhafte Behandlung der chronischen Bronchitis mit Arzneimitteln ist meist nicht erforderlich, wenn keine Einengung (Obstruktion> der Atemwege vorliegt. Husten und Auswurf bessern sich, wenn die auslösende Ursache beseitigt wird, insbesondere das Rauchen.

In der Behandlung der chronisch-obstruktiven Bronchitis wird eine Vielzahl von Arzneimitteln eingesetzt, die im wesentlichen zu folgenden 3 Wirkstoffgruppen gehören:

  1. die atemwegserweiternden Medikamente
  2. das entzündungshemmende Arzneimittel Kortison
  3. schleimlösende Medikamente

Die verfügbaren Medikamente werden entsprechend dem Schweregrad der COPD eingesetzt. Abhängig vom Schweregrad vervollständigen nichtmedikamentöse Behandlungsmaßnahmen wie Patientenschulung, körperliches Training, Atem- und Physiotherapie und in schweren Fällen apparative Hilfen (Sauerstoff-Langzeittherapie, Heimbeatmung das Behandlungskonzept. Ein Behandlungsplan für die verschiedenen Schweregrade ist in Tab. 1 dargestellt.

Atemwegserweiternde Medikamente

Zu den Arzneimitteln, die die Atemwege erweitern, gehören Beta-2- Sympathomimetika Anticholinergika und Iheophyllin. Sie lösen die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur, erweitern hierdurch die Atemwege und verhindern die Überblähung der Lunge. Hierdurch wird die Atemnot des Patienten gelindert.

Beta-2-Sympathomimetika

Die Betamimetika können in Form eines Sprays oder Pulvers eingeatmet (inhaliert werden oder auch als Tablette mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (Retard-Tablette) oder mittels Spritze in die Vene oder unter die Haut gegeben werden. Die Anwendung als Spray oder Pulver zur Inhalation ist dem Einsatz von Tabletten meist vorzuziehen, da durch die bei der Einatmung erzielte direkte Wirkung an den Atemwegen weniger Wirkstoff als bei Tabletten oder Spritzen gegeben werden muß und hierdurch weniger unerwünschte Effekte auftreten.

Die für die Wirkung eines Sprays oder Pulver notwendige Einatmung der Medikamente sollte mit dem behandelnden Arzt geübt werden. Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika entfalten ihre Wirkung innerhalb von Minuten und wirken im allgemeinen 4 - 6 Stunden. Diese Medikamente sollten bei Bedarf eingesetzt werden. Bei Patienten die Sprays oder Pulver trotz Anleitung nicht korrekt inhalieren, können Bronchodilatatoren wie kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika und Antichoiinergika auch über Düsenvernebler eingeatmet werden.
Langwirksame Beta-2-Sympathomimetika (Formoterol, Salmeterol) wirken mindestens 12 Stunden lang. Die hierdurch notwendige Anwendung von 2 Inhalationen pro Tag erleichtert eine dauerhafte Anwendung. Der Wirkstoff Formoterol hat einen ebenso schnellen Wirkungseintritt wie die kurzwirksamen Beta-2-Sympathomimetika.

Anticholinergika

Die ebenfalls atemwegserweiternden Anticholinergika, die wie die Beta2-Sympathomimetika die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur, allerdings auf anderem Wege, lösen, vermindern zusätzlich die Schleimbildung und tragen auch zur Besserung der Leistungsfähigkeit bei. Die volle Wirkung wird nach 20 - 30 Minuten erzielt. Üblicherweise werden Anticholinergika 3 - 4 mal pro Tag bei Patienten mit COPD inhaliert. Anticholinergika gehören, wie die Beta-2-Sympathomimetika, zu den atemwegserweiternden Medikamenten der ersten Wahl.

Durch eine Kombination eines Anticholinergikums mit einem Beta-2-Sympathomimetikum ist eine noch stärkere Erweiterung der Atemwege zu erwarten.

Kombinationspräparate

Neben der Kombination beider Wirkstoffe in verschiedenen Medikamenten können 2 Wirkstoffe gleichzeitig in einem Medikament eingenommen werden, einem Kombinationspräparat. Ein für die Behandlung der COPD etabliertes Kombinationspräparat enthält ein kurz-wirksames Beta-2-Sympathomimetikum und ein Anticholinergikum. Im allgemeinen ergänzt sich die Wirkung der einzelnen Wirkstoffe bei der Kombination. so dass man mit geringeren Mengen der einzelnen Wirkstoffe auskommt und daher auch weniger unerwünschte Effekte auftreten

Theophyllin

Theophyllin erweitert ebenfalls die Bronchien, allerdings schwächer als Antichclinergika bzw. Beia-2-Sympathomimetika. Außerdem hat Iheophyllin verschiedene andere Wirkungen auf Atmung, Herz und Kreislauf (z.B. Steigerung der körperlichen Belastbarkeit). Iheophyllin wird in der Regel in Form von Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (Retard-Tabletten) und über mindestens 12 Stunden anhaltender Wirkung eingesetzt.

Für die Akutbehandlung kann Theophyllin in Form von Trinkampullen, Brausetabletten oder Ampullen zur intravenösen Gabe eingesetzt werden. Für eine optimale Wirkung und die Vermeidung von unerwünschten Effekten ist die Überprüfung des Theophyllingehaltes im Blut sinnvoll, der zwischen 5 und 1 5mg pro Liter liegen sollte. Theophyllin kann bei unzureichender Wirkung der Anticholinergika und Beta-2-Sympathomimetika zusammen mit diesen Medikamenten kombiniert werden.

Kortison

Abkömmlinge des vom Körper selbst produzierten Wirkstoffs Kortison werden zur Hemmung der Entzündung bei Patienten mit COPD eingesetzt. Kortison-Abkömmlinge können durch die Einatmung als Spray oder Pulver eingeatmet werden, ferner in Form von Tabletten oder Ampullen zur intravenösen Injektion. Das eingeatmete (inhalierte) Kortison zeigt wesentlich seltener und deutlich geringere Nebenwirkungen als das in Tabletten oder Spritzen eingesetzte Kortison, da die Wirkstoffmenge zum Erreichen der Wirkung weit geringer ist als bei Kortisontabletten bzw. Spritzen. Bei mittelschwerer oder schwerer COPD kann ein Spray oder Pulver mit einem Kortisonabkömmling zunächst für etwa 3 - 6 Monate verordnet werden.

Falls sich in dieser Zeit Lungenfunktion, körperliche Belastbarkeit oder Beschwerden bessern und akute Verschlechterungen seltener auftreten, sollte das Kortison Präparat langfristig inhaliert werden. Wirkt sich der Einsatz von kortisonhaltigen Medikamenten zur Einatmung innerhalb von 3 - 6 Monaten nicht vorteilhaft aus, sollte das inhalativ eingesetzte Kortisonpräparat wieder abgesetzt werden. Bei akuter Verschlechterung der Krankheit mit Zunahme von Husten, Auswurf (Menge, Zähigkeit, gelb-grüne Verfärbung) und Atemnot sind die Atemwege entzündet. In dieser Situation führt Ihr Arzt eine Behandlung mit Kortison-Tabletten durch, die meist innerhalb von 2 Wochen zu einer deutlichen Besserung führt.
Eine Langzeitbehandlung mit Kortison-Tabletten sollte wegen der unerwünschten Effekte (Knochenbrüchigkeit, Muskeischwäche, Hautveränderungen, Zuckerkrankheit) nur in Ausnahmefällen mit einer möglichst niedrigen Dosierung in Betracht gezogen werden. Falls die Langzeitbehandlung mit Kortison-Tabletten hilfreich ist, sollte versucht werden die Tabletten durch ein Kortison-Spray oder Pulver zu ersetzen.

Schleimlösende Medikamente (Mukopharmaka)

Nach einigen Untersuchungen können Wirkstoffe mit schleimlösenden Eigenschaften (N-Acetylcystein, Ambroxol) den Krankheitsverlauf durch eine geringere Zahl von Atemwegsinfektionen bei dauerhaftem Einsatz in den Herbst- und Wintermonaten günstig beeinflussen. Erleichtert wird das Abhusten von zähem Schleim auch durch atemwegs-erweiternde Medikamente wie Beta-2-Sympathomimetika und Iheophyllin sowie vermehrtes Trinken, letzteres allerdings nur dann, wenn ein Flüssigkeitsmangel besteht.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

In einigen Untersuchungen wurde gezeigt, dass aus Bakterien hergestellte Medikamente zur Stärkung des lmmunsystems bei Patienten mit COPD zu milderen Verläufen bei akuter Verschlechterung des Krankheitsbildes, insbesondere bei Infektionen der Atemwege führen. Husten kann Patienten mit COPD stark beeinträchtigen. Allerdings können einige hustenlindernde Medikamente die Funktion der Atmung beeinträchtigen. Deshalb werden solche hustenlindernden Medikamente bei COPD nur in Ausnahmefällen verordnet. Bei akuter Verschlechterung können sie den quälenden nächtlichen Husten lindern. Der Einsatz starker Schmerz-und Betäubungsmittel wie Morphin kann auch zur Linderung schwerer Atemnot beitragen.

Morphin dämpft gleichzeitig dosisabhängig das Atemzentrum und führt somit zu einer verminderten Atemleistung. Aus diesem Grunde sollte Morphin bei COPD nur in ausgewählten Fällen vom behandelnden Facharzt eingesetzt werden. Bei manchen Patienten fehlt von Geburt an ein für die Körperabwehr wichtiger Eiweißkörper in der Lunge, das Alpha-1 -Antitrypsin. Diese Patienten entwickeln häufig frühzeitig ein Lungenemphysem. Die Zufuhr des fehlenden Eiweißkörpers durch Infusionen kann bei diesen Patienten mit Alpha-1 -Antitrypsinmangel und mittelschwerem Lungenemphysem den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen und eine rasche Verschlechterung der Lungenfunktion aufhalten.

Nicht medikamentöse Behandlung

Wesentlich für die Aufrechterhaltung einer hohen Lebensqualität sind nichtmedikamentöse Maßnahmen. Zu ihnen gehören körperlichesTraining, die Patientenschulung, eine adäquate Atem- und Krankengymnastik, Hilfen bei der Beseitigung von zähem Auswurf sowie apparative Hilfen wie die Sauerstoff-Langzeittherapie und Heimbeatmung.

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist generell empfehlenswert. Zusätze bestimmter Vitamine oder Mineralien sind nur bei entsprechenden Mangelzuständen erforderlich.

Bei Übergewicht führt die Gewichtsabnahme zu einer leichteren Bewältigung der im Alltag anfallenden körperlichen Belastung. Zur Gewichtsabnahme sind Diäten mit einer täglichen Kalorienzufuhr von 1 .200 und 1 .500 Kalorien und mehr körperliche Bewegung empfehlenswert.

Untergewichtige Patienten haben eine eingeschränkte Lebenserwartung. Eine Gewichtszunahme durch täglich 1 - 3 Beutel einer Zusatznahrung mit hohem Energiegehalt und die Nutzung mehrerer kleiner statt weniger großer Mahlzeiten ist hier von Vorteil.

Patientenschulung

Empfehlenswert ist eine Schulung in kleinen Gruppen von 4 - 8 Teilnehmern. Diese kann ambulant, während eines Krankenhausaufenthaltes oder in der Nachbehandlungsphase eines Krankenhausaufenthaltes (Rehabilitation) durchgeführt werden.
In der Schulung sollte der Patient lernen:

  • die Krankheitszeichen richtig zu erkennen
  • einfache Meßgrößen der Atemwegsweite/-enge (Peak-Flow) zu messen und zu protokollieren
  • anhand von Beschwerden und Meßgrößen der Atemwegsweite/enge den Schweregrad der Erkrankung sowie Verschlechterungen rasch zu erkennen und Selbsthilfemaßnahmen mit Anpassung der Medikamente an den Schweregrad der Erkrankung durchzuführen
  • Sprays und/oder Pulver korrekt zu inhalieren

Bei Patienten mit schwerer COPD und dauerhaftem Sauerstoffmangel sollte die Schulung zusätzlich den Einsatz der Sauerstoff Langzeittherapie , bei dauerhafter Erhöhung des Kohlesäuredrucks im Blut auch der Heimbeatmung einschließen.

Um die wesentlichen Schulungsinhalte langfristig erfolgreich zu nutzen, ist die Teilnahme an Kurzschulungen im Rahmen eines Auffrischungskurses in 6 - 12 monatigen Abständen sinnvoll. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Patientenschulung ist die Raucherentwöhnung. Für Raucher hat es sich bewährt, neben der ambulanten COPD-Schulung an einem separaten Kurs zur Raucherentwöhnung teilzunehmen.

Körperliches Training

Das Krankheitsbild COPD wirkt sich auch auf andere Organe, insbesondere das Herz-Kreislauf-System und auf die Muskulatur aus. Folgen sind Atemnot, Einschränkung der Belastbarkeit und eine Schwächung der Arm- und Beinmuskulatur Bewegungstherapie und körperliches Training steigern die körperliche Belastbarkeit, ermöglichen so eine bessere Bewältigung der Aktivitäten im Alltag und tragen somit zu einer höheren Lebensqualität des Patienten bei. Ein Aufbautraining mit 3 - 5 Trainingseinheiten pro Woche kann ambulant wie auch in Rehabilitationskliniken durchgeführt werden. Bei schwerer Funktionseinschränkung sollte das körperliche Trainingsprogramm unter intensiver ärztlicher Aufsicht, am besten im Rahmen eines Rehabilitationsaufenthaltes, durchgeführt werden. Trainingseffekte sind nur dauerhaft aufrecht zu erhalten, wenn die Bewegungstherapie zuhause durch ein Heimtraining (Treppensteigen, Gehtraining) und/oder zusätzlich durch die mindestens 1 x wöchentliche Teilnahme in einer ambulanten Lungensportgruppe fortgesetzt wird.

Atemtherapie und Krankengymnastik (Physiotherapie)

Mit Entspannungs- und Atemtechniken kann die Atemnot gelindert werden, mittels Ausatmung gegen die leicht geschlossenen Lippen (Lippenbremse> und atemerleichternden Stellungen wie Kutschersitz und Anlehnen an eine Wand. Kraft und Ausdauer der Atemmuskulatur lassen sich durch ein gezieltes Muskeltraining steigern.

Hilfen zum Abtransport von zähem Schleim

Mit der sogenannten PEP-Maske wird am Ende der Ausatmung ein Überdruck erzeugt, so dass die Bronchien weit gemacht werden.

Durch den Überdruck und die nachfolgende Erweiterung der Bronchien löst sich Schleim von den Bronchialwänden. Durch entsprechende Atemtechniken kann der Schleim abtransportiert werden.
Bei der Flutter werden durch ein Kugelventil Druckschwankungen hervorgerufen, die den Schleim von der Bronchialwand lösen. Durch Änderung des Atemstroms wird der Schleim abtransportiert. Das Gerät ist klein, handlich und lässt sich leicht bedienen.

Auch das RC-Gornet löst durch Druckschwankungen den Schleim in den Bronchien und erleichtert das Abhusten des Schleims. Das Gerät hat den Vorteil, dass es in jeder Körperlage benutzt werden kann. Eine dauerhafte Anwendung dieser Geräte ist nur dann sinnvoll, wenn der Patient hierdurch eine wesentliche Erleichterung des Abhustens verspürt.

Rehabilitation

Wesentliche Teile der Rehabilitation sind die Anpassung der medikamentösen Behandlung an den jeweiligen Schweregrad der Erkrankung, körperliches Training und Bewegungstherapie, Patientenschulung, Atem- und Physiotherapie, Ernährungsberatung sowie die soziale Betreuung. Mit Hilfe dieser Behandlungsansätze kann der drohende Verlauf mit krankheitsbedingtem Bewegungsmangel und körperlicher Beeinträchtigung, Depression und sozialer Isolation durchbrochen werden.

Eine Frührehabilitation ist auch bei leichter COPD sinnvoll, um die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit sowie die berufliche Aktivität aufrecht zu erhalten und das rasche Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Dies gilt besonders dann, wenn Raucherentwöhnung und körperliches Training eingeschlossen werden. Gesicherte Auswirkung der Rehabilitation bei COPD sind:

  • Linderung der Atemnot
  • Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit
  • Abnahme von Angst und Depression Steigerung der Lebensqualität
  • Verbesserung von Kraft und Ausdauer der Arm- und Atemmuskeln bei gezieltem Training

Organisation

Voraussetzung sind ein Antrag und eine Bescheinigung des behandelnden Arztes. In enger Abstimmung zwischen dem Patienten, seinem Hausarzt und dem Lungenfacharzt kann die Rehabilitation auch ambulant und wohnortnah durchgeführt werden. Sie ist vor, wie auch nach einem Klinikaufenthalt sinnvoll.

Die stationäre Rehabilitation ist nach Abstimmung zwischen allen Beteiligten insbesondere bei unzureichendem Erfolg bei der ambulanten Behandlung und Patienten mit schwerer COPD zu erwägen.
Um die während eines stationären Aufenthaltes in einer Rehabilitationsklinik erzielten Besserungen langfristig erhalten zu können, sollten Teile des Rehabilitationsprogramms nach Beendigung der stationären Rehabilitation wohnortnah fortgesetzt werden, insbesondere eine Bewegungstherapie mit Besuch ambulanter Lungensportgruppen und die Teilnahme an der Patientenschulung.

Operationsmöglichkeiten

Bei schwerem Lungenemphysem können nach lungenfachärztlicher Prüfung operative Behandlungsverfahren hilfreich sein. Ziel der Qperationen ist die Besserung der Lungenfunktion durch Entfernung emphysematisch zerstörten Lungengewebes.
Die operativen Möglichkeiten umfassen;

  • Entfernung großer Emphysemblasen (Bullektomie)
  • Entfernung eines Teils des überblähten Lungengewebes (Lungenvolumenreduktion) bei schwerem Emphysem
  • Lungentransplantation

Plötzliche Verschlechterung (Exacerbation)
Häufige Ursachen für eine plötzliche Verschlechterung sind:

  • Infektionen mit Bakterien und Viren
  • Inhalation von Gasen, Stäuben, Dämpfen und Rauch
  • Herzerkrankungen
  • Lungenentzündung

Luft im Brustfellraum (Pneumothorax)

  • Lungenkrebs
  • Nebenwirkungen von Medikamenten

Die Verschlechterung macht sich meist durch zunehmende Atemnot, vermehrten Husten, Zunahme und/oder gelb-grüne Verfärbung des Auswurfs, Engegefühl in der Brust und gelegentlich Fieber bemerkbar. Schlafstörungen, leichtere Ermüdbarkeit und Gliederschmerzen können hinzutreten.
Die Ursache der Verschlechterung muß vom Arzt festgestellt werden.

Das Behandlungskonzept umfasst folgende Punkte:

  • Behandlung der Ursache, insbesonders Antibiotika bei grün/gelb gefärbtem und vermehrtem Auswurf infolge eines Atemwegsinfektes durch Bakterien. Die korrekte Einnahme des Antibiotikums über den vom Arzt festgelegten Zeitraum ist wichtig.
  • Erhöhung der Dosis der Medikamente, die die Bronchien erweitern (Beta-2-Sympathomimetika Anticholinergika, Theophyllin)
  • Kortison (Tabletten, Spritzen) über 1-2 Wochen
  • Sauerstoff
  • n schweren Fällen: Maskenatmung mit erhöhtem Druck zur Erholung der Atemmuskulatur, die bei akuten Verschlechterungen besonders belastet ist.

Nach erfolgreicher Behandlung sollte vorbeugend Folgendes beachtet werden:

  • Langzeittherapie überprüfen
  • körperliche Aktivität steigern
  • Über- und Untergewicht ausgleichen
  • Schutzimpfungen durchführen
  • auf gesunden Lebensstil achten auf das Rauchen verzichten.

Falls sich das Befinden nach ambulanter Behandlung nicht bessert, kann eine Krankenhausaufnahme erforderlich sein.