Medizin­lexikon

Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen (=kardiale Arrhythmien) sind Abweichungen vom regelmäßigen Herzschlag mit einer Frequenz zwischen 60 - 100 Schlägen pro Minute. Sie treten sowohl bei Gesunden als auch bei Patienten mit verschiedenen Herzerkrankungen auf (z.B. Herzklappenfehler, Herzschwäche, Herzinfarkt). Die Rhythmusstörungen können akut (d.h. innerhalb von Stunden oder Tagen) oder chronisch sein (d.h. Jahre oder Jahrzehnte anhalten). Die Schwere kann gleichbleibend, zunehmend oder abnehmend sein. Die einzelnen Herzrhythmusstörungen dauern Sekunden, Minuten, Stunden oder Tage und sind harmlos (=gutartig =benigne) oder gravierend, manchmal sogar lebensbedrohlich (=bösartig =maligne).

Grundsätzlich werden folgende Herzrhythmusstörungen unterschieden: Die Herzfrequenz kann zu langsam (=Bradykardie; weniger als 60 Schläge pro Minute) oder zu schnell sein (=Tachykardie; mehr als 100 Schläge pro Minute). Extraschläge (=Extrasystolen) entstehen im Herzvorhof (=supraventrikulär) oder in der Herzkammer (=ventrikulär). Sie treten einzeln oder im Verband auf. Die gefährlichsten Herzrhythmusstörungen sind Kammerflimmern und Asystolie.
Die zahlreichen Herzrhythmusstörungen werden zum besseren Verständnis in verschiedene Schweregrade (I - V) eingeteilt, die nach dem amerikanischen Arzt Lown benannt sind.

Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen können einzeln oder in verschiedenen Kombinationen folgende Beschwerden (=Symptome) auftreten: Herzklopfen, Herzstolpern, Herzrasen, Schwindel, Kollaps, Stürze, Bewußtlosigkeit (=Synkope), Luftnot (=Dyspnoe) und Leistungsminderung. Manche Patienten sind völlig beschwerdefrei (=symptomlos).

Der behandelnde Arzt wird zunächst klären, ob es sich um eine harmlose oder bedrohliche Herzrhythmusstörung handelt. Er fragt nach dem Ort, der Zeit, der Dauer und den Begleitbeschwerden (=Begleitsymptome). Danach wird er die Pulsfrequenz und den Blutdruck am Arm messen. Das Herz wird an verschiedenen Stellen seitlich des Brustbeines (=Sternum) abgehört (=auskultiert). Weitere Klarheit über die Herzrhythmusstörungen verschafft ein Ruhe-EKG über einige Minuten Dauer. Manche Rhythmusstörungen entstehen erst bei Belastung und können dann mit Hilfe des Belastungs-EKG´s (=Ergometrie) erfaßt werden. Falls die Störungen nur zeitweilig auftreten, ist eine Langzeit-EKG-Registrierung über 24 Stunden sinnvoll, da auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit eines Nachweises erhöht wird. Wenn nach den Ursachen für die Herzrhythmus-störungen gesucht wird, ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (=Echokardiographie) sinnvoll. In speziellen Fällen können Blutabnahmen zur Bestimmung der Schilddrüsenhormone, Elektrolyte und Entzündungszeichen notwendig sein.

Bei manchen Patienten ist eine Behandlung (=Therapie) überflüssig. In anderen Fällen besteht die Therapie zunächst in der Beseitigung der Ursachen (z.B. durch Medikamente gegen Herzschwäche, Herzklappenersatz, Bypass-Operation). Falls die Herzrhythmusstörungen bestehen bleiben, können sie mit Medikamenten (z.B. Amiodaron), Herzschrittmacher, Defibrillator oder Herzkatheter gemildert oder beseitigt werden. Die Behandlung erfolgt am besten durch einen Internisten mit der Spezialisierung auf Herzerkrankungen (=Kardiologe).  Die Lebensqualität und -erwartung (=Prognose) sind von Patient zu Patient ganz unterschiedlich.

Synonyme: Herzrhythmusstörungen, kardiale Arrhythmien
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