Vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox)

Vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox)

Der vorzeitige Samenerguss, auch vorzeitige Ejakulation medizinisch Ejaculatio praecox) ist eine sexuelle Störung des Mannes, bei der dieser nicht in der Lage ist, den Zeitpunkt der Ejakulation beim Geschlechtsverkehr selbst zu steuern. Es handelt sich um die häufigste sexuelle Funktionsstörung bei Männern jeden Alters. Der vorzeitige Samenerguss tritt bei ihnen meistens kurz nach der Einführung des Penis in die Vagina auf, oft jedoch auch bereits davor.

Bevor man an irgendwelche Maßnahmen denkt, sollte man sich klar machen, dass es Zeiten gibt, in denen ein vorzeitiger Samenerguss nichts außergewöhnliches ist. Hierzu zählen die ersten sexuellen Erfahrungen, der Beginn einer neuen Beziehung sowie nach längerer Enthaltsamkeit. Selbst wenn solche Phasen über Wochen oder gar Monate anhalten, sollte dies kein Grund zur Besorgnis sein.

Das Gefühl unter vorzeitigem Samenerguss zu leiden entsteht auch sehr oft dadurch, dass der Mann unrealistische Annahmen über die Dauer des Geschlechtsverkehrs hat. Dazu gibt es eine interessante Studie, wo die Dauer des Geschlechtsverkehrs bei Männern zwischen gesunden Männern und denen die unter vorzeitigem Samenerguss leiden, untersucht wurde. Für die Studie mussten die Lebenspartnerinnen der Männer die Zeit zwischen Eindringen des Penis und des Samenerguss genau messen. Die Messungen wurden über einen Zeitraum von einer Woche vorgenommen und verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass der zeitliche Unterschied bis zum Samenerguss, zwischen den gesunden Männern und denen die unter einem vorzeitigem Samenerguss leiden, relativ gering war. Bei den gesunden Männern lag die Zeit bis zum Samenerguss bei etwas über drei Minuten, bei der Gruppe der Männer mit vorzeitigem Samenerguss ca. dreißig Sekunden weniger.

Wichtig ist immer das offene Gespräch über die Gefühle mit dem Partner zu reden. Empfindet der Partner die Situation als sehr bedrückend und ist die Zeit bis zum Orgasmus beiden Partner zu gering, dann müssen beide Partner neue Lösungsansätze für Ihr Liebesleben finden. Einige der Möglichkeiten können sein:

  • Der Mann kann nach dem ersten Orgasmus nach einer gewissen Pause wieder einen neuen Versuch starten. Bei dem zweiten Mal dauert die Zeit bis zum Höhepunkt in der Regel wesentlich länger. Dabei kann die Partnerin ihn unterstützen indem sie ihm durch Liebkosungen erneut zu einem Orgasmus bringt. Dabei ist es wichtig, dass die Partner ganz offen mit der Situation umgehen und dies nicht als Druck empfinden, sondern der Spaß und die Leidenschaft im Vordergrund stehen.
  • Eigene Übungen zur Kontrolle der Ejakulation Einnahme von Medikamenten (sogenannte PDE-5-Hemmer) Diese Medikamente sind ursprünglich nur bei Erektionsstörungen angedacht, allerdings berichten viele Männer auch eine positive Wirkung gegen einen vorzeitigen Samenerguss.
  • Anwendung von Medikamenten die eine betäubende Wirkung auf die Empfindlichkeit des Penis haben. Dabei haben sich Medikamente mit den Wirkstoffen Xylocain, Lidocain und Prilocain bewährt.

Die Ursachen der Ejaculatio praecox sind aktuell noch nicht vollständig geklärt. Aktuelle Erklärungsmodelle entstammen vor allem der klinischen Praxis im Umgang mit Betroffenen, theoriegeleitete Studien sind dagegen selten und werden kontrovers diskutiert. Einig ist man sich darüber, dass es sich bei Ejaculatio praecox in den allermeisten Fällen um ein psychologisches oder kognitives Problem handelt. Daher kann oft auch eine Sexualberatung helfen. Hilfreich ist, wenn die Partnerin an der Beratung teilnimmt.

Auch Probleme und Stress in der Partnerbeziehung stellen einen weiteren Komplex der Ursachenmodelle dar. So ist nachgewiesen, dass sich Streit und Stress mit der Partnerin bei fast allen Betroffenen finden lassen und es gilt auch als gesichert, dass diese Konflikte die sexuelle Störung dahingehend beeinflussen, dass sie anhaltend ist

Organische Ursachen spielen bei einer geringen Anzahl Betroffener ebenfalls eine Rolle und sind bei akuten Problemen als Teilfaktor denkbar. In diesem Kontext sind besonders schmerzhafte Entzündungen des Urogenitaltraktes oder Tumorerkrankungen zu nennen.

Zu den Methoden um den Orgasmus hinauszuzögern gehören die Stopp-Start-Methode sowie die Squeeze-Methode. Auch werden spezielle Kondome angeboten, die innen mit einer betäubenden Salbe beschichtet sind. Männern, die unter vorzeitigem Samenerguss leiden, kann auch durch Vergrößerung der Eichel geholfen werden: Nach Injektion von Hyaluronsäure in die Penisspitze sinkt die Empfindlichkeit der Eichel und der Samenerguss wird effizient verzögert.