Magen-, Zwölffingerdarmgeschwür (Ul kuskrankheit) 1. Teil

Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür

Das Magengeschwür (= Ulcus ventriculi) ist eine gutartige entzündliche Erkrankung des Magens, die – im Gegensatz zur Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder Erosion – mehrere Schichten der Magenwand betrifft. Das Ulcus duodeni (lat. ulcus = Geschwür, duodenum = Zwölffingerdarm) ist dementsprechend eine gutartige entzündliche Erkrankung, bei der es zu einem Defekt bis in die tiefen Wandschichten des Zwölffingerdarms hinein kommt. Zurzeit erkranken ca. 10% der Bevölkerung an einem Ulcus, wobei das Zwölffingerdarmgeschwür viermal häufiger als das Magengeschwür auftritt. Die Erkrankung zeigt einen Altersgipfel zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr, wobei 80% der Patienten männlich sind. Es zeigt sich eine zeitliche Häufung im Frühling und Herbst.

Als Ursache für die Entstehung eines Ulcus kommen verschiedene Faktoren in Betracht. Die hohe Säure- und Enzymkonzentration im Magensaft bedeutet immer eine potenzielle Gefahr für die Integrität der Schleimhaut von Magen und Zwölffingerdarm. Nur durch sehr komplexe Schutzmechanismen wie die Ausbildung einer alkalischen Schleimschicht zur Neutralisierung der Säure, eine hohe Durchblutungsrate, die Produktion von so genannten Prostaglandinen und die Hemmung der Absonderung des Magensaftes (= Sekretion) durch die Produktion von Sekretin im Zwölffingerdarm nach der Nahrungsaufnahme kann sich die Schleimhaut der Zerstörung durch den Magensaft widersetzen. Jedes Ungleichgewicht zwischen den aggressiven Faktoren auf der einen und den schützenden auf der anderen Seite führt unweigerlich zu einer Schädigung. Dieses Gleichgewicht kann sowohl durch endogene, d. h. körpereigene Faktoren, als auch durch exogene, d. h. von außen kommende Faktoren ,gestört werden. Zu den endogenen Faktoren zählen eine überschießende Magensäureproduktion oder Magenmotilitätsstörungen, aber auch familiäre Häufungen kommen vor. Zu den wichtigsten exogenen Faktoren zählt sicher das bei ca. 60% der Bevölkerung im Magen vorkommende Bakterium Helicobacter pylori. Helicobacter pylori ist in der Lage, im sauren Milieu des Magens zu überleben und siedelt sich an der Oberfläche der Magenschleimhaut an. Dort bildet der Erreger das Enzym Urease und schafft damit ein alkalisches Milieu, das zu Störungen in der Regulierung der Magensäureproduktion führt und darüber hinaus direkt die Schleimhaut schädigt. Die Bedeutung der nicht-steroidalen Antiphlogistika, wie z. B. Acetylsalicylsäure (Aspirin®) oder Indometacin, ist ebenso unbestritten. Diese Medikamente bewirken einerseits über einen lokal toxischen Effekt auf die Magenschleimhaut die Ulkusentstehung. Andererseits hemmen sie ein Enzym, das Fettsäuren in Prostaglandine umwandelt. Diese Prostaglandine sind ein wesentlicher Schutzmechanismus der Magenschleimhaut, z. B. über eine Hemmung der Säuresekretion. Letztendlich fördern die nicht-steroidalen Antiphlogistika auch die Bildung von Sauerstoffradikalen, die die Ulkusentstehung begünstigen. Weitere exogene Faktoren stellen das Rauchen und Alkohol dar. Nikotin steigert die nächtliche Sekretion von Magensaft und verstärkt auf diese Weise ein bereits bestehendes Ungleichgewicht zwischen schleimhautschädigenden und schleimhautschützenden Faktoren. Die schädigende Wirkung von Alkohol auf die Schleimhaut von Magen und Zwölffingerdarm dagegen ist unabhängig von der Produktion des Magensaftes. In hohen Konzentrationen wirkt Alkohol direkt auf die Zellen der Schleimhaut ein und führt zu Defekten, die Ausgangspunkt für die Bildung von Geschwüren werden können. Psychische Faktoren spielen auch eine gewisse Rolle, so scheinen Personen, die unter Depressionen leiden, häufiger Magengeschwüre zu entwickeln als die „Normalbevölkerung“. Ähnliches gilt für Menschen, die einem erhöhten beruflichen Stress ausgesetzt sind, z. B. bei Arbeit im Schichtsystem oder aber z. B. Patienten nach schweren Operationen oder Traumen auf der Intensivstation.

Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sind nicht durch spezifische Symptome charakterisiert. Die Patienten klagen über Beschwerden, die auch bei anderen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes auftreten können. Am häufigsten wird über epigastrische (in der Magengegend) Schmerzen berichtet. Diese Schmerzen können in Richtung Brustbein, Unterbauch oder auch in den Rücken ausstrahlen. Bei einigen Patienten wird der Schmerz durch die Nahrungsaufnahme ausgelöst, bei anderen lindert die Nahrungsaufnahme den Schmerz. Nüchternschmerzen, die typischerweise nachts auftreten, werden sowohl von Patienten mit Magen- als auch von Patienten mit Zwölffingerdarmgeschwüren beklagt. Eine Unterscheidung zwischen Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür ist anhand der Symptome nicht möglich. Allerdings werden oft genug Magengeschwüre zufällig diagnostiziert, die keinerlei Schmerzen verursachen. Bei Patienten, die nicht-steroidale Antiphlogistika einnehmen, verlaufen in mehr als der Hälfte der Fälle die Magengeschwüre asymptomatisch, d. h. völlig ohne Beschwerden. Neben dem Schmerz werden vor allem Druck und Völlegefühl im Oberbauch, Aufstoßen, Blähungen, Erbrechen und Gewichtsabnahme beschrieben. Besondere Stresssituationen und der Genuss von Kaffee und Nikotin können die Beschwerden verstärken.