Die Fischschuppenkrankheit

Die Fischschuppenkrankheit

Bei mehr als 100.000 Menschen in Deutschland beginnt ein Leidensweg, der oft still und unter Ausschluss der Öffentlichkeit abläuft, für die Betroffenen aber eine außerordentliche seelische Belastung darstellt: die Haut an Armen, Rumpf und Beinen verstärkt ihr bereits im Sommer vorhandenes dezentes schuppiges Muster, wird sehr trocken und rauh und reißt gelegentlich ein.

Juckreiz tritt nur dann auf, wenn wie in etwa 25% der Fälle, gleichzeitig eine Form der Neurodermitis besteht. Die Neigung, diese Hautauffälligkeit zu entwickeln, wird vererbt, wobei Mädchen und Jungs gleichermaßen betroffen werden. Etwa ab dem 1. Lebensjahr beginnen sich die schuppenden Hautveränderungen erstmals zu zeigen. Die Ursache der Fischschuppenkrankheit (Ichthyosis vulgaris), beruht auf einem Mangel an einem speziellen Hauteiweiß, dem Filaggrin.

Die Folge ist, dass die normalerweise unsichtbare Abschuppung, die der gesunden Haut eigen ist, nicht stattfindet. Die Hornlamellen bleiben sehr lange in der Oberhaut verankert, bis sie förmlich abblättern oder in feinen Schüppchen herunter rieseln.

Typisch für die Ichthyosis vulgaris, ist, dass Rücken, Hände und Gesicht nur geringe Krankheitszeichen aufweisen. Der Ausprägungsgrad ist sehr unterschiedlich. Milde Formen werden oft nicht diagnostiziert, ausgeprägt verlaufende Formen sind nicht zu übersehen.

Bis zur Pubertät verstärken sich die Symptome und nehmen im mittleren Erwachsenenalter wieder ab. Die Haut ist aufgrund ihrer deutlich verringerten Talg- und Schweißdrüsenaktivität trocken und glanzlos.

Tätigkeiten im feuchten Milieu und der Umgang mit entfettenden und hautschädigenden Substanzen scheiden in der Berufswahl von vornherein aus. Auch sollten mechanisch stark belastende Tätigkeiten und Arbeiten unter kalten klimatischen Bedingungen gemieden werden. Da der schützende Wasser-Fettfilm an der Oberfläche fehlt, ist die Haut auch bei allgemeiner mechanischer Belastung viel schneller kleinen Verletzungen und schmerzhaften Einrissen ausgesetzt.

Zwar lässt sich die Ichthyosis vulgaris bis heute nicht heilen, doch gibt es eine Reihe sehr wirksamer Therapeutika. Über Salben kann der Haut Milchsäure zugeführt werden, die in die Regulation des Säureschutzmantels der Haut eingreift. Harnstoff, ein natürlicher Bestandteil der Haut, führt zu einer Verbesserung der Feuchtigkeitsaufnahme in der Haut.

Die Salben dürfen nicht zu fett sein, müssen gut einziehen und im Idealfall der Haut ein geschmeidiges Aussehen verleihen. Nur wenige Rezepturen erfüllen diese hohen Anforderungen und führen dazu, dass sich der Betroffene wieder in seiner Haut wohlfühlt.

Dieses Wohlbefinden hat nicht nur kosmetische Bedeutung. Es ist eine wichtige Vorraussetzung für eine gesunde seelische Entwicklung. Findet keine rechtzeitige, bereits in der frühen Kindheit einsetzende Therapie statt, fühlen sich die Kinder wie Aussätzige. Sie schämen sich beim Sport oder im Schwimmbad, werden unter Umständen gehänselt und entwickeln in der Pubertät auch Ängste gegenüber dem anderen Geschlecht.

Hautärzte können weiterhin auch durch den Einsatz natürlicher Therapien wie der UV-Licht- bzw. Salzbäder-Lichttherapie selbst in besonders schweren Fällen therapeutisch gut helfen. So können die natürlichen Heilkräfte des UV-Lichts und des Meersalzes auch in der lichtarmen Jahreszeit in vielen Praxen ihren therapeutischen Segen entfalten.