Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Lange Zeit wurde angezweifelt, ob es Depressionen bei Kindern überhaupt gibt. Inzwischen ist durch Studien belegt, dass bis zu drei Prozent der Kinder und bis zu acht Prozent der Jugendlichen an Depressionen leiden.

Depressionen bei Kindern sind schwer erkennbar und werden deshalb häufig übersehen. Sie werden auch deshalb unterschätzt, da ihre Symptome während der Pubertät als normale Entwicklung aufgefasst und deshalb selten fachärztlich behandelt werden.

Die Beobachtung von Spiel-, Ess- und Schlafverhalten ist vor allem bei jüngeren Kindern wichtig. Ist das Kind ängstlich und schüchtern, weint es schnell, hat keine Lust zu spielen, wacht nachts oft auf und leidet unter Alpträumen? Zieht es sich zurück oder reagiert aggressiv, zeigt es verminderten oder gesteigerten Appetit und bewegt sich nur ungern? Bei älteren Kindern ist zusätzlich die Beobachtung des Verhaltens und der Leistungen im schulischen Bereich aufschlussreich. Den Kindern und Jugendlichen fehlt meist die Fähigkeit, ihr Leid konkret zu beschreiben. Hier sind die Eltern gefragt, die ihren Kindern Gelegenheit und Zeit geben sollten, um über ihre Gefühle zu reden. Gleichzeitig muss die Hemmschwelle gesenkt werden, fremde Hilfe anzunehmen.

Die Depressionen im Kindes- und Jugendalter treten bei wiederkehrenden negativen Erfahrungen wie Verlust oder Trennung auf. Ursachen sind unter anderem das unberechenbare Verhalten von Eltern oder Lehrern, Scheidung oder Misshandlungen, denen Kinder über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind. Die depressiven Störungen können meist mit belastenden Lebensumständen in Zusammenhang gebracht werden, aber auch genetische Faktoren können Depressionen erzeugen. Kinder und Jugendliche müssen zahlreiche Belastungen verarbeiten: elterlichen Tadel, Angst vor Zeugnissen und Strafe, schlechte Schulleistungen, Verlust von Haustieren und Freunden, körperliche Auseinandersetzungen oder Mobbing. Die Mehrzahl dieser Belastungen führt zu vorübergehenden depressiven Reaktionen. Bedeutender sind Dauerbelastungen wie Streit, Vernachlässigung, Missbrauch, elterliche Probleme, körperliche Erkrankungen, Arbeitslosigkeit und Geldmangel, Trennung und Wiederverheiratung, aber auch langfristige schulische Überforderung. Damit eine Depression auftritt, muss zusätzlich eine individuelle Veranlagung vorliegen. Verminderte Belastbarkeit und Verletzlichkeit, niedriges Selbstwertgefühl, Hilf- und Hoffnungslosigkeit fördern das Auftreten ebenso wie Störungen des Hirnstoffwechsels (zum Beispiel ein Mangel an Serotonin).

Wer den Verdacht hat, ein Kind sei depressiv, sollte unbedingt kompetente Hilfe bei einer Familienberatung oder einem Kinderpsychiater suchen. Depressionen sind ernst zu nehmende Erkrankungen, die in schweren Fällen zum Selbstmord führen können. Bei einer Therapie ist außer einer qualifizierten Behandlung mit Psychopharmaka auch eine begleitende Psychotherapie erforderlich. Psychiater betonen, dass auffälliger Rückzug, Nachlassen der Interessen oder Selbstmordgedanken eine Kindes und Jugendlichen immer ernst genommen werden müssen.