Behandlungsmöglichkeiten bei Nierenversagen

Behandlungsmöglichkeiten bei Nierenversagen

Ein Versagen der Nierenfunktion hat entscheidende Folgen für den gesamten menschlichen Organismus. Denn die Nieren - zwei ungefähr faustgroße Organe an der hinteren Wand der Bauchhöhle - erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben.

Eine der wichtigsten ist die Blutreinigung, bei der Schlackenstoffe aus dem Blut herausgefiltert werden, die der Körper nicht benötigt und die ihn vergiften könnten. Eine weitere Aufgabe der Nieren ist die Regulierung des Mineralstoffhaushalts, bei der zum Beispiel Kalium und Natrium entweder über den Urin ausgeschieden oder im Blut zurückgehalten werden. Außerdem produzieren die Nieren Hormone für die Blutbildung und Stoffe wie das Vitamin D, die für den Knochenstoffwechsel erforderlich sind. Durch das Ausscheiden überschüssiger Flüssigkeit erfolgt schließlich auch ein wesentlicher Beitrag zur Regulierung des Blutdrucks.

Verschiedene Krankheiten, wie eine langjährige Zuckerkrankheit, Bluthochdruck oder langjähriger Medikamentenmissbrauch können zu einem dau­erhaften, langsam fort­schrei­tenden Versagen der Nieren führen, bei dem die diversen Funktionen nicht mehr ausreichend erfüllt werden. Um eine lebensgefährliche Vergiftung des Körpers durch Stoffwechselschlacken und ei­ne Schädigung anderer Organe zu verhindern, gibt es die nachfolgend beschriebenen Behandlungsmöglichkeiten.

Transplantation der Niere

Obwohl in Deutschland ein erheblicher Mangel an Spendernieren herrscht und zur Zeit über 10.000 Menschen auf ein neues Organ warten, gehören Nierentransplantati­onen zu den am häufigsten durchgeführten Organverpflanzungen. Der Patient erhält dabei eine Spenderniere, die an seine eigenen Blutgefäße und Harnwege angeschlossen wird und die Funktion der eigenen Nieren übernehmen soll. Damit das fremde Organ vom Organismus gut aufgenommen wird, ist eine Blutsverwandtschaft oder eine möglichst große Übereinstimmung von Gewe­bestrukturen von Vorteil. Nach der Operation muss in jedem Fall eine lebenslange Behand­lung mit Medikamenten erfolgen, die einer Abstoßung des Organs entgegenwirken. Eine Nebenwirkung dieser Medikamente kann ein erhöhter Blutdruck sein.

Dialyse bei Nierenversagen

Zur Zeit werden in Deutschland ungefähr 60.000 Menschen mit einem Dialyseverfahren behandelt, bei dem das Blut von Giftstoffen und Stoffwechselschlacken gerei­nigt und der Körper von überschüssiger Flüssigkeit befreit wird. Es wird dazu in einem Dialysator gefiltert, in dem es von einer Spülflüssigkeit umgeben ist, in welche die Stoffwechselprodukte überführt werden. Es gibt dafür unterschiedliche Verfahren, die das Leben des Pa­tienten mehr oder weniger be­lasten: die Hämodialyse und die Peritonealdialyse (oder Bauchfelldialyse).

Bei der Hämodialyse wird das Blut aus einem größeren Blutgefäß entnommen. Da­für wird meist am Unterarm ein so genannter "Shunt" angelegt und damit eine künstliche Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene geschaffen. Durch diesen Shunt wird das Blut aus dem Körper durch ein Dialysegerät in einen Dialysator geleitet. Nachdem es dort gereinigt und von überschüssiger Flüssigkeit befreit wurde, kann es über den Shunt wieder zurückgeführt werden. Dieser Vorgang findet norma­lerweise drei oder vier Mal pro Woche statt und dauert jeweils vier Stunden. Er kann in einem Dialysezentrum durchgeführt werden, wo er vom Pflegepersonal eingeleitet und überwacht wird. Es gibt auch die Möglichkeit, die Behandlung mehr oder weniger selbständig in einem Selbstpflegezentrum oder sogar zu Hause vorzunehmen. Während im Selbst­pflegezentrum geschultes medizinisches Personal die erforderliche Kontrolle gewährleistet, muss für die Heimbehandlung ein Partner zur Verfügung stehen. Patient und Partner müssen die notwendigen Kenntnisse zur selbständigen Durchführung der Dialyse in einem mehrwöchigen Kurs erwerben, um sicher zu stellen, dass die Ge­räte korrekt bedient werden.

Zu noch mehr Freiheit und Unabhängigkeit eines Dialysepatienten kann die Bauchfelldialyse beitragen, die me­dizinisch auch als Peritone­aldialyse bezeichnet wird.

Bei dieser Dialyseart wird das Bauchfell als Dialysator genutzt. Dafür ist zunächst eine Operation notwendig, bei der ein Schlauch fest in die Bauchhöhle eingelassen wird, durch den die Dialyseflüssig­keit dann in die Bauchhöhle fließen kann. Dort verbleibt sie für einige Stunden, wäh­rend denen das Bauchfell Schlackenstoffe ausfiltert, die in der Lösung aufgenommen werden. Auch überschüssige Flüssigkeit wird dem Körper entzogen, bevor die Lösung abgelassen und durch eine neue ersetzt wird. Diese Art der Dialyse kann vom Patienten ambulant durch­ge­führt werden und macht ihn relativ unabhängig, da kein Dialysegerät erforderlich ist.

Die Dialyseflüssigkeit im Bauchraum hindert nicht an freier Bewegung und der Austausch kann problemlos überall vorgenommen werden, wo hygienische Mindeststandards erfüllt sind.

Das ist normalerweise vier Mal am Tag notwendig. Das Verfahren wird als CAPD = kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse bezeichnet.

Bei einer anderen Art der Peritonealdialyse, der APD = automatisierte Peritonealdia­lyse, erfolgt der Wechsel der Dialyseflüssigkeit mit Hilfe eines Geräts, das einfach und sicher in der Bedienung ist, und für dessen Nutzung nur ein elektrischer Anschluss benötigt wird. Die APD kann nachts während des Schlafs geschehen.

Welches Dialyseverfahren für den einzelnen Patienten am besten geeignet ist, sollte auf alle Fälle mit den behandeln­den Ärzten diskutiert und fest­gelegt werden. Die Wünsche des Patienten spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie der körperliche Gesamtzustand, das Alter und die generellen Fähigkeiten.