Gallensteinleiden

Behandlung bei Gallensteinleiden

Die Cholelithiasis (griech. Chole = Galle, lithos = Stein), auch Gallensteinleiden genannt, ist die häufigste und bedeutendste Erkrankung der Gallenblase und der Gallengänge.

In den westlichen Industrieländern entwickeln ca. 10 - 15% der Erwachsenen Gallensteine, allerdings klagen nur etwa 20% der Betroffenen über Beschwerden, etwa 80% der Gallensteine verhalten sich "stumm".

Bei der Cholelithiasis handelt es sich um die Ausbildung von festen Konkrementen in der Gallenblase (= Cholezystolithiasis) oder in den Gallengängen (= Choledocholithiasis). Diese Konkremente variieren in ihrer Größe von einigen Millimetern (auch Sludge oder Grieß genannt) bis hin zu zentimetergroßen Steinen. Sie treten vereinzelt oder zu mehreren auf. Die Zusammensetzung der Gallensteine ist unterschiedlich. Die häufigste Form sind so genannte Cholesterinsteine (ca. 75%), die zu über 70% aus Cholesterin bestehen. Die zweithäufigste Art sind die so genannten Pigmentsteine, die überwiegend das Gallepigment Bilirubin enthalten, sowie Mischformen, die auch verkalken können und dabei sehr hart werden.

Bei der Entstehung von Cholesterinsteinen wirken verschiedene endogene (innere) und exogene (äußere) Faktoren zusammen. Eine wichtige Voraussetzung ist die Übersättigung der Gallenflüssigkeit mit Cholesterin. Die Ursachen für ein gestörtes Verhältnis von Gallensäuren zu Cholesterin sind vielfältig. Erbliche Belastungen (familiäre Häufung), Geschlecht (Frauen sind dreimal häufiger betroffen, zusätzlich steigt das Risiko mit der Zahl der Schwangerschaften), Alter (über 40 Jahre, in höherem Alter zunehmende Häufigkeit), Ernährung (Cholesterinreiche und ballaststoffarme Ernährung) und auch bestimmte Erkrankungen (Übergewicht, Gallensäurenmangel, Bilirubinüberschuss, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, u.a.m.) spielen dabei nachweislich eine große Rolle.

Chronische Beschwerden nach dem Essen wie Druckgefühl und Schmerz im Oberbauch, Völlegefühl, Blähungen und Aufstoßen weisen auf Gallensteine hin. Damit verbunden ist oft eine Unverträglichkeit für bestimmte Speisen wie Fette, Schokolade, Kaffee, Weißwein.

Dramatischer sind akute Erkrankungen, die von der steinhaltigen Gallenblase ausgehen:

Klemmt sich ein Gallenstein im Gallenblasengang, dem Ductus cysticus, oder im eigentlichen Gallengang, dem Ductus choledochus, ein, kommt es zu einer so genannten Gallenkolik (griech. kolike = Darmleiden). Dabei ziehen sich die Muskeln in der Wand der Gallenwege zusammen, um den Stein weiterzubefördern. Durch die Druckerhöhung in den Gallenwegen entstehen heftige krampfartige Schmerzen vor allem im rechten Oberbauch, die in den Rücken und die rechte Schulter ausstrahlen und von den Patienten häufig als nahezu unerträglich beschrieben werden. Zwischendurch flauen die Schmerzen ab und setzen nach einer Weile erneut heftig ein. Eine solche Kolik kann von Übelkeit, Aufstoßen und Erbrechen begleitet sein. Mitunter tritt in den folgenden Tagen eine leichte Gelbsucht (= Ikterus) auf. Der Stuhl der Patienten ist häufig entfärbt, da durch den Gallenwegsverschluss die Gallenfarbstoffe im Stuhl fehlen und der Urin dunkelbraun. Bleibt ein Stein im unteren Anteil des Gallengangs vor dem Übertritt in den Dünndarm stecken besteht außerdem die Gefahr einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Chronisch wiederkehrende Gallenblasenentzündungen durch Gallensteine können zu einer Verkalkung der Gallenblasenwand (Porzellangallenblase genannt) und zur Entwicklung von bösartigen Gallenblasentumoren führen.

Häufig deuten bereits die Beschwerden des Patienten und seine Vorgeschichte (z. B. Unverträglichkeit fettreicher Mahlzeiten, eventuelle vorangegangene Gallenkoliken) auf ein Gallensteinleiden hin. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich häufig ein Klopfschmerz über der Gallenblase. Besteht der Verdacht auf einen Verschluss der Gallenwege, sollte eine Blutentnahme erfolgen, da die Erkrankung mit typischen Veränderungen bestimmter Blutparameter einhergeht. Gallensteine sind in einer Ultraschalluntersuchung (= Sonographie) in der Regel gut sichtbar. Bei V.a. Gallensteine im Bereich des Gallenganges wird die Diagnose endoskopisch gesichert, d. h. über eine Spiegelung der ableitenden Gallenwege mit der Gabe eines Kontrastmittels und einer gleichzeitigen Röntgenkontrolle (so genannte ERCP = endoskopische retrograde Cholangio- und Pankreatographie). Manchmal ist eine Spaltung des Schließmuskels am Übergang des Gallenganges zum Dünndarm (Papillotomie) nötig um größere Steine mit speziellem Instrumentarium zu entfernen. 

Komplikationen, die von Gallensteinen ausgehen sind meist ein Notfall. Die Therapie erfolgt mit Schmerzmitteln, Infusionen, eventuell Antibiotika. Es muss auch die Operation erwogen werden. Technischer "Goldstandard" für die Therapie von Gallenblasensteinen ist heute das Entfernen der Gallenblase mittels minimal-invasiver Technik (laparoskopische Cholezystektomie). Beim Vorliegen von Gallengangssteinen kommt die Endoskopie zum Einsatz (ERCP). Die medikamentöse Therapie des Steinauflösens oft in Kombination mit einer extrakorporalen Stoßwellenlithotrypsie (ESWL) - wie auch bei Nierensteinen angewendet - hat sich nur in Einzelfällen, z. B. bei Kontraindikationen für eine Operation bewährt. Zum einen nimmt sie sehr viel Zeit in Anspruch, zum anderen sind die Langzeitergebnisse aufgrund der hohen Rezidivrate nicht befriedigend.

Eine direkte Vorbeugung der Bildung von Gallensteinen ist nicht möglich. Allerdings sind eine ballaststoffreiche, fettarme Ernährung und eine regelmäßige Kontrolle der Blutfettwerte, insbesondere des Cholesterins, hilfreich bei der Verhinderung der Entwicklung von Gallensteinen.