Neue Therapie bietet mehr Lebensqualität bei Brustkrebs

Neue Therapie bietet mehr Lebensqualität bei Brustkrebs

Neue Therapie bietet mehr Lebensqualität bei Brustkrebs
Für jede neunte Frau in Deutschland lautet die Diagnose Brustkrebs. Oft kann der Tumor früh erkannt und erfolgreich behandelt werden. Bei vielen Frauen wird der Krebs aber erst entdeckt, wenn er schon fortgeschritten ist. Man spricht vom fortgeschrittenen oder metastasiertem Brustkrebs, wenn die Krebszellen aus der Brust in andere Teile des Körpers wie in die Lunge, in die Leber oder in das Knochengewebe gewandert sind und dort Absiedelungen (Metastasen) oder neue Tumore gebildet haben.

 

Nach der Diagnose ist in den meisten Fällen ein chirurgischer Eingriff notwendig. In den meisten Fällen ist es möglich brusterhaltend zu operieren. Ist der Tumor zu groß oder liegt ungünstig, kann auch eine Amputation notwendig sein. In diesen Fällen wird zunehmend vor der Operation eine Chemotherapie verordnet, weil dadurch der Tumor verkleinert wird und dann eine Erhaltung der Brust möglich wird.

Bei der Operation werden auch die Lymphknoten aus der Achselhöhle entnommen. Dadurch können die Ärzte erkennen, wie weit der Krebs fortgeschritten ist. Neben den Lymphknoten ist eine genaue Gewebeuntersuchung entscheidend für die weitere Behandlung. Die Nachbehandlung wird bei jeder Patientin individuell festgelegt. Wichtige Faktoren bei der so genannten adjuvanten (ergänzenden) Therapie sind Alter der Patientin, das Stadium der Erkrankung und die Empfindlichkeit des Tumors auf Hormone.

 

Gute Verträglichkeit der Anti-Hormon-Behandlung

Das wichtigste Ziel der adjuvanten Behandlung ist eine Heilung von dem Krebs. Dabei kommen häufig hocheffektive, aber auch belastende Chemotherapien sowie Strahlentherapie und bei positiven Hormonrezeptoren die Hormontherapie zum Zug. Anders im fortgeschrittenen Stadium. Mit der Nachbehandlung soll hier die Krankheit so effektiv wie möglich in Schach gehalten und den Patienten möglichst lange eine gute Lebensqualität geboten werden. Bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs wird als erste Standardtherapie ein Aromatasehemmer wie Anastrozol eingesetzt. Diese Hormontherapie bietet eine gut verträgliche und effektive Behandlungsoption. Wird diese Therapie allerdings über einen längeren Zeitraum angewandt, können die Tumorzellen Resistenzen gegen diese Art der Behandlung bilden. Nach einer Resistenz wird oft die weniger schonende Chemotherapie verordnet. Damit Patientinnen weiterhin die gut verträgliche Hormontherapie erhalten können, wurden neue Medikamente entwickelt, gegen die die Tumore nicht resistent sind. Eine neue, vielversprechende Behandlungsmöglichkeit für die zweite und dritte Therapieoption stellt der Wirkstoff Fulvestrant dar. Er bietet Brustkrebspatientinnen in Kombination mit anderen Therapien eine gute Möglichkeit, die Krankheit zu kontrollieren.

 

Östrogen als Ziel

Viele Brustkrebstumore (Mammakarzinome) sind auf das weibliche Hormon Östrogen angewiesen, um wachsen zu können. Die Tumorzelle kann das Östrogen über so genannte Rezeptoren an sich binden. Man kann sie mit einem Schloss vergleichen. Auf der Oberfläche des Östrogens liegt der passende Schlüssel dazu. Das Östrogen kann auf der Krebszelle andocken und somit den Tumor anwachsen lassen. Hier setzt die Therapie mit Aromatasehemmern und Tamoxifen an. Aromatasehemmer wirken, indem sie den Östrogenspiegel im Körper der Frau verringern. Sie verhindern, dass ein für die Östrogenproduktion wichtiger Bestandteil – das Enzym Aromatase – wirken kann. Tamoxifen ist ein Anti-Östrogen und blockiert die Östrogenbindungsstellen der Tumorzellen. Dadurch hat der Krebs keine Rezeptoren frei, um richtiges Östrogen an sich zu binden. Der Tumor ist nun blockiert und wird nicht mehr so stark mit dem wachstumsfördernden Östrogen versorgt, das Wachstum kommt zum Stillstand bzw. der Tumor schrumpft. Allerdings ist Tamoxifen kein vollständiges Anti-Östrogen, so dass es sich teilweise ähnlich wie Östrogen verhält. Tamoxifen kann so wie Östrogen dem Verlust von Knochendichte entgegenwirken. Es kann aber auch das Gebärmutterschleimhautkrebsrisiko um das zwei- bis dreifache erhöhen, weil es das Wachstum in dem betroffenen Körpergewebe anregt, außerdem treten Blutgerinnsel vermehrt unter Tamoxifen auf.

 

Neues Prinzip bringt Hoffnung

Der neue Wirkstoff Fulve- strant hat eine verbesserte Wirkungsweise. Im Gegensatz zu Tamoxifen blockiert er die Rezeptorstellen des Tumors vollständig und schaltet sie aus. Zudem wird der Rezeptor dazu gebracht, seine Form zu ändern. Er kann also nicht mehr so gut Östrogen an sich binden und wirken. Bereits kurze Zeit nach Beginn einer Behandlung mit Fulvestrant wurden in Studien weniger Rezeptoren nachgewiesen. Mit Fulvestrant können Krebszellen angegriffen werden, die gegen die gängigen Behandlungsmethoden unempfindlich geworden sind.

 

Das verbesserte Wirk-Konzept von Fulvestrant eröffnet neue Möglichkeiten bei der Behandlung des so genannten Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebs. Zudem bietet der neue Wirkstoff Vorteile in der Verträglichkeit gegenüber Tamoxifen. Mit Fulvestrant kann länger auf die Krankheit reagiert und die Chemotherapie herausgezögert werden.

Die Behandlung mit Fulvestrant wird gut vertragen. Mögliche Nebenwirkungen von Fulvestrant sind Hitzewallungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopf- und Rückenschmerzen. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt.

 

Im Gegensatz zu anderen Hormontherapien wird Fulvestrant einmal pro Monat gespritzt. Dadurch entfällt der Druck, täglich an die Tabletteneinnahme zu denken. Besonders ältere und vergessliche Patientinnen können von dieser Verabreichungsform profitieren.

 

Da es sich bei der Behandlung mit dem Wirkstoff Fulvestrant nicht um eine Chemotherapie handelt, fallen auch die mit dieser Therapie verbundenen Nebenwirkungen aus. Die Patientinnen erreichen dadurch eine höhere Lebensqualität. Sie müssen sich nicht mehr so sehr auf die Krankheit konzentrieren, sondern können einfach nur leben.

 

Neues Medikament zugelassen

Fulvestrant wurde im März 2004 in Deutschland zugelassen. Der Wirkstoff ist der erste Vertreter der reinen Östrogenrezeptor-Antagonisten. Fulvestrant wurde in zwei klinischen Studien mit insgesamt 851 Frauen untersucht, die ihre Wechseljahre schon hinter sich hatten (postmenopausal) und die an fortgeschrittenem Brustkrebs litten. Bei allen Studienteilnehmerinnen war der Tumor nach früheren Hormontherapien erneut gewachsen.

 

Der Wirkstoff darf derzeit nur verschrieben werden, wenn eine vorangegangene Therapie mit Tamoxifen versagt hat.

Fulvestrant ist für postmenopausale Frauen geeignet, die sensibel auf eine Hormonbehandlung reagieren und bei denen Tamoxifen nicht mehr anschlägt.

 

Sollten Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an den Arzt Ihres Vertrauens.