"Ich schütze meine Nieren"

"Ich schütze meine Nieren"

Bundesweite Nierenwoche Ende September mit vielfältigen Aktivitäten

Die Nierenwoche soll jedes Jahr möglichst viele Menschen über Nierenerkrankungen informieren. Deshalb findet sie stets mehrere Tage hintereinander, an zahlreichen Orten gleichzeitig und mit einem vielfältigen Angebot statt.

Dazu zählten diesmal Tage der offenen Tür in Praxen, Dialysezentren und Kliniken, Infostände in Fußgängerzonen, Ausstellungen, Telefonaktionen, Arzt-Patienten-Foren und kostenlose Risiko-Checks (Blutdruck- und Blutzuckermessung sowie Gewichtskontrolle). Aber auch Video-Vorführungen, Fortbildungen für Ärzte, Patienten und Angehörige sowie Veranstaltungen von Selbsthilfegruppen verband in diesem Jahr das Motto "Ich schütze meine Nieren". Damit unterstrich die Initiatorin der Nierenwoche, die Deutsche Nierenstiftung, wie wichtig es ist, Nierenerkrankungen vorzubeugen und sie so früh wie möglich zu erkennen und zu behandeln. In diesem Jahr hatte sie weitere Unterstützung bekommen: Erstmals engagierte sich die Deutsche Hochdruckliga zeitgleich im Sinne der Prävention von Nierenerkrankungen unter dem weiteren Motto "Ich setze meine Nieren nicht unter Druck".

Bluthochdruck zählt – neben Diabetes mellitus – zu den häufigsten Ursachen für eine Nierenerkrankung. "20 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einem zu hohen Blutdruck. Oft gehen sie damit zu spät zum Arzt. Ein Bluthochdruck, der über Jahre nicht behandelt wird, schadet den Nieren", sagte Professor Dr. Ulrich Frei, Leiter der Abteilung für Nephrologie und Internistische Intensivmedizin der Charité Berlin, bei der Auftaktveranstaltung der Nierenwoche in Mannheim. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Patienten, die wegen einer chronischen Nierenerkrankung behandelt werden mussten, um die Hälfte gestiegen. Sie liege jetzt bei etwa 60.000.

Der Referent ging kurz auf die verschiedenen Nierenersatztherapien ein: die Transplantation, die Hämodialyse (HD) und die Peritonealdialyse (PD). Dass die PD mit einem Anteil von etwa 5 Prozent bislang wenig angewandt werde, liege unter anderem daran, dass die Ärzte hierin nicht so trainiert wie in der HD seien, sagte Frei. Auch setze die PD bei den Patienten ein gewisses Maß an Aufklärung über die Erkrankung und deren Behandlung voraus. Eine umfassende Information der Patienten komme aber meist zu kurz, insbesondere weil die Patienten oft erst bei fortgeschrittener Krankheit zu einem Facharzt kämen.

Josef Winter schilderte als Betroffener seine Erfahrungen mit den unterschiedlichen Nierenersatztherapien. Er hat sowohl die HD als auch die PD angewandt und lebt seit ein paar Jahren mit einem Nierentransplantat. Für die CAPD hatte er sich vor Jahren ganz bewusst entschieden. Dabei war ihm wichtig gewesen, weiterhin seinen Beruf als Medizintechniker ausüben und die Dialysezeiten selbst bestimmen zu können. Weitere Argumente waren für ihn, beim Reisen und seinem Hobby flexibel und in der Ernährung freier als bei anderen Verfahren zu sein.

Um individuelle Bedürfnisse und Fragen von Patienten, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben, bereits dialysepflichtig sind oder es in absehbarer Zukunft werden, ging es auch bei den weiteren Veranstaltungen. Willkommen waren bei Nierenwoche und Hochdrucktagen aber auch die Angehörigen dieser Patienten und alle anderen Interessierten.

Ein Veranstaltungsbeispiel: Das Alwall-Haus, Praxis für Nieren- und Hochdruckkrankheiten in Berlin-Pankow, hatte zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Im Stundentakt informierten die Nephrologen Diplom-Mediziner Götz Krupp und Dr. med. Henrik Jakobs sowie Fachschwestern in kurzen Vorträgen über die verschiedenen Nierenersatztherapien. Hierzu, zu Vorbeugung und Früherkennung von Nierenerkrankungen, Ernährung und sozialrechtlichen Aspekten gab es zusätzliche Informationsstände. Ferner standen den Gästen die verschiedenen Dialyse- und Praxisräume zur Besichtigung und für Gespräche offen. 150 Patienten nahmen an der Veranstaltung teil, die die beiden Fachärzte für Innere Medizin und ihre Mitarbeiter organisiert hatten. Ihnen ging es darum, Menschen mit chronischen Nierenfunktionsstörungen Mut zu machen und Perspektiven für ein Leben mit der Erkrankung aufzuzeigen.

Heidrun Wanderer, eine externe Referentin, war besonders von der Offenheit der Gespräche mit den Patienten beeindruckt. "An den Infoständen wurden viele Themen angesprochen, die sich Patienten, die noch nicht lange von ihrer fortschreitenden Nierenerkrankung wissen, sonst eher nicht zu fragen trauen. Zum Beispiel erkundigten sich viele, ob sie auch als Dialysepflichtiger noch lange ein hohes Maß an Lebensqualität genießen können, was wir ihnen gerne versicherten", sagte Heidrun Wanderer. Sie arbeitet als Fachberaterin bei der Firma Baxter Deutschland, die unter anderem Dialysesysteme und -lösungen für die PD herstellt und – neben anderen Sponsoren – die Veranstaltung unterstützte.

 

Ein offener Umgang mit vielen, auch den weniger populären Fragen zu chronischen Nierenerkrankungen – die Nierenwoche 2005 leistete hierzu wieder einmal einen Beitrag. Mit über 200 Veranstaltungen (etwas mehr als in den sechs Vorjahren) erfüllte sie die Ziele der Deutschen Nierenstiftung, Patienten und Öffentlichkeit umfassend zu informieren und aufzuklären sowie die Lebensqualität der Nierenpatienten zu verbessern.

 

 

 

Bei der Hämodialyse (HD) wird der Patient in der Regel dreimal pro Woche an eine Dialysemaschine angeschlossen. Über ein Schlauchsystem wird dem Körper Blut entzogen und ihm nach Reinigung in einem externen Filter – der "künstlichen Niere" – wieder zugeführt. Die vier- bis sechsstündige Behandlung findet meist in Dialysezentren statt, in seltenen Fällen zu Hause.

 

Die Peritonealdialyse (PD) bietet sich für eine Behandlung in den eigenen vier Wänden oder auch unterwegs an. Hierbei dient das Bauchfell (Peritoneum), eine rund 2m2 große dünne Haut, die von einem dichten Geflecht von Blutkapillaren durchzogen ist, als Filter. Frische Dialyselösung fließt hierzu über einen ständigen Katheter in die Bauchhöhle. Sie nimmt im Bauchfell Schadstoffe und überschüssige Flüssigkeit auf und transportiert sie nach einigen Stunden Verweilzeit über den Katheter aus dem Körper heraus in einen Auffangbeutel. Bei der CAPD führt der Patient den Beutelwechsel vier- bis fünfmal pro Tag selbst durch. Bei der APD wird dieser Vorgang durch ein Dialysegerät, den Cycler, durchgeführt – in der Regel während der Nacht.