Nierenversagen durch eine Zyste

Nierenversagen durch eine Zyste

Zehn Prozent aller rund 60.000 Dialysepatienten in Deutschland beginnen infolge einer Zystennierenerkrankung mit einer Nierenersatztherapie. Wenn sich in der Niere eine Zyste - ein flüssigkeitsgefüllter und von einer Kapsel umgebener Hohlraum im betroffenen Organ - bildet, so verursacht diese in der Regel keine gesundheitlichen Beschwerden. Eine vollkommen von Zysten durchsetzte Niere kann dann aber nach und nach zu Nierenversagen und zur Dialysepflicht führen.

Es gibt verschiedene Arten von Zystennierenerkrankungen. Die häufigste ist die ADPKD (autosomal dominant polyzystische Nierendegeneration). Alle Zystennierenerkrankungen sind genetisch bedingt und gelten als die meist verbreitete Erbkrankheit überhaupt - auch wenn das Zahlenmaterial dazu sehr unterschiedlich ist. Das liegt daran, dass diese Art der chronischen Nierenerkrankung nicht immer erkannt wird. In ihrem Anfangsstadium verursacht sie nämlich selten Beschwerden. Während Patienten mit der selteneren Zystennierenerkrankung ARPKD (autosomal rezessiv polyzystische Nierendegeneration) meist schon im Säuglingsalter sterben, wird die ADPKD häufig erst im Alter von etwa 40 Jahren diagnostiziert - bisweilen im Rahmen anderer Untersuchungen.

Im fortgeschrittenen Stadium kann sie zu überhöhtem Blutdruck, Blut im Urin, Beschwerden in der Flankengegend, in Rücken und Bauch führen. Auch Harnwegsinfektionen und Nierensteine können bei Zystennieren auftreten. Manchmal ist auch ein früh an Nierenversagen verstorbener Angehöriger ein Hinweis darauf, dass die Erkrankung in der Familie vorliegt. Per Ultraschall, Computertomografie, Kernspintomografie oder Gentest kann die ADPKD festgestellt werden. Die normalerweise faustgroßen, 280 bis 350 Gramm schweren Organe können die Größe eines Fußballs bekommen und bis zu 15 Kilogramm wiegen. Sie verlieren ihre Funktion, den Flüssigkeitshaushalt im Körper zu regulieren, Hormone und Enzyme zu produzieren und Giftstoffe aus dem Blut zu filtern.

Das Nierenversagen herauszuzögern ist das Ziel, dem sich verschiedene regionale Vereine "Familiäre Zystenniere" verschrieben haben. Als vorbeugende Maßnahmen empfehlen sie die regelmäßige Kontrolle der Blutwerte und richtige Einstellung des Blutdrucks, eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, weniger Hektik und mehr Entspannung. "Damit diese Maßnahmen bestmöglich wirken, ist es wichtig, die Krankheit so früh wie möglich zu erkennen", sagt Uwe Korst, Vorsitzender des Vereins in der Region Rhein-Main-Neckar. Da die ADPKD erblich ist – ihr Gen sogar dominant ist – besteht bei jedem Kind eines an dieser Zystennierenerkrankung leidenden Elternteils eine 50-prozentige Möglichkeit, daran ebenfalls zu erkranken. Um mehr über Vorbeugung und Verhalten bei der Erkrankung zu erfahren, unterstützt der Verein die Forschung auf diesem Gebiet. Zu den wesentlichen Zielen der Vereine "Familiäre Zystenniere" gehören fer-ner der Erfahrungsaustausch und die Aufklärung von Betroffenen. Dazu sollen regelmäßige Gesprächskreise und Informationsveranstaltungen beitragen, beispielsweise ein Symposium des Vereins Rhein-Main-Neckar am Samstag, dem 10. September, in Darmstadt. Die medizinische Beratung sieht der Verein nicht als seine Aufgabe an, sondern als die des behandelnden Arztes.

Trotz vorbeugender Maßnahmen kann es bei einer Zystennierenerkrankung zu Nierenversagen kommen. 25 Prozent der Betroffenen sind im Alter von 50 Jahren dialysepflichtig, 42 Prozent mit Ende 60 und knapp die Hälfte im Alter von 73 Jahren. Besteht Dialysepflicht, so stehen den Patienten neben der Transplantation verschiedene Dialyseverfahren zur Auswahl. Die jeweilige Entscheidung erfolgt in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt.

Bei der Hämodialyse (HD) wird der Patient in der Regel dreimal pro Woche an eine Dialysemaschine angeschlossen. Über ein Schlauchsystem wird dem Körper Blut entzogen und ihm nach Reinigung in einem externen Filter – der "künstlichen Niere" – wieder zugeführt. Die vier- bis sechsstündige Behandlung findet meist in Dialysezentren statt, in seltenen Fällen zu Hause.

Die Peritonealdialyse (PD) bietet sich für eine Behandlung in den eigenen vier Wänden oder auch unterwegs an. Hierbei dient das Bauchfell (Peritoneum), eine rund 2m2 große dünne Haut, die von einem dichten Geflecht von Blutkapillaren durchzogen ist, als Filter. Frische Dialyselösung fließt hierzu über einen ständigen Katheter in die Bauchhöhle. Sie nimmt im Bauchfell Schadstoffe und überschüssige Flüssigkeit auf und transportiert sie nach einigen Stunden Verweilzeit über den Katheter aus dem Körper heraus in einen Auffangbeutel. Bei der Automatisierten PD (APD) wird dieser Vorgang durch ein Dialysegerät durchgeführt – meistens während der Nacht.

Mehr zu den regionalen Vereinen Familiäre Zystennieren e.V. unter www.zystennieren.de