Leukämie

Leukämie

Blut besteht aus Blutzellen wie den roten Blutkörperchen (Erythrozyten), den für die Blutgerinnung zuständigen Blutplättchen (Thrombozyten), und den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Diese Blutzellen übernehmen lebenswichtige Funktionen des Organismus.

Da die Zellen nur eine begrenzte Lebensdauer haben, müssen diese ständig erneuert werden. Der Ort der Blutbildung ist dabei das Knochenmark, das in den Hohlräumen der Knochen verteilt ist. Im Knochenmark werden aus wenigen Vorläufer- oder Stammzellen durch Zellteilungen und Reifungsschritte ständig alle Formen der Blutzellen in großer Zahl gebildet. Wenn sie reif sind, treten sie in den Blutkreislauf über.

Bei Leukämie ist durch genetische Veränderung der Stammzellen der normale Reifeprozess der weißen Blutkörperchen unterbrochen, es treten auch unreife weiße Blutkörperchen in den Blutkreislauf über und vermehren sich unkontrolliert. Die bösartigen Zellen werden funktionslos und verdrängen die gesunden Knochenmarkszellen. Es treten z. B. Symptome wie Infektionen, Müdigkeit, Blutarmut und Blutungsneigung auf.

 

 

Formen der Leukämie

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Formen der Leukämie. Bei den akuten Formen der Leukämie schreitet die Krankheit sehr schnell voran, so dass ohne Behandlung innerhalb weniger Wochen ein lebensgefährlicher Zustand eintreten kann. Dagegen kann bei den chronischen Formen der Leukämie der Zustand über Monate oder Jahre stabil bleiben, so dass, je nach Erkennungszeitpunkt, nach Diagnosestellung etwas mehr Zeit bis zum Behandlungsbeginn bleiben kann. Zudem unterscheidet man bei Leukämien nach der Herkunft der durch fehlerhaften vermehrten Blutzellen zwischen lymphatischer und myeloischer Leukämie.
Daraus ergeben sich folgende Formen von Leukämien, die sich im Hinblick auf Symptome, Verlauf, Prognose und Behandlung unterscheiden:

 

<//font>Akute myeloische Leukämie (AML)
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Ein Zeichen für akute myeloische Leukämien ist die Häufigkeit des Vorkommens der Myeloblasten oder Monoblasten. AML tritt weltweit mit einer Häufigkeit von 2,5 Erkrankungen pro Jahr pro 100.000 Einwohner auf. Sie ist die bei Erwachsenen am häufigsten vorkommende Leukämieart.
Akute lymphatische Leukämie (ALL)
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Akute lymphtatische Leukämien treten meistens bei Kinder (zwischen dem 2. und 10. Lebensjahr), seltener bei Erwachsenen, vornehmlich im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, auf. Ungefähr einer von 100.000 Menschen pro Jahr ist von ALL betroffen. Bei der ALL kann es zu einem Befall der Hirnhäute kommen. Aus diesem Grund wird vorsorglich eine Lumbalpunktion durchgeführt und eine intrathekale Therapie angewendet. Bei Hirnhautbefall leitet man eine Kopfbestrahlung ein.
Chronisch myeloische Leukämie (CML)
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Die Chronische myeloische Leukämie ist gekennzeichnet durch eine erhebliche Vermehrung von Granulozyten und deren Vorstufen in Knochenmark, Blut, Milz und Leben. Sie tritt mit einer Häufigkeit von 10 Erkrankungen pro Jahr pro 1 Million Einwohner auf. Betroffen sind meistens Menschen im mittleren bis höheren Alter.
Chronisch lymphatische Leukämie (CLL)
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Die CLL ist eine Form der Leukämie, bei der die reifen Lymphozyten betroffen sind. Die Leukozytenzahl in Knochenmark, Blut, Lymphgewebe und anderen Organen ist deutlich erhöht, der in ihnen enthaltene Lymphozytenanteil kann bis zu 95% betragen. Im Blut liegen zwei Arten von Lymphozyten vor: B-Zellen und T-Zellen. Betroffen sind meistens ältere Menschen ab dem 50. Lebensjahr. Bei etwa aller CLL-Fälle liegen kanzeröse B-Zellen vor. Die sogenannte B-CLL ist die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen, von der jährlich ca. 60.000 in Europa betroffen sind. Heilung ist nur durch eine allogene Knochenmarktransplantation möglich.
Andere Leukämieformen
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Als weitere Leukämieformen ist z. B. die erst im Jahr 2001 entdeckte Mixed-Lineage Leukaemia (MLL) als eine Variante der ALL zu nennen. MLL verfügt über eine chromosomale Translokation. Diese Verlagerung eines Chromosomenteils bedeutet hier, dass ein Teil des Chromosoms 11 abgebrochen ist und sich an ein anderes Chromosom angehängt hat. Patienten mit dieser chromosomalen Translokation verfügen über Gen-Expressionsprofile, die sich deutlich von anderen Leukämieformen unterscheiden.

 

 

Behandlungsmethoden

In den 60er Jahren wurden eine Reihe von Medikamenten gegen Leukämie entwickelt, die den Weg für die heute übliche Chemotherapie ebneten. Das Ziel der Chemotherapie ist, die Leukämiezellen vollständig zu zerstören oder möglichst weit zurückzudrängen. Die Medikamente greifen besonders Zellen während der Zellteilung an. Dadurch werden vor allem die Tumorzellen geschädigt, die sich praktisch ständig vermehren. Mit der Chemotherapie kann eine Reduzierung der Leukämiezellen (Teilremission) und teilweise sogar eine weitgehende Krankheitsrückbildung (komplette Remission) erzielt werden.

In den 70er Jahren wurde die Knochenmarktransplantation entwickelt, die bis heute als sehr wirkungsvolle Therapie eingesetzt wird. Hierbei wird dem Patienten im Anschluss an eine Hochdosistherapie, die das existierende Knochenmark zerstört, das Knochenmark von einem geeigneten Spender übertragen. Die Stammzellen des Spenders beginnen dann, neue funktionstüchtige Blutzellen zu bilden. Entscheidend ist hierbei die Gewebeverträglichkeit zwischen Spender und Empfänger, da es bei Inkompatibilitäten zu einer immunologischen Abwehrreaktion des neuen Immunsystem gegen den Körper des Empfängers kommen kann.

Ende der 90er-Jahre wurde mit STI ein neuartiges Medikament erstmals beim Menschen eingesetzt, das bei manchen Leukämieformen ganz gezielt in die Steuerung der Krebszelle eingreift und die krankhafte Zellvermehrung hemmt. Selbst in fortgeschrittenen Phasen der Krankheit gab es hierbei sehr vielversprechende Ergebnisse